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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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ihnen am Ende nicht noch in die Arme lief.
    Meter um Meter durchquerte er das stachelige und verfilzte Unterholz. Seine Füße brannten vor Schmerz, aber wenigstens war er lautlos. Wie lautlos, das wurde ihm erst bewusst, als er schräg hinter sich das Knacken von Zweigen hörte.
    Sofort ging er in Deckung und spähte durch die Zweige. Sein Herz schlug bis zum Hals. Da waren sie. Drei Schwarze und ein Weißer in Rangerkleidung. Offensichtlich der Anführer. Leise Befehle – geflüstert in Französisch – drangen an sein Ohr. Etwa dreißig Meter von ihm entfernt kamen sie den Berg herauf. Offenbar hatten sie ihn nicht bemerkt. Wenn er schnell genug war, konnte er noch vor ihnen bei der Höhle sein. Doch was dann? Er hatte nichts, was einem Plan auch nur entfernt ähnlich sah.
    Mit äußerster Vorsicht und im Rückwärtsgang kroch er davon. Als er das Gefühl hatte, außer Sichtweite zu sein, stand er auf und rannte weiter.
    Kurz darauf erreichte er die Höhle. Die dunkle Öffnung sah im schwindenden Licht wie ein geöffnetes Maul aus.
    Von den Affen keine Spur.
    Hilfesuchend blickte er umher. Rechts und links des Eingangs ragten die Felswände steil in die Höhe. Es gab keinerlei Sträucher, Bäume oder Vorsprünge, die als Versteck zu gebrauchen wären, und die Felsbrocken, die herumlagen, waren zu klein, als dass sie einen wirksamen Schutz boten.
    Was sollte er tun?
    Gedämpfte Stimmen drangen zu ihm herauf. Die Verfolger waren unmittelbar unterhalb der Anhöhe. Er hörte das scharfe Klicken, mit dem eine Waffe entsichert wurde.
    Er musste eine Entscheidung treffen.
    Sofort.

11
    I n der Höhle war es stockfinster. Seine Arme wie einen Blindenstock ausstreckend, tastete Ray sich voran. Man konnte die Hand vor Augen nicht sehen. Sein Fuß stieß gegen einen scharfkantigen Stein. Einen Schmerzenslaut unterdrückend, taumelte er weiter. Ein paar Meter weiter trat er in etwas Weiches, Matschiges.
    Affenscheiße.
    Er versuchte aus dem Gedächtnis zu rekonstruieren, wie die Höhle ausgesehen hatte. Es war ein langer verzweigter Schlauch, dessen Wände an den Seiten von Hohlräumen und Nischen unterbrochen wurden. Nischen wie die, in der der Silberrücken gesessen hatte. Eine dieser Nischen hatte recht nah am Eingang gelegen, irgendwo links von ihm. Sie bot genug Platz, um darin zu verschwinden. Für jemanden, der unten am Boden stand, wäre es unmöglich ihn zu sehen.
    Ein Plan nahm Gestalt an. Er war riskant, gewiss, aber etwas anderes fiel ihm auf die Schnelle nicht ein.
    Hinter ihm ertönten Stimmen. Höchste Zeit, sein Versteck zu beziehen. Irgendwo hier musste die Nische doch sein. Hatte er die Entfernung etwa falsch eingeschätzt?
    Seine Augen begannen sich nur zögernd an die Dunkelheit zu gewöhnen. Nach und nach erkannte er einzelne Felsbrocken und Vertiefungen. Die Nische, nach der er suchte, war nicht dabei.
    In diesem Augenblick erklang ein dumpfes Grunzen. Die Gorillas waren also bereits auf ihn aufmerksam geworden. Na prächtig. Entweder schoss man ihn hinterrücks über den Haufen oder er bekam die Keule des Silberrückens von vorn über den Schädel gezogen. Verlockende Aussichten.
    Seine Augen erspähten eine Felsnase, die über ihm aus der Wand ragte. Plötzlich fiel es ihm wieder ein.
Hier war es.
Hier war die Nische gewesen, die ihm beim ersten Mal aufgefallen war. Er tastete nach oben und sah das dunkle große Loch in zwei Metern Höhe. Jetzt musste er sich aber wirklich beeilen. Vor dem Höhleneingang zeichneten sich bereits die Silhouetten der Wilderer ab. Ray nahm Anlauf, sprang von einem Steinbrocken hoch und hechtete nach oben. Seine Finger krallten sich um den schmalen Sims. Das Gestein war so bröckelig, dass es unter seinem Gewicht nachgab. Eine Handvoll Geröll prasselte ihm entgegen. Staub und Sand trafen ihn in Augen und Nase. Verbissen kämpfte er weiter und fasste noch einmal nach. Endlich fand er den ersehnten Halt. Mit aller Kraft, nur an den Fingerspitzen hängend, zog er sich Zentimeter um Zentimeter nach oben. Irgendwann war er so weit, dass er sein linkes Bein über die Kante schwingen konnte. Nur noch zwei Handgriffe, dann war er oben. Keinen Augenblick zu früh. Lichtstrahlen zuckten durch die Höhle und beleuchteten das schroffe Gestein. Schwer atmend rollte er bis an den hintersten Winkel der Ausbuchtung. Sie war nicht eben tief – vielleicht anderthalb Meter. Er konnte nur beten, dass das ausreichte, um ihn vor den Augen der Wilderer zu schützen.
    »Préparez les filets

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