KORNAPFELGRUEN
mach aber mal halblang“, scherzte Richard, „die Sorte läuft doch nun wirklich überall frei herum. Sieh bloß mal mich an, hahaha...“
Augenblicklich war Camillas Widerspruchsgeist geweckt.
„Du hältst dich also für einen Womanizer, ja? Wirklich interessant, Richard. Nur schade, dass ich, deine eigene Frau, so wenig davon abbekomme.“
Richard starrte sie einen Moment lang schweigend und sichtlich überrascht an.
Schließlich sagte er gedehnt: „Sag bloß, du hast Grund dazu, dich zu beklagen. Welcher andere Mann würde denn, bitteschön, den gesamten Wochenendeinkauf alleine erledigen, während Madam zufrieden und gemütlich im Kaffeehaus herumsitzt?“
„Letztes Wochenende war ich an der Reihe damit, dieses Mal eben du! Wenn du insgesamt mehr Zeit für andere Dinge als nur deinen Job aufbringen würdest, könnten wir es auch gemeinsam erledigen, wie andere Paare. Aber dich kriegt man ja kaum von deinen verdammten Computern weg.“
„Immerhin lebst du ganz gut davon, dass ich so hart für uns beide schufte, meine Liebe!“
Richard kam allmählich so richtig schön in Fahrt.
Camilla wusste natürlich genau, jetzt wäre spätestens der Zeitpunkt dagewesen, um einzulenken, wollte sie einen Streit vermeiden.
Dummerweise war ihr aber nicht nach Einlenken zumute ...
„Ich arbeite auch, falls du das vergessen haben solltest!“
„Das bisschen Herumknipsen in der Weltgeschichte kann man ja wohl kaum ernsthaft als Arbeit bezeichnen!“ – Richard wurde jetzt laut.
Im Wohnzimmer kreischte Alex in diesem Moment empört los: „Halt die Klappe!“
Camilla musste lachen. „Kluger Vogel.“
Richard war aufgesprungen.
„Du brauchst dich wirklich nicht darüber zu wundern, wenn man mit dir auf gewisse Dinge keine Lust mehr hat, Camilla. Deine ewige Stänkerei kann einem jede noch so gute Laune verderben!“
Damit rannte er vom Balkon und ins Zimmer hinein.
Kurze Zeit später hörte Camilla die Wohnungstür ins Schloss fallen. Sie ertappte sich, wie sie erleichtert durchatmete. Dann schenkte sie sich noch ein Gläschen Wein ein.
Später trank sie noch eines und räumte nebenher in aller Ruhe den Tisch ab.
Es tat so gut, alleine zu sein!
Sogar Alex hielt die Klappe und knabberte zufrieden an einer Nuss, die er possierlich mit den Krallen festhielt.
In der Wohnung war es so schön still und friedlich.
Dann schob sich plötzlich, wie aus heiterem Himmel, Daniel Kleebergs Gesicht vor Camillas inneres Auge.
„Ja doch! Mittwoch rufe ich an und übernehme den Auftrag offiziell!“, murmelte sie vor sich hin.
Sie versuchte, Daniels Lächeln aus ihrem Kopf zu vertreiben. Es gelang ihr allerdings nur halbherzig.
Vielleicht sollte sie ihn tatsächlich fotografieren? – mit diesem Gedanken ging sie schließlich zu Bett.
Sie nahm den Roman, in dem sie gerade las, vom Nachtkästchen und vertiefte sich in die erotische Dreiecksgeschichte.
Richard kam spät in der Nacht nach Hause und roch überdeutlich nach Kneipe. Camilla stellte sich schlafend, sie hatte keine Lust auf eine weitere Diskussion. Und auf einen alkoholgeschwängerten ehelichen Akt erst recht nicht!
Montagmorgen gegen neun Uhr klingelte das Telefon. Camilla kam gerade aus der Dusche.
Richard hatte die Wohnung etwa zehn Minuten vorher verlassen. Ohne den üblichen Abschiedskuss.
Bestrafungsakt zweiter Teil für die widerspenstige Ehefrau!
„Bergen.“
„Einen wunderschönen guten Morgen, Camilla!“, sagte Daniels Stimme am anderen Ende.
Das samtige Timbre jagte Camilla einen wohligen Schauer über den nackten Rücken. Bis hinunter zum Steißbein.
Sabina hatte recht gehabt – diese Stimme war eine Sensation am Telefon.
Und nicht nur dort! Der Mann besaß wohl tatsächlich einige grundlegende Eigenschaften, die ihn zum Frauenliebling küren mochten …!
„Glauben Sie an den Zufall als solchen?“ setzte die Samtstimme nach, ehe Camilla auch nur einen einzigen weiteren Ton herausgebracht hatte.
„Wie bitte? Ich verstehe nicht …“ – sie ärgerte sich prompt über den eigenen Mangel an Schlagfertigkeit.
Das passierte ihr nun bereits zum zweiten Mal im Umgang mit Daniel Kleeberg.
Er lachte leise. „Nun, ich für meinen Teil glaube fest an den Zufall! Neulich beispielsweise fiel mir ausgerechnet jene Ausgabe der Mimi in die Hände, in der ich dann Ihre wunderbaren Fotos fand. Als ich diese einfühlsamen Porträts von Liebespaaren betrachtete, fiel mir die Womanizer-Kampagne wieder ein. Und plötzlich war die Idee
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