Korona
fallen zu lassen. Er pellte die Hülse und legte die Samen in K’baas Hand, die dieser, wie zufällig, nach hinten ausgestreckt hielt. Der Affe führte die Hand zum Mund und begann, die süßen Kerne zu knacken. Endlich drehte er sich um.
»Na also«, sagte Ray und schälte noch ein paar Schoten. K’baas Kiefer kauten und mahlten. »Was ich dich mal fragen wollte: Wie schafft ihr es eigentlich, die Schiffe in der Schwebe zu halten? Warum gibt es hier schwebende Inseln und fliegende Steine? Was ist das für eine Kraft, die eure Welt zusammenhält?«
K’baa runzelte verständnislos die Stirn.
Ray legte die Kerne weg, griff nach seinem Skizzenbuch und scribbelte ein paar Bilder aufs Papier. Dann hielt er K’baa die Zeichnung unter die Nase.
Der Affe ließ seinen Blick über die Skizzen gleiten, dann griff er nach dem Stift und zeichnete etwas, das wie eine Mischung aus einer Dampfmaschine und einem Abendkostüm aussah.
»Was soll das sein?« Ray tippte mit dem Zeigefinger an seine Schläfe.
K’baa grunzte, legte das Buch zur Seite und verließ seinen Platz. Sofort änderte das Schiff seine Richtung. Ray tippte das Heckruder an und brachte das Schiff wieder auf Kurs. Sein Begleiter öffnete eine hölzerne Klappe in der Mitte des Decks und kletterte hinein. Dann tauchte er für einen kurzen Augenblick wieder auf und winkte ihm zu. Ray verließ seinen Platz am Steuer und kroch vorsichtig zu dem Primaten hinüber. Unter der Klappe war ein etwa einsfünfzig hoher Hohlraum, der zur Lagerung von Waffen und Proviant diente. K’baa hockte unten und gab Ray zu verstehen, er solle ihm folgen.
»Was denn? Da hinein? Da ist doch kaum Platz für dich. Na, sei’s drum.« Er zog den Kopf ein und folgte seinem Freund. K’baas Körpergeruch stieg ihm in die Nase. Es dauerte eine Weile, ehe seine Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, doch dann sah er sich um. Neben ihm führte der Mast kerzengerade in die Höhe. Dort, wo er das Deck durchstieß, mündete er in eine Verdickung von beträchtlichen Ausmaßen. Auch die beiden Ausleger, an denen die Ruder befestigt waren, führten in diese Kugel. Kiel, Mast und Ausleger bildeten also ein Kreuz, in dessen Zentrum diese Verdickung war. Das Material selbst bestand aus einer dunklen Substanz, die eine eigentümliche Wärme absonderte. Ray berührte die Kugel, zog seine Hand aber rasch wieder zurück. Das Metall summte und surrte, als sei es lebendig.
»Was ist denn das?«, fragte er überrascht.
K’baa zog sein Messer heraus, setzte es an einer Stelle an und brach eine winzige Ecke des merkwürdigen Metalls heraus. Blitzschnell fasste er zu. Es schien, als besäße der Splitter einen eigenen Willen. K’baa gab Ray zu verstehen, er solle mit seinen Hände eine Kugel formen. Kaum hatte er das getan, legte der Affe den Splitter in seine Hand. Ray spürte ein unangenehmes Brennen. Um ein Haar wäre ihm das seltsame Metall durch die Finger gerutscht, doch er war vorbereitet und fasste schnell nach. Der Druck, den dieses kleine Metallstück ausübte, war enorm. Es widersetzte sich jedem Versuch, es in eine andere Lage zu zwingen. Ray versuchte, das glitschige Ding mit den Fingerspitzen zu packen, doch es dauerte eine ganze Weile, bis er es zu fassen bekam. Er hielt das Stück ans Licht und betrachtete es eingehend. Abgesehen davon, dass es warm war und pulsierte, war es von goldener Farbe und in sich gekörnt wie ein Stück Gusseisen.
»Was zum Geier ist das? Hat jedes eurer Schiffe so etwas an Bord?«
K’baa malte mit seinem Finger das Symbol für ›Insel‹ an die Planken.
»Die Inseln?« Plötzlich ging ihm ein Licht auf. »Aber natürlich«, murmelte er. Wie hatte er das nur vergessen können? Der kleine Stein, der scheinbar ohne äußere Einwirkung schweben konnte. Schon damals waren ihm die winzigen metallischen Einschlüsse aufgefallen, die wie Pyrit glitzerten. Wie hatte Karl dieses Phänomen noch mal genannt?
Meißner-Ochsenfeld-Effekt.
Ray ließ das Metallkörnchen los. Er erwartete, dass es in die Höhe schießen würde, aber es bewegte sich keinen Millimeter. Es hing einfach nur in der Luft und glitzerte still vor sich hin. Er versuchte es anzustoßen, aber es rührte sich nicht. Es verhielt sich wie ein Kreisel, den man versucht, in eine andere Bahn zu zwingen. Ray pflückte es aus der Luft und reichte es K’baa. Dieser drückte es zurück an die Stelle, von der er es abgebrochen hatte, und siehe da: Es verschmolz mit dem Mutterstück, als wäre es nie
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