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Korridore der Zeit

Korridore der Zeit

Titel: Korridore der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Geblendet, mit dem Gefühl, zerschmettert zu sein, wirbelte es ihn in die Nacht.
    Höllische Schmerzen rissen ihn ins Bewußtsein zurück. Vor seinen Augen tanzten blitzende Punkte. Durch Schreie, Wiehern und Rumpeln hörte er den Ruf: »Vorwärts, Yuthoaz! Vorwärts mit dem Vater Himmel!«
    Er richtete sich auf Hände und Knie. Das erste, was er sah, war sein Gewehr, das halb geschmolzen am Boden lag. Diese Zerstörung hatte den größten Teil des Energiestrahls verschlungen. Die Patronen im Magazin hatten sich nicht entzündet noch hatte er selbst außer schmerzhaften Verbrennungen im Gesicht und an der Brust Schaden davongetragen. Aber seine Haut brannte wie Feuer. Es war eine Folter, die ihn nicht zum Denken kommen ließ.
    Ein Toter lag in greifbarer Nähe. Vom Gesicht war nicht mehr als verkohltes Fleisch übriggeblieben. Das Kupferarmband verriet, daß der Tote Echegon war. Storm stand nicht weit entfernt. Ihre eigene Waffe war in Aktion und schirmte sie ab. Flammen in allen Regenbogenfarben umspielten sie. Der feindliche Strahl umrundete Storm und mähte drei junge Männer nieder, mit denen Lockridge auf Robbenfang gegangen war.
    Brüllend jagten die Yuthoaz weiter. Wie eine Welle überfluteten sie die Fischer. Lockridge sah, wie ein Sohn Echegons mit seinem Speer auf die anstürmenden Pferde zielte. Der Wagenlenker riß die Tiere herum, der Wagen jagte vorbei, mit tödlichem Geschick ließ der Krieger im Wagen die Axt niedersausen. Krachend spaltete sie den Schädel, und der Sohn Echegons fiel neben seinem Vater. Der Yutho lachte grausam, schlug auf der andern Seite nach jemandem, den Lockridge nicht sehen konnte, schleuderte einen Speer auf einen Bogenschützen und war vorüber.
    Überall waren die Männer aus der Ortschaft auf der Flucht. Panik hatte sie gepackt, und ihre Klagen stiegen gen Himmel, als sie im Wald Schutz suchten. Dort endete die Verfolgung. Die Yuthoaz, deren Schutzgötter den Himmel bewohnten, trauten den von Zwielicht erfüllten Wäldern nicht. Sie kehrten um und begannen die verwundeten Gegner zu töten und zu skalpieren.
    Ein Streitwagen jagte auf Storm zu. Der sie umgebende Energieschirm ließ ihre hohe Gestalt schimmern, sie wurde zum Mythos in Lockridges fiebrigen Überlegungen. Er hatte noch die Webley. Seine Hand tastete nach ihr, aber das Bewußtsein verließ ihn, bevor er die Waffe berührte. Mit seinem letzten Blick nahm er den Mann auf, der hinter dem Wagenlenker stand – keinen Yutho, sondern einen bartlosen, weißhäutigen, außerordentlich großen Mann in schwarzem Kapuzenmantel.
     
    Langsam erwachte Lockridge. Für eine Weile genügte es ihm, auf der Erde zu liegen und frei von Schmerzen zu sein. Die Erinnerung stellte sich ein. Als er eine Frau schreien hörte, öffnete er die Augen und setzte sich auf. Die Sonne war untergegangen, aber durch den Eingang der Hütte, in der er sich befand, sah er den blutrot schimmernden Limfjord und Wolken, die von den letzten Sonnenstrahlen erhellt wurden. Der Raum war seiner kümmerlichen Einrichtung beraubt worden, verflochtenes Zweigwerk, mit Riemen zusammengebunden und an den Türpfosten befestigt, verwehrte die Flucht. Draußen hatten zwei Yuthoaz Posten bezogen. Überall herrschte Tumult, heisere Stimmen erklangen, Hufe dröhnten, Räder rumpelten, während die Besiegten ihrem Kummer lautstark Ausdruck gaben.
    »Wie geht es Ihnen, Malcolm?«
    Lockridge wandte den Kopf. Storm Darroway kniete neben ihm. Er sah sie nur als Schatten im dunklen Raum, aber er fing den Duft ihres Haares ein, spürte ihre weiche Hand auf seiner Stirn und hörte ihrer Stimme an, daß sie sich Sorgen um ihn machte.
    »Ich schätze, ich lebe noch.« Seine Hand berührte eine fettige Masse, die ihm jemand auf Gesicht und Brust aufgetragen hatte. »Keine Schmerzen. Ich fühle mich tatsächlich ausgeruht und erholt.«
    »Sie hatten Glück, daß Brann Medikamente mit sich führte und sich entschloß, Sie zu retten«, sagte Storm. »Ihre Verbrennungen werden morgen abgeheilt sein.«
    »Was geht draußen vor?« fragte Lockridge.
    »Die Yuthoaz plündern Avildaro.«
    »Frauen – Kinder – nein!« Lockridge versuchte aufzustehen.
    Sie zog ihn wieder zu Boden. »Schonen Sie Ihre Kräfte.«
    »Aber diese Teufel ...«
    Ihre Stimme nahm wieder etwas von der alten Schärfe an. »Im Augenblick haben die Leute nicht sonderlich zu leiden. Denken Sie an die hier herrschenden Sitten.« Mitgefühl kehrte in die Stimme zurück. »Natürlich klagen sie um die, die sie lieben,

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