Korona
wollen, bis ich gesehen habe, was dieses Schätzchen alles auf Lager hat. Die Sende- und Empfangseinrichtungen in diesem Notebook sind so empfindlich, dass man damit sogar aus einer Höhle heraus telefonieren könnte.«
»Aber es sucht nun schon seit zehn Minuten nach einem Satellitenlink«, sagte Amy. »Zweimal kam es schon zu einem Abbruch. Wieso sollte es diesmal klappen?«
»Weil wir Glück haben, deshalb.«
Amy schwieg. Wie gebannt beobachtete sie die zwei schwarzen Balken, die den Fortschritt beim Einlesen der Satellitendaten anzeigten. Einer von ihnen war beinahe bei einhundert Prozent. Auf einmal blinkte die Anzeige.
2 nd Satellite Link Established.
»Siehst du?« Mellie grinste breit. »Fehlt nur noch einer. Der dauert gewöhnlich immer am längsten, aber es wird schon klappen.«
»Du bist ein unverbesserlicher Optimist.« Amy kaute nervös auf ihrem Kaugummi herum. Sie wünschte, sie könnte Mellies Zuversicht teilen.
»Wenn die Verbindung zu den Satelliten erst steht, kann man praktisch rund um die Welt telefonieren«, sagte Mellie. »Normalerweise ist die Verbindung in null Komma nichts da, aber manchmal hat man Pech. Dann stehen entweder die Satelliten ungünstig, eine Bergspitze ist im Weg, oder es gibt Störungen in der oberen Atmosphäre. Es könnte vielleicht etwas mit Karls Wetterphänomen zu tun haben.«
»Was ist mit meinem Wetter?« Karl hatte gerade das Geschirr weggeräumt und kam zu ihnen herüber.
»Die Verbindung«, sagte Mellie. »Sie benötigt heute extrem lange. Vermutlich wegen irgendwelcher atmosphärischer Störungen.«
Ein erlösender Piepton durchbrach die Stille.
3 rd Satellite Link Established.
»Bingo.« Mellie klopfte ihr auf den Rücken. Erleichtert startete Amy
Skype.
»Ich habe schon fast nicht mehr daran geglaubt. Drückt die Daumen, dass Richard auch wirklich zu Hause ist, sonst ziehe ich ihm das Fell über die Ohren.«
»Warum sollte er?«, fragte Ray. »Er könnte doch auch irgendwo im Lager unterwegs sein.«
»Wir haben eine feste Regel«, antwortete sie. »Wenn jemand auf Expedition ist, gilt die Uhrzeit zwischen sieben und acht als Jour fixe. Dann hat man sich bereitzuhalten, komme, was da wolle.«
Plötzlich erwachte der Monitor zum Leben. Ein Schneegestöber flimmerte über das Display, gefolgt von statischem Rauschen aus den Lautsprechern. Es dauerte einen Moment, bis das Programm seinen automatischen Frequenzsuchlauf startete.
»Kein Wunder, dass es so lange dauert«, konstatierte Karl mit einem neugierigen Blick über ihre Schultern. Er deutete auf die Anzeige mit der Empfangsstärke. »Die Verbindung ist unter aller Sau. Der Brenner kann das schwache Signal ja kaum noch boosten. Darf ich mal?«
Amy machte etwas Platz für den Meteorologen. Er war ein absoluter Technikfreak und mit dem Gerät bestens vertraut. Kopfschüttelnd kalibrierte er einige Einstellungen im Empfangsmenü. »Es muss etwas mit den Flares zu tun haben, anders ist dieses Rauschen kaum zu erklären. Es ist auf allen Kanälen, seht ihr? Totaler Blackout. Wahrscheinlich sind auch diesmal wieder eine ganze Reihe von Satelliten davon betroffen.« Er drehte sich zu Ray um und zwinkerte ihm zu. »Gut, dass du nicht heute mit dem Flugzeug gekommen bist. Da oben ist sicher die Hölle los.«
»Warte«, entgegnete Amy. »Ich glaube, ich bekomme etwas. Da ist eine Frequenz im unteren Langwellenbereich, die gut aussieht. Ich versuche mal, dorthin umzuschalten.«
Sie passte den Empfänger an das Wellenmuster an und tatsächlich: In dem Schneegestöber wurde ein Oval sichtbar. Das Bild wurde immer deutlicher, bis schließlich das vertraute Gesicht des Wildhüters auftauchte. Sie gab noch einige Rauschfilter hinzu, dann konnte der Computer das Bild stabilisieren. »Besser bekomme ich es nicht hin«, sagte sie. »Versuchen wir’s mal. Richard, kannst du mich hören? Ich bin’s, Amy.«
Ein metallisches Krächzen ertönte, dann drang Richards Stimme gut verständlich aus den Lautsprechern.
»Hallo zusammen, da seid ihr ja endlich.« Das Bild auf dem Monitor ruckelte ein wenig hin und her.
»Da sind wir«, sagte Amy. »Alle wohlauf, wie du siehst.« Richards Gesicht war von Sorge erfüllt. »Ich habe schon befürchtet, euch sei etwas zugestoßen. Es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte euch eine Suchmannschaft hinterhergeschickt.«
»Auch schön, dich zu sehen«, sagte Karl mit einem Grinsen. »Alles klar bei euch?«
»Bei uns schon«, erwiderte Richard. »Was habt ihr gemacht, und
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