Korsar meiner Träume
ab.
»Nein. Ich kann das nicht annehmen.«
»Warum nicht?«
Claire biss sich auf die Lippe, dachte über den besten Weg nach, die Sache zu erklären, ohne die Frau zu verletzen, die sie doch gerade erst kennengelernt hatte, und entschied sich, genauso direkt zu sein, wie Samantha es zuvor gewesen war.
»Es ist Piratengeld. Ich möchte nichts davon.«
Alicia riss die Augen auf, und ihr Blick schnellte hinüber zu ihrer Schwester. Samanthas Blick war hart geworden, und in dem kalten Blick, den sie Claire zuwarf, konnte diese die Piratin erkennen, die sie einst gewesen war.
»Ich habe Geld damit verdient, auf ehrliche Weise Schiffe zu bauen, aber ja, früher war ich eine Piratin. Wie auch immer, ich habe es nicht des Ruhmes wegen gemacht. Ich wurde Steele, um den Mord an meiner Familie zu rächen und nichts weiter. Die Schiffe, die ich in der Zwischenzeit kaperte, wurden mit so viel Respekt und so wenig Gewalt behandelt, wie ich es nur konnte.«
Claire runzelte die Stirn.
»Falls das der Fall ist, warum hast du dann einen solch furchteinflößenden Namen? Warum haben dann alle Angst vor Steele?«
»Es gab viele Schlachten, die ganz schrecklich waren. Zu viele. Außerdem muss man die Gegner gar nicht umbringen, um gefürchtet zu werden. Die meisten Leute, die gegen Steele antraten, haben verloren. Wie auch immer, das war in der Vergangenheit. Worauf ich eigentlich hinauswollte, Claire, ist Folgendes: Als ich Luke begegnete, dachte ich, er wäre auch nicht besser als der Mann, der meine Familie ermordet hat. Hätte ich Lukes Piratenleben nicht beiseitegelassen, dann hätte ich den wundervollen Mann übersehen, der er ist, und all die Freude und Liebe, die er in mein Leben gebracht hat.
Sag mir nun, bist du bloß ein Gassenkind, das im Wald lebt und nach Futter sucht, oder bist du unter den schmutzigen Kleidern und dem zottigen Haar eine Frau von Format?«
Claire spürte den Stachel in Samanthas Worten ganz so, als ob man sie geschlagen hätte. Und, so wurde ihr klar, sie verdiente es und sogar noch mehr.
»Hat Nate dir denn nicht bewiesen, dass er mehr ist als ein Pirat?«, fragte Alicia.
Claire nickte und fühlte sich plötzlich bedrückt.
»Das hat er, sogar bei mehr als einer Gelegenheit.«
»Dann verstehe ich dich nicht«, antwortete Alicia.
»Es ist eine Frage der Selbstachtung. Meiner Selbstachtung.« Sie seufzte.
»Ich habe so sehr versucht, meinen Anstand zu bewahren und die schlechten Entscheidungen in der Vergangenheit wiedergutzumachen, damit ich wieder stolz auf mich sein konnte. Ich hätte mich dem Piratenleben zuwenden können, aber ich wollte, dass die Leute, und das schloss mich selbst mit ein, Claire Gentry ansehen und eine Frau sehen, die ihren Respekt verdient.«
Sie deutete auf ihre Kleider.
»Wie ihr sehen könnt, muss ich dieses Ziel erst noch erreichen.«
»Claire«, sagte Alicia und nahm ihre Hand, »als Schmiedin weiß ich, wie es ist, mit Verachtung angesehen zu werden, nicht anerkannt oder als die Person geschätzt zu werden, die ich bin. Ich bin keine herkömmliche Ehefrau, und das finde ich auch gut so. Du musst nicht nach den Maßstäben anderer leben, nur nach deinen eigenen. Am Ende sind es nur diese Maßstäbe, die zählen. Der Umstand, dass du so lebst, wie du es tust, und zu wissen, dass du es dir hättest leichter machen können, wenn du unter die Piraten gegangen wärst, sagt mir viel über deinen Charakter. Du solltest stolz auf dich sein.«
»Es ist egal, wie du dich anziehst oder wo du lebst, denn du hast bereits meinen Respekt«, fügte Samantha sanft hinzu.
Wieder stiegen Claire die Tränen in die Augen.
»Ich danke euch beiden«, antwortete Claire, als sie sich über die Augen wischte.
»Und bei dir, Samantha, möchte ich mich entschuldigen.«
»Entschuldigung angenommen«, antwortete Samantha.
»Nun denn, können wir dich jetzt in die Stadt bringen?«
Die Feier war ganz genauso, wie Nate dachte, dass Vincent sie gewollte hätte. Sie war einfach, sachlich und in Anwesenheit seiner Familie. Die Mannschaft war versammelt, hielt ihre Hüte in Händen, als die Nachmittagssonne auf die Anwesenden hinabschien. Ihren glänzenden Haaren und den geröteten Gesichtern nach zu urteilen, hatten die Männer sich die Zeit genommen, zu baden und sich zu rasieren.
Vincent hätte wohl gelacht, wenn er das gesehen hätte.
Und Nates Herz wurde beim Gedanken daran ganz schwer.
Blake hatte eine Frau gefunden, die Tochter des Predigers, die singen würde. Sie trat nun
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