Korsar meiner Träume
geworden bin, Claire.«
Nein, das wusste sie bereits, und irgendwie beneidete sie ihn darum.
Er fuhr sich mit den Händen übers Gesicht.
»Claire, je mehr ich bekam, desto mehr wollte ich. Kein Schatz war jemals zu groß, keine Beute zu viel. Ich bin kein verschwendungssüchtiger Mann. Ich habe das meiste davon aufbewahrt. Glaube ich jedenfalls.« Er wandte sich dem Meer zu und atmete tief ein.
»Ich vermute, weil ich so lange gar nichts besaß, hatte ich immer Angst, dass irgendetwas passieren wird und ich wieder dorthin zurückkehre, wo ich angefangen hatte. Ich habe das meiste gespart.« Er sah sie wieder an, der Sonnenuntergang brachte die Schatten in seinen Augen zum Vorschein.
»Ich hatte geplant, mit Steele aufzuhören, nachdem der Schatz gefunden war. Ich habe bereits ein Haus, in dem ich wohnen kann. Dort fahren wir gerade hin.« Er lächelte.
»Ich denke, es wird dir gefallen. Es wäre ein schönes Heim für uns beide.«
Claire stockte der Atem in der Brust. Dies waren die Worte, nach denen sie sich gesehnt hatte, aber sie kamen acht Jahre zu spät. »Zu viel hat sich verändert, Nate. Wir sind keine Kinder mehr.«
»Nein, und das bedauere ich ebenfalls nicht. Claire.«
Er legte seine große Hand auf ihre kleine.
»Ich habe das Haus gebaut, weil ich vorhatte, Steele aufzugeben. Ich hätte mir nie erträumt, dass du noch einmal in mein Leben trittst, aber jetzt, wo du es bist« – seine Hand glitt über ihren Arm und legte sich warm um ihren Nacken – »da möchte ich es mit dir teilen.«
Er hatte ihr das einst versprochen, als sie jünger gewesen waren, und sie hatte ihm mit Herz und Seele geglaubt. Aber es war so, wie sie gesagt hatte – sie war nicht mehr dieses Mädchen. Zu viele Menschen hatten sie im Stich gelassen, hatten immer wieder ihre Versprechen gebrochen, oder schlimmer, ihr Vertrauen missbraucht. Claire legte die Unterarme auf die Reling, den Krug sicher in ihren Händen. Sie war entschlossen, ihr Herz ebenso sehr zu beschützen.
»Es gibt keine Zukunft, jedenfalls nicht für uns. Du hättest zu mir kommen können, als du erfahren hast, dass ich verlobt war, aber du bist weggelaufen. Du hättest mir alles erzählen können, als wir uns geliebt haben, aber das hast du nicht. Zwischen uns gibt es kein Vertrauen, und ich weigere mich, mich selbst in eine Position zu bringen, in der ich wieder enttäuscht und verletzt werde.«
Nate zog seine Hand zurück. Die kühle Luft ersetzte die Hitze seiner Berührung, aber das war nicht der Grund, weshalb Claire zitterte. Es war die Steifheit seiner Haltung und der Zorn in seinen Augen.
»Du hast von Anfang an darauf gewartet, dass ich scheitere. Es ist meine Schuld, dass du einen anderen Mann geheiratet hast, es ist meine Schuld, dass du den Schatz teilen musst, und es ist meine Schuld, dass ich ein Pirat bin.«
Er stieß sich von der Reling ab. Die Luft wirbelte ungehalten, als er vorbeiging. Claire drehte sich um und wurde von der Heftigkeit seines Blickes schier umgeworfen.
»Du hast zu viel Angst, deinem Herzen zu trauen, also sei wenigstens so ehrlich, das zuzugeben. Du erwartest Ehrlichkeit von mir und doch versteckst du dich hinter Ausreden.«
Sie schüttete das, was vom Rum übrig war, in die indigofarbene See.
»Wohin hat mein Herz mich je geführt, dass es wert gewesen wäre, dorthin zu gehen? Und wenn ich dich so sehr frustriere, dann steht es dir doch frei, zu gehen.«
Schneller als sie blinzeln konnte, stand er vor ihr und zog ihr Kinn mit einem Druck zwischen seinem Daumen und Zeigefinger hoch.
»Du denkst, ich würde dich im Stich lassen, wie es dein Vater getan hat, wie Litton es getan hat, und wie du geglaubt hast, ich hätte es bereits getan. Nun, das werde ich nicht. Wenn du weglaufen willst, dann lauf weg. Aber du wirst immer wissen, dass es deine eigene Entscheidung war.«
Sein Mund fing ihre Lippen in einem sengenden Kuss ein. Seine Zähne lockten, seine Zunge befahl. Claires Gedanken zerfielen. Jeder Gedanke schwand dahin mit Ausnahme des Gedankens an ihn. In diesem Augenblick war er ihre Welt, ihr Atem. Sie ließ ihn ihren Mund verschlingen und verschlang gleichzeitig den seinen. In ihrer Brust explodierte ein Feuer, das nichts mit ihrer Verletzung zu tun hatte. Seine Zunge krallte sich an ihre und sauste durch ihren Mund. Eine starke Hand hielt zärtlich ihren Rücken, während sein Mund sie für sich forderte, bis ihre Knie von dem Ansturm zitterten und sich jeder Knochen anfühlte, als ob er zerschmelzen
Weitere Kostenlose Bücher