KORNAPFELGRUEN
übrig.“
„Kopf hoch. Es wird schon nicht so schlimm werden!“ sagte Camilla spöttisch und legte auf.
Die Sache mit dem Dunklen im Park heute Nachmittag verriet sie Sabina lieber nicht.
Und auch ihre Bekanntschaft mit Fritzi verheimlichte sie wohl besser. Zumindest vorerst.
Immerhin hatten beide Herren nichts mit dem Thema ORALSEX zu tun und gingen Sabina folglich auch nichts an.
Die WOMANIZER-Sache gehörte zu Daniel Kleeberg, wie ein Zwilling zum anderen!
Und Daniel würde sich bestimmt nicht für Camillas Arbeitsweise, sprich ihre daraus direkt resultierenden Männerbekanntschaften interessieren. Solange nur das Ergebnis am Ende gut genug und sein Kunde zufrieden war.
Und dann fiel Camilla plötzlich – beim bloßen Gedanken an Daniel Kleeberg – wieder der OSCAR auf seinem Schreibtisch ein.
Sie erinnerte sich vor allem auch an Daniels verklärtes Lächeln.
Dabei überkam sie erneut diese gewisse, irgendwie seltsame innere Rührung. Irgendwie ist er süß, er hat mir fast Leid getan … Wieso eigentlich?
Offensichtlich waren Daniel Kleeberg seine Qualitäten als Liebhaber sehr wichtig. Und eigentlich zeichnete ihn das bereits als WOMANIZER aus, überlegte Camilla schließlich weiter.
Vielleicht liegt am Ende Sabina mit ihrer Einschätzung doch gar nicht so falsch...?
Camilla rief sich Daniels Gesicht und sein Lächeln noch einmal ins Gedächtnis zurück, indem sie die Augen schloss und sich auf den gestrigen Nachmittag in seinem Büro konzentrierte.
Nein, unattraktiv war der Mann sicher nicht.
Er besaß eine angenehme Stimme und eine gute Art, sich auszudrücken. Er war charmant und strahlte diese spezielle Sorte von Selbstbewusstsein aus, die auf andere Menschen völlig natürlich wirkte. Dass Frauen aller Altersstufen ihn mochten, war absolut nachvollziehbar.
Es würde sicher angenehm werden, mit ihm zu arbeiten.
Nur musste sie, Camilla, um jeden Preis verhindern, ihm ebenfalls auf den Leim zu gehen. Wie etwa seine bedauernswerte Sekretärin. Die schob sicher des Öfteren Überstunden bis zum Abwinken, ohne größere Gegenleistung.
Bisher war es Camilla immer gelungen, Geschäftliches und Privates strikt voneinander zu trennen (wenn man mal von der Sache mit Sabina absah, aber das war wohl auch etwas Anderes!) - und sie hatte keineswegs vor, dies in naher oder ferner Zukunft zu ändern.
Ansonsten – rein privat betrachtet – hätte ihr Daniel Kleeberg allerdings schon gefährlich werden können …!
Noch in dem gleichen Augenblick, in dem sie das dachte, verdrängte Camilla den störenden Einfall auch schon wieder aus ihrem Kopf.
Zum Glück fiel ihr obendrein gerade jetzt auch wieder ein, dass sie vor einigen Tagen Ruth, der Nachbarin, die einen Stock höher wohnte, versprochen hatte, in der kommenden Woche Alex zu hüten.
Der Graupapagei war zwar ein unverschämtes Mistvieh ersten Ranges, das vor allem Schimpfwörter liebte und manchmal so laut krakeelte, dass das ganze Haus in Alarmbereitschaft versetzt wurde – aber Ruth war ein lieber Kerl und hatte sich die eine einzige, mickrige Urlaubswoche im Süden redlich verdient.
Raoul, Ruths 24-jähriger Sohn, war Rennfahrer und dadurch viel in der Weltgeschichte unterwegs. Sehr zu Ruths Leidwesen, die tausend Ängste um ihr einziges Kind ausstand und ihn außerdem recht selten zu Gesicht bekam.
Verheiratet war Ruth auch, allerdings mehr oder minder nur noch auf dem Papier.
Felix weilte zehn Monate im Jahr auf Montage in Kuweit oder irgendwo in Saudiarabien. Den Rest der Zeit trieb er sich Gott weiß wo herum. Dann und wann ließ er sich auch mal bei Ruth blicken, aber sie gerieten sich dann rasch in die Haare, und er verschwand daraufhin meist schnell wieder.
„Warum lässt du dich nicht endlich von ihm scheiden, Ruth?“ hatte Camilla in letzter Zeit immer und immer wieder gefragt.
„Wozu? Zumindest solange es keinen anderen Mann in meinem Leben gibt, ist das doch gar nicht nötig, oder?“ hatte Ruth erwidert. „So eine Scheidung ist teuer und macht auch noch Scherereien“, hatte sie noch hinzugefügt, „genauso wie ein anderer Kerl das ebenfalls tun würde. So what? Was würde ich schlussendlich gewinnen? So habe ich wenigstens meine Ruhe und meistens auch meinen Frieden. Und vor allem meine Freiheit. Und die ist mir verdammt wichtig. Wichtiger als so manches Andere.“
Camilla hatte zugeben müssen, dass dieser praktischen Sichtweise Ruths eigentlich nichts entgegenzusetzen war. Und immerhin zahlte Felix weiterhin
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