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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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im abendlichen Wind und gaben dabei knarrende Laute von sich. Karl drehte den Kopf und sah eine gewaltige Felswand neben dem Schiff aufragen. Erosionsrinnen liefen an ihr herab und allenthalben ragten Wurzelenden heraus. Die Wand war enorm. Hundert Meter hoch und mindestens ebenso breit. Selbst wenn er den Kopf drehte, konnte er nicht erkennen, wo sie anfing und wo sie endete.
    Immer weiter flog das Schiff auf die Felswand zu.
    Er versuchte sich aufzurichten, doch ein weiterer Stich in seiner Brust ließ ihn zusammenfahren. Ein leiser Schmerzenslaut drang aus seiner Kehle.
    »Ray, komm schnell. Karl ist erwacht.«
    Karl drehte den Kopf und sah, wie Mellie auf ihn zukam. Sie setzte sich neben ihn und strich ihm über den Kopf. Ein zaghaftes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Wie geht es dir?«, fragte sie. »Du hast lang geschlafen.«
    Jetzt tauchte auch Ray auf. Sein Hemd war blutgetränkt und er hielt die Hand auf die Seite gepresst.
    »Na, Karl, mein Alter? Alles klar?«
    »Hab mich schon besser gefühlt«, keuchte Karl. Das Sprechen bereitete ihm Schwierigkeiten. »Du siehst aber auch nicht gut aus. Was ist geschehen?«
    »Erinnerst du dich nicht?«
    »Nur vage. Ich weiß noch, dass wir auf ein fremdes Schiff gestoßen sind. Es sah aus, als würde es schweben. Danach weiß ich nichts mehr.«
    »Es gab einen Kampf«, sagte Ray. »Du wurdest verletzt.«
    »Wo sind Amy und Dan …?«
    Ray schüttelte den Kopf. »Ich habe noch versucht, sie zu befreien, aber es war zu spät. Sie sind nicht mehr da.«
    »Was heißt das,
nicht mehr da?«
    »Sie wurden entführt. Jäger eines unbekannten Stammes haben sie auf ihr fliegendes Schiff geladen und sind mit ihnen davongeflogen.«
    »Fliegendes Schiff …?« Karl versuchte sich aufzurichten, doch der Schmerz zwang ihn zurück auf die Bank.
    »Du musst stillhalten«, sagte Mellie. »Zu viel Aufregung tut dir im Moment nicht gut. Zuerst mal müssen wir dich wieder auf die Beine bekommen.«
    »Komm schon«, keuchte Karl. »Ich will Antworten. Wo sind wir?«
    »In guten Händen.« Ray warf ihm einen seltsamen Blick zu. »Kannst du dich erinnern, was auf der Ebene geschehen ist?«
    Karl überlegte eine Weile, dann sagte er: »Ich weiß noch, dass du einen Gorilla befreit hast. Irgendetwas an ihm war seltsam.«
    »Er trug Kleidung.«
    »Genau.«
Jetzt fiel es ihm wieder ein. »Und Waffen.«
    »Es wird nicht leicht für dich sein, das zu verstehen …«, sagte Ray. »Aber diese Wesen sind im Moment unsere einzige Hoffnung. Sie sehen sehr ungewöhnlich aus und riechen noch ungewöhnlicher, aber sie sind sehr freundlich und umgänglich. Ich wollte dich nur warnen.«
    »Warnen?« Karl runzelte die Stirn. »Wovon redest du?«
    In diesem Moment erschien ein weiteres Gesicht über ihm. Es war augenscheinlich recht alt. Sein Fell war grau meliert und an manchen Stellen etwas kahl, dennoch strahlte es große Würde und Intelligenz aus. Inmitten des bärtigen Gesichtes leuchteten zwei helle graue Augen. Plötzlich begann das Wesen zu sprechen. Seine Stimme war dunkel und kehlig, aber von einer sehr angenehmen Modulation.
    Karl blieb vor Verblüffung der Mund offen stehen.
    »Was … was ist das?«
    »Ich glaube, er will wissen, wie du dich fühlst.«
    »Aber das ist ein Affe.«
    »Er sieht vielleicht aus wie einer, aber ich kann dir versichern, er ist viel mehr als das.«
    »Versteht ihr etwa, was der Kerl sagt?«
    »Das nicht gerade«, entgegnete Mellie. »Aber die G’ombe haben dafür eine umso ausgeprägtere Gestik und Mimik. Wenn man sich darauf einlässt, klappt die Kommunikation ganz gut.«
    »G’ombe?«
    »So nennen sie sich selbst«, sagte Ray. »Ich glaube, dieser hier ist eine Art Heiler oder Schamane. Ein Medizinmann, wenn du so willst. Du solltest ihn mal einen Blick auf deine Verletzung werfen lassen.«
    Karl warf dem Wesen einen skeptischen Blick zu, dann nahm er zögernd die Hände von der Brust. Sofort begann der Schamane, seine Wunden zu untersuchen. Er ging dabei so vorsichtig und behutsam vor, dass Karl keinerlei Schmerz verspürte.
    »Sind das Gorillas?«, fragte er, als er spürte, dass der Alte ihm kein Leid zufügen wollte.
    »Vermutlich«, sagte Ray. »Zumindest waren sie mal welche. Jetzt sind sie viel weiter entwickelt. Mellie und ich sprachen darüber. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass sie möglicherweise aus unserer Welt stammen.«
    Karl hob die Brauen. »Wie kommt ihr denn darauf?«
    »Hauptsächlich wegen Leonidas und seiner Gruppe. Wir glauben,

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