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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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sie ihm ganz unvermutet das Du angeboten hatte. Er wertete das als Fortschritt. »Und keine Sorge«, sagte er. »Ich bin vielleicht leichtsinnig, lebensmüde bin ich nicht.« Er deutete auf die Träger, die ungeduldig an der Seite standen: »Ich würde mich gern bei den Männern erkenntlich zeigen. Wie sagt man ›Danke‹ auf Luganda?«
    »Weebale.«
    »Weebale?
Gut, dann versuch ich’s mal.« Er zog ein paar Geldscheine aus der Tasche und bedankte sich.
    »Kale, kale.«
Über die Gesichter der Träger huschte ein Lächeln. Dankbar nahmen sie das Geschenk an und verschwanden in aller Eile im Bergwald. Ray sah ihnen noch eine Weile nach, dann machte er kehrt und stemmte die Hände in die Hüften. »Dann wollen wir mal. Also, wer kommt mit?«

18
    E s war kurz nach vier, als sie auf die ersten Mauerreste stießen. Kaum mehr als einen halben Meter hoch und dicht überwachsen mit Farnen und Moosen, waren sie erst auf den zweiten Blick auszumachen. Amy bemerkte, dass man schon sehr genau hinschauen musste, um festzustellen, dass die überwucherten Brocken nicht einfach nur wahllos hingestreute Steinblöcke waren, sondern Ruinen. Unter dem sanften Grasbewuchs deuteten sich Quadrate, Rechtecke und Kreise an, manche von ihnen von beträchtlicher Größe.
    Sie gingen weiter und fanden einen halben Kilometer weiter endlich, wonach sie gesucht hatten. Eine Lichtung, deren Boden zum Fluss hin sanft abfiel. Ein idealer Platz für ihr Camp. Amy blieb stehen und blickte in die Runde. Von oben drang gleichmäßig das Rauschen des Regens an ihr Ohr. Jetzt hatte sie das schlechte Wetter doch noch eingeholt.
    »Endstation«, sagte sie. »Hier werden wir die Nacht verbringen. Also runter mit den Rucksäcken.«
    Erleichtert und erschöpft ließen alle ihr Gepäck ins Gras sinken und hockten sich hin. Ray machte ein paar Dehnübungen, während Mellie und Karl die Beine ausstreckten und tief durchatmeten. Amy begann damit, ihr selbstaufbauendes Kuppelzelt aus dem Rucksack zu holen und auf den Boden zu legen. Jeder von ihnen hatte eines dieser Wunderwerke, und sie hatten sich bisher hervorragend bewährt. Man brauchte sie nur aus der Hülle zu nehmen und anzustoßen, schon entfaltete sich der Metallrahmen und wurde mit einem sanften Knall zu einem bequemen und geräumigen Einpersonenzelt. Amy packte ihren Schlafsack und ihren kleinen abgewetzten Stoffgorilla hinein – ein Maskottchen, das sie bei all ihren Reisen begleitet und das sie noch nie enttäuscht hatte. Zuletzt holte sie aus den Tiefen ihres Rucksacks ihren wertvollsten Schatz. Ein Notebook, das mittels Satellitenlink von jedem Ort der Erde aus einen Kontakt ins Internet herstellen konnte. Sie hatte all ihren Charme und ihre Kontakte spielen lassen müssen, um an dieses seltene, GPS -gesteuerte und mit Gold kaum aufzuwiegende Hightechgerät aus der Entwicklungsabteilung der Universität von Berkeley zu kommen. Als sie wieder aus ihrem Zelt hervorkam, waren auch die anderen mit ihren Vorbereitungen fertig.
    Sie nickte. »Sehr schön. Dann wollen wir ein letztes Mal in die Hände spucken. Lasst uns eine Feuerstelle einrichten, die Regenplane aufspannen und Trinkwasser holen. Heute Abend gibt es Riedbocksteaks. Ich koche.«
    Ray stellte freiwillig seine Dienste als Wasserträger zur Verfügung. Bepackt mit zwei Zehn-Liter-Säcken trat er den Weg hinunter in die Schlucht an. Amy warf einen Blick auf das frische Fleisch, das, in Häute eingenäht, darauf wartete, zerteilt und in die Pfanne geworfen zu werden. Bei dem Gedanken an das bevorstehende Festmahl lief ihr das Wasser im Mund zusammen.
     
    Zwei Stunden später hockten sie alle müde und gesättigt unter der Plane und lauschten dem Regen. Das Feuer warf flackernde Schatten über den Boden. Während Dan und Karl den Abwasch machten, sahen Mellie und Ray zu, wie Amy eine Verbindung zu Richard herzustellen versuchte. Es dauerte nun schon über eine Viertelstunde und noch immer war kein Signal zu bekommen. Langsam zweifelte die Biologin daran, dass es ihr überhaupt noch gelingen würde.
    »Ich glaube nicht, dass es klappt«, sagte sie mit einem traurigen Lächeln. »Nicht bei diesem Wetter und schon gar nicht unter den Bäumen. Irgendwas ist mit dieser Gegend. Die Signale kommen nicht durch.«
    »Wart’s ab.« Mellie legte ihre Hände auf Amys Schultern und begann, sie zu massieren. »Das Gerät wird es schon schaffen. Du musst einfach etwas Geduld haben.« Zu Ray gewandt sagte sie: »Ich habe das anfangs auch nicht glauben

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