KORNAPFELGRUEN
mit italienischen Köstlichkeiten zu füllen. Falls die gute Laune den Abend über anhielt, würde vermutlich das Donnerwetter wegen ihres „Parkstils“ eher glimpflich ausfallen.
„Camilla, was würdest du zu einem Trip nach San Francisco sagen?“ – Richard hatte sich vorgebeugt und starrte ihr ins Gesicht. Seine Augen strahlten.
Camilla, die sich eben in die Speisekarte hatte vertiefen wollen, fuhr zusammen. Es war Vorsicht geboten, wenn Richard so überaus guter Laune war. Meist brütete er dann eine reichlich obskure Idee aus und war prompt beleidigt, wenn Camilla nicht vor Freude in die Luft sprang.
„Wie bitte? Schon wieder Urlaub? Wir waren doch vor acht Wochen erst in Italien!“
„Ist ja auch kein Urlaub, zumindest nicht für mich.“
Richard warf sich regelrecht in die Brust - „Der Boss hat mich gebeten, heuer für ihn in die USA zu reisen, zu diesem jährlichen Treffen im Silicon Valley. Mit Ehefrau. Flüge und Hotelzimmer plus Mietwagen zahlt die Firma. Na, Überraschung gelungen?“
Richard hob sein Weinglas und streckte es Camilla entgegen. Beinahe widerwillig griff sie nach ihrem eigenen Glas.
„Hör zu, Richard“, sagte sie langsam, „ich habe derzeit so viele Aufträge, dass ich wirklich nicht weiß, ob ich mitfliegen kann.“
„Natürlich kannst du!“, entschied Richard, „das wäre ja noch schöner. Du als Freiberuflerin wirst dir ja wohl ein paar freie Tage herausarbeiten können. Immerhin handelt es sich nur um eine knappe Woche. Andere Frauen wären froh und glücklich, wenn sie so etwas geboten bekämen. Die würden mir glatt die Füße küssen, das garantiere ich dir.“
Camilla hatte schon eine scharfe Antwort parat, da tauchte zum Glück der Ober mit den Vorspeisen auf.
„Die Tickets sind im Übrigen bereits gebucht, das Hotelzimmer vorbestellt“, erklärte Richard, während Camilla sich hungrig über ihre Pasta hermachte.
„Ich habe wegen dir darauf bestanden, in San Francisco zu wohnen. Obwohl das für mich jeden Tag insgesamt drei Stunden Autofahrt auf dem Highway bedeutet. Ich dachte mir, die Stadt sei für dich interessanter als irgendwo draußen in der Prärie zu sitzen.“
Richard lachte zufrieden und sichtlich stolz über seine fürsorgliche Ader.
Camilla nickte brav. Selbstverständlich war ihr klar, er hätte jetzt ein dickes Lob erwartet – und es vielleicht sogar verdient gehabt, das kam auf den jeweiligen Blickwinkel an – aber Camilla brachte es nicht über die Lippen.
Schweigend zu nicken, das war noch das Beste, was sie für ihren Ehemann in diesem Augenblick tun konnte.
Sie ärgerte sich viel zu sehr über seine machohafte Art, sich einfach über ihren Beruf hinwegzusetzen und für sie Entscheidungen zu treffen!
„Reisebeginn ist bereits Mitte nächster Woche“, erklärte Richard weiter, während der eifrige Ober ihre Gläser bereits zum dritten Mal auffüllte.
„Wir werden ein Taxi nehmen müssen später!“ Camilla wusste natürlich auch, das dies im Moment eigentlich ein weiteres Mal nicht die richtige Antwort war, aber sie konnte einfach nicht anders.
„Na und?“
Sein Tonfall klang für ihre Ohren reichlich großspurig, als er, trotzig wie ein kleiner Junge, obendrauf setzte: „Ich kann es mir leisten!“
„Ich aber nicht!“ – allmählich wurde Camilla scharf.
„Sei nicht albern!“ Richard lächelte milde.
Immerhin würde er so vielleicht nichts von ihrem Einparkstil mitbekommen, fiel ihr plötzlich ein!
Sie musste nur dafür sorgen, morgen früh vor ihm am „Tatort“ zu sein und ihr Auto wegzufahren.
„Mensch, das ist ja grandios! Ich beneide dich, ehrlich. San Francisco ist eine tolle Stadt. Ich wollte, ich könnte mir mal wieder eine Reise dorthin erlauben“, sagte eine braungebrannte Ruth, als Camilla sie am Sonntagabend in der Ankunftshalle des Flughafens in Empfang nahm.
„Kannst du vielleicht schon bald!“ Camilla war eben wieder eingefallen, dass Ruths Papagei mit Fritzis Hilfe vielleicht zum Star werden und Geld verdienen würde.
„Hat sich Alex denn wenigstens einigermaßen benommen?“ fragte Ruth prompt, ohne auf Camillas Einwand zu achten.
„Er hat sich sogar so super benommen, dass du ihn bald im Fernsehen bewundern wirst können. Als Werbestar in einem Potenzmittelspot.“
„Jetzt mach aber mal halblang, Mädchen. Du liebes Bisschen!“
Fünf Minuten später, sie hatten eben das Gepäck im Kofferraum verstaut, war Ruth über alles im Bilde.
„Na ja, wir können es ja
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