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Korridore der Zeit

Korridore der Zeit

Titel: Korridore der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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war eher mitteleuropäisch als russisch zu nennen. Er trug ein Wams und einen knielangen Lederrock mit eingebranntem Sippensymbol, und seine Waffen bestanden aus einem Feuersteindolch und einer reich verzierten Steinaxt.
    Der Wagen, dem er folgte, offenbar der seines Häuptlings, war zweirädrig und aus Holz und Flechtwerk. Gezogen wurde er von vier zottigen kleinen Pferden. Ein Junge, nur mit einem Lendentuch bekleidet, führte die Tiere. Hinter ihm stand der Herr – größer als die meisten anderen, eine Axt schwingend, die so lang und schwer war, daß sie einer Hellebarde glich. Zwei Speere waren in Griffweite angebracht. Der Häuptling trug einen Helm, einen Brustschild, Beinschienen aus verstärktem Leder; ein kurzes Bronzeschwert hing an seiner Hüfte, ein fadenscheiniger Leinenmantel flatterte von seinen Schultern, unter dem stoppeligen Kinn blitzte ein massiger Halsschmuck aus Gold.
    Als die Yuthoaz die unregelmäßige Reihe der Fischer sahen, verlangsamten sie den Schritt. Dann blies der Wagenlenker an der Spitze ein Bisonhorn, die Truppe stieß Kriegsrufe aus, und die Pferde begannen zu galoppieren.
    Echegons unruhiger Blick streifte Lockridge und Storm. »Jetzt?« fragte er.
    »Noch nicht. Laßt sie näher herankommen.« Storm beschattete die Augen mit der Hand und spähte den Angreifern entgegen. »Etwas an dem dort hinten – die andern versperren mir den Blick«, sagte sie.
    Lockridge spürte die Spannung hinter sich Seufzer und Murmeln, unruhig scharrende Füße, der beißende Geruch von Schweiß. Die dort warteten, um ihr Heim zu verteidigen, waren keine Feiglinge. Aber der Feind war kriegsgeübt und kriegsmäßig ausgerüstet. Selbst für Lockridge, der Panzer gekannt hatte, war der Ansturm der Streitwagen beängstigend.
    Er hob das Gewehr. Kühl und hart lag der Kolben an seiner Wange. Storm hatte widerstrebend eingewilligt, heute von den Waffen des 20. Jahrhunderts Gebrauch zu machen.
    »Lassen Sie mich mit dem Schießen beginnen«, sagte er auf Englisch.
    »Noch nicht!« Storms Stimme hob sich so scharf über den Lärm, daß er sie verblüfft musterte. Ihre Augen waren schmal, die Lippen gaben die Zähne frei, und eine Hand ruhte auf der Energiepistole, die sie heute nicht benutzen wollte. »Ich muß erst mit jenem Mann sprechen.«
    Der Wagenlenker aus der Vorhut hob seine Axt und ließ sie wieder sinken. Bogenschützen und Schleuderer der Yuthoaz gingen in Stellung, ihre Waffen traten in Aktion, Steine und Pfeile mit Spitzen aus Feuerstein sirrten auf die Fischer zu.
    »Schießt!« bellte Echegons heisere Stimme. Es hätte seines Befehls nicht bedurft. Eine Salve löste sich aus den Reihen seiner Männer. Die Entfernung war zu groß, so daß die Geschosse keinen ernsthaften Schaden anrichteten. Lockridge sah, wie zwei oder drei Geschosse von den Schilden abprallten. Aber die Yuthoaz waren nun in vollem Lauf. Noch eine Minute, und sie würden ihn überrennen. Er sah geblähte Nüstern, erkannte das Weiße in den Augen der näherkommenden Pferde, deren Mähnen wild flatterten. Auf einer gehobenen Streitaxt blitzte die Sonne, der Mund über einem Bart verzerrte sich zu blutdürstigem Grinsen.
    »Zur Hölle mit ihnen!« rief Lockridge. »Sie sollen wissen, wogegen sie anrennen.« Er visierte den Häuptling an und krümmte den Finger um den Abzug. Hart traf ihn der Rückschlag. Das Krachen der Detonation ging unter im Geschrei, im Trommeln der Hufe, im Rumpeln der Wagen, im Kreischen der Achsen. Der Wagenlenker warf die Arme in die Luft und stürzte zu Boden. Die Hellebarde beschrieb einen blitzenden Bogen. Das hohe Gras verbarg den Mann und seine Waffe.
    Der Junge zügelte die Pferde, sein Kinn sank herab, Furcht stand in seinen Zügen. Lockridge kam sofort zu Bewußtsein, daß er keine menschlichen Wesen zu töten brauchte, und er nahm das nächste Gespann aufs Korn. Wumm! Wumm! Es genügte, ein Tier aus jedem Gespann zu treffen, um den Wagen außer Gefecht zu setzen. Ein Stein wurde schallend vom Gewehrlauf abgelenkt. Aber der zweite Wagen überschlug sich, Geschirre gerieten durcheinander, das linke Rad zersplitterte.
    Lockridge sah, wie der Ansturm ins Wanken geriet. Drei weitere Kampfwagen hielten an, die Eindringlinge wichen zurück. Er trat vor, um in voller Sicht zu sein; das Blut hämmerte in seinen Schläfen, er kümmerte sich nicht um die Pfeile und ließ die Sonne vom Metall des Gewehrlaufes blitzen.
    Es war, als träfe ihn die Sonne selbst. Donner explodierte hinter seiner Stirn.

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