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Korridore der Zeit

Korridore der Zeit

Titel: Korridore der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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schlimm genug, wenn ich erkannt worden bin.« Ihre Augen funkelten, ihre Brust hob und senkte sich, aber sie sprach mit verblüffender Ruhe. »Wir müssen zum Gegenangriff vorgehen. Geben Sie mir Ihre Pistole. Wenn ich aufstehe, um ihr Feuer auf mich zu ziehen – nein, seien Sie ruhig, ich bin abgeschirmt –, schießen Sie.«
    Sie riß den Schlitten herum und jagte ihn dem Gegner entgegen. Lockridge ließ sich hinter der seitlichen Schutzwand auf ein Knie nieder und hielt das Gewehr schußbereit.
    Der Aufprall glich einer Explosion. Storm sprang auf, die Energiepistole in der Linken, während die Webley in ihre anderen Hand zu bellen begann. Mehrere Meter entfernt, schwenkte der andere Schlitten ein. Zwei Feuerstrahlen trafen Storm, sprühten Funken und vereinigten sich zu einem Strahl. Aus einer geräuschlos schießenden kurzläufigen Waffe, die einer der schwarz uniformierten Männer hielt, sirrte eine Kugel.
    Lockridge sprang auf. Aus dem Augenwinkel sah er Storm hochaufgerichtet in einem Geiser roter, blauer und gelber Flammen. Sie schoß und lachte, während tobende Energien ihr Haar um die Schultern flattern ließen. Er blickte auf den Feind herab, direkt in ein bleiches, schmales Gesicht. Die Mündung der Pistole richtete sich auf ihn. Er feuerte zweimal. Der andere Schlitten jagte vorbei und den Gang hinab. Das Echo verhallte.
    Storms Blick wanderte, während sie weiterfuhren, auf die reglosen Gestalten; sie griff nach ihrem Lebensindikator auf der Bank und nickte. »Sie haben sie erwischt«, flüsterte sie. Sie ließ das Instrument fallen, packte Lockridge und küßte ihn mit schmerzhafter Gewalt.
    Bevor er sich von seiner Überraschung erholt hatte, ließ sie ihn los und wendete den Schlitten. Sie sagte kühl: »Es wäre Zeit- und Energieverlust, die Toten völlig aufzulösen. Die Rangers würden trotzdem wissen, daß sie ihr Ende von Wardenhand gefunden haben. Mehr als das darf allerdings nicht augenscheinlich werden – vorausgesetzt, daß wir den Gang verlassen können, bevor andere ihn zufällig betreten.«
    Lockridge ließ sich auf eine Bank fallen und versuchte zu begreifen, was geschehen war. Er erwachte erst aus seinem Grübeln, als Storm den Schlitten anhielt und ihn zum Aussteigen aufforderte. Sie beugte sich herab und betätigte die Kontrollorgane. Der Schlitten entfernte sich. »Zur Station, auf die er gehört«, erklärte sie kurz. »Wenn Brann wüßte, daß die Mörder seiner Männer aus 1964 kamen und hier ein Sonderbeförderungsmittel fanden, würde er die ganze Sache durchschauen. Und nun hier entlang.«
    Sie näherten sich dem Tor. Storm wählte eine Linie aus der ersten Gruppe, über der die Zahl 1175 stand. »Hier müssen Sie vorsichtig sein«, sagte sie. »Wir könnten einander leicht verlieren. Bleiben Sie genau auf dieser Linie.« Sie griff hinter sich und umschloß seine Hand mit der ihren.
    Er folgte ihr durch den Vorhang. Sie löste ihren Griff, und er sah, daß sie sich in einem Raum von der gleichen Art befanden wie dem, durch den sie das unterirdische Labyrinth betreten hatten. Storm öffnete das schrankähnliche Gebilde, befragte einen Gegenstand, den er für eine Uhr hielt, und nickte befriedigt. Sie nahm zwei in rauh gewebtes blaues Material gehüllte Bündel heraus, übergab sie ihm und schloß den Schrank. Dann betraten sie die nach oben führende spiralförmige Rampe. An ihrem Ende öffnete Storm mit ihrer Kontrollröhre wieder ein eingepaßtes Rasenstück und ließ es hinter ihnen an seinen Platz zurückgleiten. Es füllte die Öffnung so vollkommen aus, daß der Eingang nicht zu erkennen war.
    Lockridge achtete nicht darauf. Es gab zuviel anderes zu sehen. Die Sonne hatte noch hoch über dem Horizont gestanden, als sie den Tunnel betraten, und sie konnten sich in ihm nicht länger als eine halbe Stunde aufgehalten haben. Aber draußen herrschte Nacht, ein fast voller Mond stand am Himmel. Gegen Süden erhob sich eine Anhöhe, die ihm leicht vertraut schien, aber sie war mit Bäumen bestanden. Unglaublich, unwahrscheinlich alt schienen diese Bäume. Eichen von dieser Größe hatte er zuvor nur in den letzten unberührten Landschaften Amerikas gesehen. Ihre Spitzen waren eisgrau im Mondschein, und sie warfen massige Schatten. Eine Eule rief. Ein Wolf heulte.
    Lockridge hob noch einmal den Blick und erkannte, daß es nicht September war. Ein Himmel wie dieser gehörte zu den letzten Tagen des Mai.

4
     
     
    »Ja, natürlich habe ich Sie belogen«, sagte Storm. Das

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