Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Korridore der Zeit

Korridore der Zeit

Titel: Korridore der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
seine Einsamkeit und preßte die Kiefer aufeinander, bis seine Wangenmuskeln schmerzten.
    »Hören Sie mich an«, sagte Brann ernst. »Ich selbst behaupte nicht, daß wir Rangers Musterknaben sind. Dieser Krieg ist so rücksichtslos, wie es je einer war, ein Krieg zwischen Philosophen, bei dem beide Seiten die Vergangenheit formen, die sie schuf. Überlegen Sie trotzdem. Ist die Wissenschaft, die Menschen ins All hinausschickt, die sie von Plackerei und Hungersnot befreit, die ein Kind davor bewahrt, an der Diphtherie zu ersticken – kann sie etwas Böses sein? Ist die Verfassung der Vereinigten Staaten vom Übel? Ist es unrecht vom Menschen, von seinem Verstand Gebrauch zu machen, der ihn einzig vom Tier unterscheidet, und so das Tier in sich zu zähmen? Wenn nicht, woher kommen dann diese Dinge? Welche Lebensanschauung, welche Lebensart muß es geben, um sie zu erschaffen?
    Nicht die der Wardens! Oder glauben Sie ernsthaft, daß dieser erdwärts gerichtete, magisch verbrämte, instinktgebundene orgiastische Glaube je über sich selbst hinauswachsen kann? Sie wissen, daß dergleichen in meinem Zeitalter geschah. Und dann hat er wie der Wurm, der sich in den eigenen Schwanz beißt, kehrtgemacht, um die Menschen zu prellen und in dieser zwielichtigen Vergangenheit zu erschrecken, bis sie vor IHR kriechen. Oh, sie können auf eine Art glücklich sein; der Einfluß hat sich abgeschwächt. Aber warten Sie, bis Sie den Schrecken der wahren Herrschaft der Wardens kennenlernen.«
    Lockridge hatte eine flüchtige Erinnerung daran, wie sein Großvater ihm von den Indianerkriegen erzählt hatte. Er hatte immer mit den Indianern empfunden; würde er aber, wenn es in seiner Macht lag, ihre Geschichte neu schreiben?
    »Überlegen Sie«, fuhr Brann fort. »Lassen Sie eine archäologische Tatsache für sich sprechen. Die Ureinwohner hier bestatten ihre Toten in Gemeinschaftsgräbern. Die Kultur der Streitaxt gibt jedem Toten sein eigenes Grab. Sagt Ihnen das nichts?«
    Lockridge fegte die Erinnerung beiseite, richtete sich auf und sagte: »Ich habe Storm Darroways Seite gewählt. Ich bleibe bei meiner Entscheidung.«
    »Oder hat sie Sie gewählt?« fragte Brann leise. »Wie sind Sie einander begegnet?«
    Es hatte nicht in Lockridges Absicht gelegen, ein Wort darüber verlauten zu lassen. Gott allein mochte wissen, welchem Zweck das dienen mochte. Aber Brann machte nicht den Eindruck eines Schuftes. Und wenn er ihn besänftigen konnte, würde er Storm vielleicht weniger hart anpacken. Welche Bedeutung konnten Einzelheiten über seine Verpflichtung überhaupt haben? Er gab eine kurze Erklärung. Brann stellte einige Fragen. Bevor Lockridge sich dessen bewußt wurde, saß er, mit einem Glas in der Hand, neben dem Ranger und erzählte ihm die ganze Geschichte.
    »Aha.« Brann nickte. »Eine sonderbare Sache. Wenn auch nicht außergewöhnlich. Beide Parteien bedienen sich bei ihren Operationen der Landesbewohner. Das ist einer der praktischen Gründe für diese Taschenspielerei mit Kulturen und Religionen. Sie scheinen jedoch ausnehmend begabt zu sein. Ich hätte Sie selbst gern als Verbündeten.«
    »Dazu wird es nicht kommen«, sagte Lockridge weniger bestimmt, als es in seiner Absicht lag.
    Brann musterte ihn mit einem Seitenblick. »Nein? Vielleicht nicht. Aber verraten Sie mir noch, wie Storm Darroway ihr Wirken in Ihrem Zeitalter finanzierte.«
    »Durch Räuberei«, mußte Lockridge bekennen. »Sie betäubte die Opfer mit ihrer Energiepistole. Es blieb ihr keine andere Wahl. Sie haben Krieg geführt.«
    Brann lockerte seine Pistole und spielte mit ihr. »Es dürfte Sie interessieren zu erfahren, daß diese Waffen nicht betäuben können«, sagte er ruhig.
    Lockridge sprang auf. Das Glas entfiel seiner Hand. Es zerbrach nicht, aber der Wein breitete sich wie Blut am Boden aus.
    »Sie können allerdings auch einen Körper zu völliger Auflösung bringen«, fuhr Brann fort.
    Lockridges Faust schnellte vor, traf aber ins Leere. Brann hatte sich mit einem schnellen Schritt außer Reichweite gebracht und hielt Lockridge mit seiner Pistole in Schach. »Vorsichtig«, warnte er.
    »Sie lügen«, keuchte Lockridge.
    »Sobald ich Ihnen trauen kann, steht es Ihnen frei, selbst eine solche Pistole zu erproben«, sagte Brann. »Es würde aber genügen, wenn Sie ein bißchen nachdenken. Ich weiß einiges über das 20. Jahrhundert, nicht nur durch den Diaglossa, sondern auch aus den Monaten der Jagd auf meinen Gegner – denn ich wußte, daß

Weitere Kostenlose Bücher