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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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haben hier zwei Uhr morgens, wissen Sie das?«
    »Natürlich«, erwiderte sie knapp.
    »Wo stecken Sie gerade? Wieso sitzen Sie im Schnee? Ich dachte, Sie würden mit der Zählung im Mgahinga beginnen.«
    »Ist was dazwischengekommen.« Sie griff nach etwas, das neben ihr auf dem Tisch lag. Sie hielt den Gegenstand vor das Kameraobjektiv. Es war eine Brille, so viel konnte er auf den ersten Blick feststellen, doch was das bedeuten sollte, war ihm ein Rätsel.
    »Was ist damit?«
    »Erkennen Sie sie nicht wieder?«
    Whitman kniff die Augen zusammen. Das Gestell kam ihm vage vertraut vor. Dann fiel der Groschen.
    »Mein Gott«, flüsterte er. »Wo haben Sie die denn her?«
    »Wir befinden uns etwa dreißig Kilometer nordwestlich des Weismann Massivs, in der Nähe der Kitandara-Seen.«
    »Aber das liegt ja im Grenzland zum Kongo. Was in drei Teufels Namen tun Sie denn da?«
    »Wir suchen nach Will. Wir haben von ein paar Soldaten den Hinweis bekommen, dass sich Burke und seine Leute möglicherweise hier aufhalten könnten.«
    »Aber warum …? Ich meine … was gibt es denn da, dass Will so weit in den Westen vorgestoßen ist?«
    »Das ist ein Grund meines Anrufs. Sagt Ihnen der Begriff Kitara etwas?«
    »Kitara?« Whitman war ehrlich erstaunt. Natürlich kannte er den Namen, jeder kannte ihn. Aber was sollte die sagenumwobene Stadt mit Will und seinem plötzlichen Verschwinden zu tun haben? War der verrückte Kerl etwa losgezogen, um danach zu suchen?
    Amys Gesicht verschwand in einem elektronischen Schneegestöber. Ein paar Geräusche drangen aus dem Lautsprecher, aber Whitman konnte sie nicht verstehen. »Amy, hören Sie mich?« Er drehte an den Reglern. Das Bild wurde langsam besser. »Was haben Sie gesagt?«
    »Ich sagte, wir sind hier auf etwas gestoßen, das möglicherweise die Ruinen von Kitara sein könnten.«
    Whitman war für einen Moment sprachlos. »Aber das wäre ja eine Sensation«, sagte er. »Sind Sie sicher, dass Sie sich nicht geirrt haben?«
    »Nicht hundertprozentig, aber es könnte hilfreich sein, wenn Sie mir verraten, was Sie darüber wissen.«
    »Nur, was man in Fachkreisen darüber erzählt. Um ehrlich zu sein, ich habe das nie für bare Münze genommen. Will war ganz besessen davon. Wir unterhielten uns noch darüber, kurz ehe er verschwand. Er sprach von den unermesslichen Reichtümern und behauptete, er verfüge über Informationen, die ihn zu der Stadt führen würden. Um ehrlich zu sein, ich habe geglaubt, er will mir einen Bären aufbinden.«
    »Wie es scheint, hat er diesmal wirklich einen Volltreffer gelandet.«
    »Und wo ist er? Gibt es noch weitere Hinweise auf seinen Verbleib?«
    Amy schüttelte den Kopf. »Nur diese Brille. Wir haben sie in den Ruinen gefunden, unweit einer Pyramide. Die anderen untersuchen sie gerade.«
    »Die anderen?« Whitmans Brauen rückten ein wenig enger zusammen. »Wer ist mit Ihnen dort oben?«
    »Mellie Fairwater, Karl Maybach, Dan Skotak und Ray Cox. Er war es, der die Brille gefunden hat.«
    Whitman musste erst mal tief durchatmen. Das waren mehr Informationen, als er auf einmal verdauen konnte. Doch das schien noch längst nicht alles zu sein.
    »Gibt es sonst noch etwas?«
    »Allerdings, und das ist der zweite Grund meines Anrufs.« »Schießen Sie los.«
    Amy zögerte. Als sie weitersprach, wirkte ihre Stimme angespannt. »Professor, ich muss Sie um absolute Aufrichtigkeit bitten. Es ist eine Situation entstanden, bei der ich Ihre Hilfe benötige.«
    »Was für eine Situation? Sprechen Sie.«
    »Es hat etwas mit Ray Cox zu tun.«
    »Mit Ray? Was soll mit ihm sein?«
    »Ich spüre, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Es ist wie eine Stimme, die sich nicht abstellen lässt. Ich wollte Sie nur anrufen um sicherzugehen, dass ich mich nicht irre.«
    »Irren, womit? Was für eine Stimme?«
    Amy machte eine kurze Pause, dann sagte sie: »Ray Cox und Burke kennen sich von früher.«
    Der Satz traf Whitman wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Er schwieg betroffen. Er wusste einfach nicht, was er sagen sollte.
    »Sie müssen mir die Wahrheit sagen, Professor. Habe ich recht mit meiner Vermutung?«
    Whitmans Gedanken kreisten wie Sterne um ein schwarzes Loch. Was für ein kluges Mädchen Amy Walker doch war. Sie war immer eine seiner besten Studentinnen gewesen, wie hatte er das nur vergessen können?
    Langsam öffnete er den Mund. »Wie kommen Sie darauf, dass es da etwas zu wissen gäbe?« Großer Gott, was für ein müder Versuch. Selbst für unbedarfte Ohren

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