Korona

Lederbändern umwickelt. »Ich rede
hiervon.«
    »Moment mal.« Parkers Augen wurden groß. »Das ist doch das Messer von Cox.«
    »Du sagst es.«
    »Wo hast du das gefunden?«
    »An der Statue, genau an derselben Stelle, an der auch Burkes Brille gelegen hat.«
    »Aber wie kann das sein?«, fragte Wilcox. »Habt ihr die Skulptur bei eurem ersten Besuch denn nicht gründlich abgesucht?«
    »Und ob wir das haben«, sagte Richard. »Die ganze Gegend haben wir durchforstet, aber es war gestern noch nicht da.«
    »Aber … wie ist es dahin gekommen?«
    »Vielleicht ist uns doch etwas entgangen«, warf Katumba ein.
    »Nein«, widersprach Richard. »Ich habe die Statue von oben bis unten, Zentimeter für Zentimeter unter die Lupe genommen. Dieses Messer war gestern noch nicht da, das schwöre ich bei allem, was mir heilig ist.«
    »Dann … dann muss es jemand dort hingelegt haben. Jemand will uns einen Streich spielen.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Richard.
    »Und was macht Sie da so sicher?« Katumba blickte düster auf das Messer. »Für mich sieht das Ganze nach einem ziemlich geschmacklosen Scherz aus.«
    »Warten Sie’s ab.« Richard schraubte den Griff der Waffe auf und zog ein zusammengerolltes, vergilbtes Stück Papier heraus. Parker stieß einen überraschten Laut aus. »Das ist Amys Handschrift«, sagte er. »Ich würde sie unter Tausenden wiedererkennen. Gib mal her.«
    Richard reichte ihm das Pergament.
    »Lies vor, was da steht«, sagte Wilcox.
    »Lieber Richard …«,
begann der Mediziner,
»ich kann nur hoffen, dass du unserer Spur gefolgt bist und diese Botschaft findest. Meine vier Kollegen Mellie Fairwater, Daniel Skotak, Karl Maybach, Ray Cox und ich sind durch ein unfassbares Phänomen in eine fremde Welt katapultiert worden. Es würde zu weit führen, den Hergang und die Gründe zu beschreiben, daher beschränke ich mich nur auf das Notwendigste.
    Es geht uns gut.
    Wir sind alle wohlauf und bemühen uns, das Beste aus unserer Lage zu machen. Bisher gibt es kaum Hinweise auf die Gesetzmäßigkeiten der Störung, aber wir glauben, dass es einen Weg gibt, zurückzukehren. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat William Burke diesen Weg vor uns beschritten. Wenn jemand diese Zeilen findet, bitte melden Sie sich bei Richard Mogabe, Mgahinga-Nationalpark Services, Uganda.
    Richard, was wir brauchen, ist Folgendes: detaillierte Informationen über die Wetterentwicklung in den nächsten Tagen sowie Hinweise auf etwaige Sonnenaktivitäten. Wird es zu weiteren Ausbrüchen in der Korona kommen? Wenn ja, wann? Alles, was wir sagen können, ist, dass unser Verschwinden irgendwie mit den Sonneneruptionen der letzten Tage und den damit zusammenhängenden Wetterphänomenen zu tun hat.
    Ich kann nur hoffen, dass unsere Botschaft zu euch durchdringt und ihr eine Möglichkeit findet, uns zu antworten.
    Danke für alles. Meine Gebete begleiten euch, Amy.«
     
    Leutnant Katumba nahm Parker das Papier aus der Hand und überflog die Botschaft. Seine Finger rieben über das Papier. »Das ist doch ein Witz«, sagte er. »Da will uns irgendjemand zum Narren halten. Sehen Sie sich mal das Papier an. Es ist so alt, dass es schon beinahe auseinanderfällt.« Er rieb an einer Ecke. Die Zellulose zerbröselte in ihre Bestandteile.
    »Ich fürchte, dass es kein Scherz ist, Leutnant«, sagte Richard. »Tatsache ist, dass wir genau dieses Papier in unseren Notizblöcken und Aktenordnern verwenden. Es ist mit einem speziellen Wasserzeichen gekennzeichnet. Sie können es sehen, wenn sie es gegen das Licht halten.«
    Der Offizier hielt es gegen den Feuerschein.
    »Der Alterungseffekt ist vermutlich auf die Einwirkung von Strahlung zurückzuführen.« Richard nahm das Papier wieder an sich. »Es ist nicht leicht zu verstehen, aber es scheint, dass wir uns hier an einem Ort befinden, an dem das Raum-Zeit-Kontinuum gestört ist. Unweit unserer Position, dort, wo die Pyramide steht, existiert ein Loch zwischen den Dimensionen, das dazu führt, dass bestimmte Dinge von Zeit zu Zeit die Seiten wechseln. Pflanzen, Tiere …«
    »Und Menschen?«
    Richard nickte. »Möglich. Diese Gegend war schon immer berühmt dafür, dass hier eine Flora und Fauna existiert, die es nirgendwo sonst auf der Welt gibt.« Er blickte in die Runde. »Wissenschaftler haben lange darüber spekuliert, woran das liegen könnte, und sind zu dem Schluss gekommen, dass diese Gegend so abgelegen ist, dass sich bestimmte Tiere und Pflanzen ungestört erhalten konnten.