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Korridore der Zeit

Korridore der Zeit

Titel: Korridore der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Brann sanft auf Englisch. »Wir müssen uns über vieles unterhalten, Malcolm Lockridge.«
    Woher wußte er den vollständigen Namen? Der Amerikaner blieb stehen, um sich nicht neben Brann setzen zu müssen.
    Der Ranger hatte seinen Mantel abgelegt. Er war schlank, muskulös und fast zwei Meter groß, gekleidet in das enganliegende Schwarz, an das Lockridge sich aus dem Tunnel erinnerte. Seine Haut war sehr weiß, die Hände waren lang und schlank, das schmale Gesicht, bartlos und mit gerader Nase, konnte schön genannt werden. Das Haar war dicht und kurz geschnitten, unter der hohen Stirn leuchteten eisgraue Augen. Er lächelte. »Bitte, bleiben Sie also stehen.« Er deutete auf eine Flasche und zwei Gläser. »Trinken Sie einen Schluck? Es ist Bourgogne, Jahrgang 2012. Es war ein großartiger Jahrgang.«
    »Nein«, sagte Lockridge.
    Brann zuckte die Achseln, schenkte sich ein Glas voll und trank einen Schluck. »Ich will Ihnen nicht unbedingt Böses antun«, sagte er.
    »Sie haben bereits genug getan«, zischte Lockridge.
    »Bedauerlich, zugegeben. Was nützt aber Sentimentalität, wenn man mit dem Begriff ›Zeit‹ gelebt und ihn mit Unveränderlichkeit, Unversöhnlichkeit gleichgesetzt hat, wenn man immer wieder Schlimmeres als heute sah und das gleiche für sich selbst riskierte? Im übrigen haben Sie, Lockridge, heute einen Mann getötet, um den Frauen und Kinder trauern werden.«
    »Er war im Begriff, mich zu töten, nicht wahr?«
    »Wahr. Aber er war kein schlechter Mensch. Er behandelte seine Verwandten und Freunde gut und war gegen Feinde nie grausam. Sie sind auf dem Weg hierher durch die Ortschaft gegangen. Sie sahen keine Massenschlächterei, keine Folterung, keine Verstümmelung, keine Brandschatzung, nicht wahr? Mit späteren Jahrhunderten verglichen, wird diese letzte Welle von Einwanderern als verhältnismäßig friedfertig betrachtet werden. Der Kampf hier gehört zu den Ausnahmen. Weitaus öfter werden die Neuankömmlinge, besonders in Nordeuropa, einfach darum die beherrschende Rolle spielen, weil sie sich für das kommende Bronzezeitalter besser eignen. Sie sind beweglicher, ihr Horizont ist weiter, sie können sich besser verteidigen; darum werden die Ureinwohner sie nachahmen. Sie selbst sind nach ihren Maßen geformt worden und vieles andere, das Ihnen wert und teuer ist.«
    »Worte«, sagte Lockridge. »Tatsache ist, daß Sie sie dazu brachten, uns anzugreifen. Sie haben meine Freunde getötet.«
    Brann schüttelte den Kopf. »Nein. Die Koriach tat es.«
    »Wer?«
    »Die Frau. Wie nannte sie sich Ihnen gegenüber?«
    Lockridge zögerte. Aber er wußte nicht, was er gewinnen sollte, wenn er in Nebensächlichkeiten zurückhaltend blieb. »Storm Darroway.«
    Brann lachte lautlos. »Sieht ihr ähnlich. Sie hatte immer ihre eigene Art. Also gut, wenn Ihnen daran liegt, nennen wir sie weiterhin Storm.« Er setzte das Glas ab und beugte sich vor. Sein Gesicht wurde ernst. »Sie brachte die Dorfbewohner dadurch in Schwierigkeiten, daß sie sie aufsuchte. Sie kannte das damit verbundene Risiko. Glauben Sie im Ernst, daß es sie kümmert, was mit Ihnen oder den Dorfbewohnern geschah? Nein, nein, mein Freund, Sie alle waren Nummern in einem sehr alten Spiel. Sie hat ganze Zivilisationen umgeformt und wie ein unbrauchbares Werkzeug beiseite geworfen, wenn sie ihrem Zweck nicht mehr dienten. Was bedeuten ihr ein paar Wilde aus dem Steinzeitalter?«
    Lockridge ballte die Fäuste. »Seien Sie ruhig!« schrie er.
    Bewegung und ein Knurren kam von den Yuthoaz in den Schatten. Brann winkte ab, ließ seine Hand aber in der Nähe der Energiepistole in seinem breiten kupfernen Gurt. »Sie macht einen ziemlich überwältigenden Eindruck, nicht wahr?« murmelte er. »Zweifellos hat sie Ihnen auch erklärt, daß ihre Wardens das einzig Gute und wir Rangers das einzig Böse verkörpern. Sie könnten ihr nicht das Gegenteil beweisen. Aber denken Sie nach, Mann! Wann ist dergleichen jemals wahr gewesen?«
    »Zu meiner eigenen Zeit«, erwiderte Lockridge. »Bei den Nazis.« Brann hob mit offensichtlichem Spott eine Braue, so daß Lockridge sich gezwungen sah, matt hinzuzufügen: »Ich will nicht behaupten, daß die Alliierten Heilige waren. Aber, zum Henker, die Wahl war klar.«
    »Welchen Beweis haben Sie außer Storms Wort, daß die Situation im Zeitkrieg ähnlich ist?« fragte Brann.
    Lockridge schluckte. Die Nacht schien sich feucht und mit fernen unterschiedlichen Geräuschen aus dem Wald herabzusenken. Er spürte

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