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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Dienerinnen.
      Ich sah ihr nach, wie sie sich am Ende unserer Mahlzeit hinausschleppte, und Janos stellte fest: »Übermäßig gesund sieht sie nicht aus.«
      »Das ist leicht untertrieben«, sagte ich. »Wenn sie so weitermacht, wird sie wirkliche Schwierigkeiten bekommen.«
      »Aber natürlich!« rief er. »Ich habe das ja völlig vergessen. Sie haben ja Medizin studiert. Aber ohne Abschluß, glaube ich?«
    »Ein Jahr hätte ich noch machen müssen.«
      »So etwas ist immer schade. Haben Sie je daran gedacht, noch einmal zurückzugehen und fertig zu studieren?«
      »Nach Dublin?« Ich lachte laut auf. »Da hätte ich nur eine sehr kurze Galgenfrist, glauben Sie mir. Kommen Sie, schauen wir, was in der Bar geboten wird.«
      Das war nicht die schlechteste Art, die Konversation abzubrechen – es gab schlechtere. Und er wußte das. Ein schlauer Vogel, kein Zweifel, das war er.

    Moreno war nicht in der Bar, als wir eintraten. Zum Glück, in gewisser Hinsicht, denn als ich mich umsah, um mich selbst zu bedienen, entdeckte ich ein Depot schottischen Whiskys bester Sorte. Ich konnte mir denken, für wen der hier auf Lager war, aber das scherte mich nicht. Ich nahm mir eine Flasche und suchte zwei Gläser. Und im gleichen Moment kam auch schon Moreno herein. Es schien zuerst, als wollte er protestieren, aber dann ließ er es doch sein.
    »Wünschen Sie sonst noch etwas, Señores?«
      »Ein Kartenspiel vielleicht oder besser gleich zwei.« Janos sah mich hoffnungsvoll an. »Sie spielen nicht zufällig Besique?«
    »Nein, aber ich habe mal zwei Monate lang mit dem Bein in Gips in einem Bauernhaus in Connemara zusammen mit einem englischen General zugebracht, den wir als Geisel festhielten, und der lehrte mich ein teuflisches kleines Spiel namens Piquet.«
      Ein Ausdruck vollständigen und äußersten Entzückens erhellte sein Gesicht. »Mein Gott, Sir, ich dachte nicht, daß ich jemals noch den Tag erleben würde, ein Spiel für Gentlemen zu spielen.«
      Er gab mir eine Zigarre und nahm sich auch eine, und während wir sie uns anzündeten, kam Moreno mit den Karten wieder. Er legte sie auf den Tisch und sagte unterwürfig: »Vielleicht möchten sich die Señores lieber in ein Privatzimmer zurückziehen, wo sie es bequemer haben? Hier wird es später ein wenig voll werden.«
      »Wir sind ganz zufrieden, wo wir sind, Mann«, knurrte Janos ungehalten. Er war bereits mit den Karten beschäftigt. »Lassen Sie uns jetzt in Ruhe.«
      Ich hätte wissen müssen, daß Janos nur gut sein konnte, aber sogar von ihm ausgenommen zu werden war das reine Vergnügen. Es lenkte mich wohltuend von all den anderen Dingen ab, und zwar so vollständig, daß ich ausgesprochen überrascht war, ein Dutzend oder fünfzehn Männer um uns herum zu erblicken, als wir nach einer Stunde eine erste Pause machten.
      Wir waren natürlich Eindringlinge, das war sehr deutlich zu spüren, aber sie saßen fast alle schweigend da und starrten uns nur träge an, während sie gelegentlich tranken oder in leisem Geflüster miteinander sprachen. Sie waren alle Männer aus dem Ort, einfache Bauern, ihrer Kleidung nach zu schließen, von denen nichts zu befürchten war.
    Wir spielten weiter, und ich gab eben das dritte Spiel dieser Partie, als die Tür aufflog und Raul Jurado sporenklirrend hereinkam, mit zwei Begleitern, die wie er Vaquerokleidung trugen und Pistolen in den Gürteln stecken hatten. Einer von ihnen war bei unserer Begegnung mit Tomas de la Plata in dessen Begleitung gewesen.
      Jurado blickte finster um sich und starrte auch uns einen Augenblick an. Von seinem linken Handgelenk baumelte eine Lederreitpeitsche. Es wäre ihm eine echte Freude gewesen, uns hier hinauszuwerfen oder uns auch Schlimmeres anzutun, aber dieses Verfahren war ihm ja nun durch das Wort des Mannes, der offensichtlich sein wirklicher Herr war, verwehrt.
      Er begab sich zur Bar und verlangte Tequila für sich und seine beiden Männer von Moreno, der total verschreckt aussah. Und wieder einen Augenblick danach ging die Tür auf, und Oliver van Horne trat ein.

    Es herrschte augenblicklich absolute Stille. Das Erstaunen auf den Gesichtern aller mußte man gesehen haben.
      Van Horne sagte mit unbefangener Freundlichkeit: »Guten Abend.«
    »Guten Abend, Pater«, antwortete ich ihm als einziger.
      Er trug seinen Priesterrock und seinen Schaufelhut und hatte ein in eine Wolldecke gewickeltes Bündel unter dem Arm. Er ging zur Bar und sprach

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