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Korsar meiner Träume

Korsar meiner Träume

Titel: Korsar meiner Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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würde.
    Er beendete den Kuss genauso schnell, wie er ihn begonnen hatte. Claire stand einen Moment lang verwirrt da, dann klarten sich ihre Augen auf und sie sah in das tiefe Grün von Nates Augen.
    »Dieser Kuss war keine Lüge.« Er trat einen Schritt zurück.
    »Wenn du wegen unserer Zukunft wieder zur Vernunft gekommen bist, dann musst du mich nur finden.«

23
    Claire musste jedoch erst noch zur Vernunft kommen. Er hatte angenommen, bis zum nächsten Morgen würde sie das. Aber das war bereits vor zwei Tagen gewesen, und obwohl sie antwortete, wenn er sie ansprach, und das dann auch noch so verdammt höflich tat, dass er am liebsten seine Faust irgendwo hineindonnern würde, hatte sie sich ihm doch nicht in die Arme geworfen und ihn um Verzeihung gebeten. Auch hatte sie nicht zugegeben, dass sie ihn liebte.
    Nate zerrte an einem Seil, wickelte es eng zusammen und wünschte sich, man könnte Frauen ebenso einfach manövrieren wie ein Schiff. Was sonst konnte er denn tun? Sie würden am nächsten Tag in Santo Domingo ankommen, und es machte ihm Angst, daran zu denken, was dann passieren würde. Sobald der Schatz aufgeteilt war, konnte sie überall hingehen. Sie war ganz gewiss unabhängig und eigensinnig genug, genau das zu tun, was sie wollte. Es gab nicht viel, was er dagegen unternehmen konnte, außer Claire einfach festzubinden.
    Die Luke zu seiner Kajüte schlug auf, und alle an Deck, einschließlich Claire, drehten sich überrascht um. Nur Blakes Kopf und seine Schultern ragten aus der Luke heraus, der Rest blieb in der Kabine.
    »Nate!« Blakes braune Augen schauten sich hastig um.
    »Wir haben Schwierigkeiten.«
    Nate befahl ein Mannschaftsmitglied ans Ruder und eilte die Leiter zu seiner Kajüte hinab. Blake stand an Vincents Krankenbett. Vincent schien zu schlafen. Dennoch lag Blakes Besorgnis so deutlich spürbar in der Luft, dass es Nate vor Schreck den Magen zusammenzog.
    »Was stimmt denn nicht?«
    »Ich bringe ihn einfach nicht dazu, etwas zu essen. Er hat auch kaum getrunken. Als er versuchte, sich aufzusetzen, fiel er vornüber. Hat gemeint, die Kajüte würde sich drehen, und dann ist er wieder eingeschlafen.«
    Furcht kroch Nate den Rücken hinab. Vincent hatte ziemlich viel geschlafen.
    »Es ist nun zwei Tage her. Er hat nicht so viel Blut verloren, dass ihm so schwindelig sein oder er sich so schwach fühlen sollte.«
    »Jedenfalls nicht, dass wir wüssten«, schloss Blake und sprach die Worte aus, die Nate ebenfalls in den Sinn gekommen waren. Falls er nicht nach außen blutete, dann bedeutete es, dass es nach innen geschah.
    »Gütiger Jesus«, sagte Nate. Er spürte, wie seine Knie nachgaben und schnappte sich einen Stuhl und sank darauf nieder. Er betrachtete das reglose Gesicht des Zwergs, sah die Blässe, die seine normalerweise bronzefarbene Haut verdrängt hatte. Vincent mochte zwar Mitte zwanzig sein, aber er sah so jung aus, als ob dort ein Knabe liegen würde.
    Letzten Endes verharrten er und Blake an Vincents Krankenbett. Vincent war aufgewacht, hatte ihnen für eine viel zu kurze Zeit Sorgen gemacht, dann war er wieder eingeschlafen. Nate war an Deck gegangen, hatte die Mannschaft über Vincents Verletzungen informiert und seine Befehle gegeben. Koste es was es wolle, sie würden so schnell wie möglich nach Santo Domingo segeln. Keine leichte Aufgabe für ein Schiff, das mit Schätzen vollgeladen war. Er war lange genug an Deck geblieben, um dafür zu sorgen, dass jedes Segel gesetzt wurde. Jetzt, in der kleinen Kajüte, herrschte Schweigen. Doch es schien lauter von den Wänden widerzuhallen als Geschützfeuer. Die Kerzen, die auf dem Tisch flackerten, sorgten zwar für Licht, doch sie sorgten nicht für Hoffnung.
    Blake goss mehr Rum in ihre Krüge.
    »Der Wind weht stark, wir machen ordentlich Zeit wett«, sagte er.
    Nate ließ die bernsteinfarbene Flüssigkeit kreisen, dann verzog er spöttisch das Gesicht, als ihm klar wurde, dass seine Gedanken dasselbe taten, nämlich sich ringsherum im Kreis drehten und dabei verdammt noch mal gar nichts erreichten.
    »Wird es reichen?«
    Blake sah ebenso besorgt aus, wie Nate sich fühlte. Sorgenfalten überzogen seine Stirn und rahmten seinen Mund ein.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Er blutet innerlich, und ich weiß nicht, wie man das stoppen kann. Falls ich …« Er bleckte die Zähne und atmete die Luft in tiefen Zügen ein.
    »Falls ich es wüsste, dann würde ich ihn aufschneiden, aber ich will es nicht noch schlimmer

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