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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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dass ihre Weiterentwicklung etwas mit dem Portal zu tun haben könnte. Vielleicht wurde dadurch eine Art Evolutionsschub ausgelöst, der sie befähigt hat, Waffen und Werkzeug herzustellen. Vielleicht hat sich das Portal auf die Entwicklung bestimmter Lebensformen ausgewirkt. Ob zum Guten oder zum Schlechten, sei mal dahingestellt.«
    »Ihr habt ja einen Knall.« Karl musste die Zähne zusammenbeißen. Der Affe hatte eine empfindliche Stelle berührt und die Wunde sandte grelle Schmerzsignale aus. Karl suchte nach etwas, woran er sich festklammern konnte. Das fremde Wesen bemerkte seine Pein und nahm sofort seine Hände weg. Fremdartige Laute ausstoßend, wühlte es in seinem Lederbeutel und holte einige trockene Blätter heraus. Es rollte die Kräuter zu einem kleinen Ball, steckte sie in den Mund und begann, darauf herumzukauen. Nach einer Weile waren sie zu einem feuchten Klumpen geworden, den der Schamane herausnahm und ihn Karl unter die Nase hielt.
    »Ich soll was? Nein, nie im Leben nehme ich das in den Mund. Das kannst du vergessen.«
    »Tu lieber, was er sagt«, sagte Mellie. »Ray haben sie auch schon geholfen. Diese Geschöpfe kennen sich augenscheinlich recht gut mit Naturmedizin und Heilkräutern aus.«
    »Nein.«
    »Hab doch ein bisschen Vertrauen«, sagte Ray. »Die Blätter enthalten Substanzen, die den Schmerz lindern. Du solltest es wirklich auf einen Versuch ankommen lassen.«
    »Ihr verlangt Sachen von mir … na gut.« Der Schmerz in seiner Brust wurde langsam unerträglich. »Aber wenn es eklig schmeckt, spucke ich es gleich wieder aus.«
    Widerwillig öffnete er den Mund. Der Affe schob ihm den Klumpen mit seinen schmutzigen Fingern in den Mund, schloss den Kiefer und machte dann mahlende Bewegungen. Karl nickte und kaute darauf herum. Mit einem würgenden Gefühl in der Kehle schluckte er den Brei hinunter. »Bah, Affenspeichel«, sagte er. »Solltet ihr wirklich mal versuchen.«
    »Das habe ich bereits«, sagte Ray mit einem Grinsen. »Schmeckt ein bisschen wie eine Mischung aus Minze und ranziger Butter, nicht wahr?«
    »Es ist widerlich.« Karl schloss die Augen und versuchte nicht daran zu denken, was er da eben geschluckt hatte. Nach einer Weile verging das Unwohlsein und machte einem warmen, entspannenden Gefühl Platz. Es stieg hinauf in seine Brust, lähmte den Wundschmerz und breitete sich wohltuend über Arme und Beine aus. Sein Kopf wurde klar und das Hämmern hinter seinen Augen verschwand. Er öffnete die Augen.
    »Und, wie ist es?«
    Karl gestattete sich ein Lächeln. »Das Zeug ist großartig«, sagte er. »Der Schmerz ist wie weggeblasen.«
    Er wartete noch einen Moment, dann nickte er dem alten Affen zu. »Danke.«
    Das Geschöpf gab ein zufriedenes Grunzen von sich.
    Auf einmal ertönte vom Achterdeck her ein Ruf. Karl richtete sich ein wenig auf und versuchte, etwas zu erkennen.
    Das Licht der untergehenden Sonne warf lange Schatten gegen die Felswand. Inmitten der zerfurchten Oberfläche war eine Öffnung, die tief ins Gestein zu führen schien. Sie war groß genug, dass ein ganzes Schiff dort Platz hatte. Als er seinen Blick schweifen ließ, erkannte er noch weitere Öffnungen. In manchen von ihnen schimmerten Lichter.
    »Was ist das?«, murmelte er verwundert. »Das sieht ja aus wie eine Stadt.«
    »Eine Stadt inmitten von Fels und Geröll«, erwiderte Mellie.
    »Da krabbeln überall Gestalten herum«, sagte Ray und deutete nach vorn. »Es sind Affen, Hunderte von ihnen. Seht euch das an.« Jetzt sah Karl sie auch. Die Felswand war über und über von Löchern durchzogen. Brücken und Leitern verbanden die Öffnungen miteinander und ließen die Anlage aussehen wie einen gewaltigen Termitenbau. Kleine, gedrungene Gestalten bewegten sich darauf. Gestalten, die ihm nur allzu vertraut waren.
    »Sie scheinen die gesamte Hangseite zu bewohnen«, murmelte Ray. »Ziemlich gut getarnt, würde ich sagen. Wenn wir nicht genau darauf zugeflogen wären, ich hätte sie nicht erkannt.«
    »Seht euch nur all diese Öffnungen und Schächte an«, murmelte Karl. »Es müssen Hunderte sein, ach was, Tausende.« Sein Schmerz war wie weggeblasen.
    Ihr Schiff steuerte auf die große Öffnung zu und verlor dabei langsam an Fahrt. Im Inneren der Höhle waren weitere Flugboote zu sehen.
    Der Schatten der Felswand fiel auf ihr Schiff und tauchte das Deck in ein geheimnisvolles Zwielicht. Der Wind ließ nach und die Segel hingen schlaff herunter. In diesem Moment war ein ratterndes Geräusch zu

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