Korsar meiner Träume
gewartet.«
Nate antwortete spöttisch:
»Wahrscheinlich nicht.«
Vincent grinste.
»Wie ich es mir dachte. Außerdem wird mir das den Ärger ersparen, dich zu töten.«
»Nicht, dass du es könntest, aber weshalb würdest du mich denn umbringen wollen?«
»Für die Gelegenheit, Sam Steele zu sein.«
»Heiliger Jesus.« Nate schüttelte den Kopf.
»Warum zum Teufel würdest du das denn sein wollen. Samantha ist in Sicherheit. Steele kann jetzt sterben.«
Vincent wurde bleich.
»Sterben? Ganz gewiss nicht, verdammt! Vielleicht hast du nur auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, um in einem schicken Haus zu leben, aber ich habe mindestens ebenso lange auf eine Gelegenheit gewartet, mir selbst einen Namen zu machen.«
Nate musste sich setzen.
»Du willst Steele sein? Warum? Du hast damals gedacht, ich wäre wahnsinnig, als ich den Titel übernahm.«
Vincent grinste.
»Warst du auch. Und ich ebenfalls. Aber es ist nicht so gefährlich, wie ich es befürchtet hatte, und nach meiner Erfahrung auf diesem und Blakes Schiff nehme ich mal an, ich kann mit allem fertigwerden, was mir in den Weg kommt.«
»Das könntest du«, stimmte Nate zu, »dessen bin ich mir sicher.«
»Vielen Dank«, antwortete Vincent. Er neigte seinen Kopf einen Augenblick lang zur Seite.
»Ich möchte das für mich, Nate. Ich bin es leid, Vincent der Zwerg zu sein, oder Vincent, der stellvertretende Kommandeur. Ich bin das jüngste von sieben Kindern und habe immer das Gefühl gehabt, der Letzte zu sein.«
»Falls ich dir jemals das Gefühl gegeben -«
» Du hast es nicht getan.« Vincent begegnete seinem Blick und schüttelte den Kopf.
»Du hast es nie getan, aber andere. Und nun, falls du nicht mehr Steele sein willst, dann habe ich die Chance, mal der Anführer zu sein, anstatt bloß der Mitläufer.«
Er seufzte.
»Falls das irgendwie Sinn ergibt.«
Nate stand auf, ging zu seinem Freund und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er konnte nicht besonders gut mit Worten umgehen, aber sie drängten sich nun darum, ausgesprochen zu werden.
»Ich kann mir keinen besseren Mann vorstellen, an den ich den Titel übergeben könnte. Ich hatte geplant, Luke das Schiff zurückzugeben, was Aidan sicher geärgert hätte, weil er doch gerade erst zu uns kommt. Aber wenn du es willst, dann verspreche ich dir, sobald wir mit dem Schatz fertig sind, dann gehört die Revenge dir.«
9
Schließlich gab Nate es auf, sich etwas vorzumachen. Er warf die Bettdecke beiseite und griff in der Dunkelheit nach seinen Kleidern, die er auf den Boden geschmissen hatte, als er zu Bett gegangen war. Da er daran gewöhnt war, fand Nate sie mit Leichtigkeit und zog sich im Dunkeln an. Erst nachdem er mit den Füßen in seine Stiefel geschlüpft war, zündete er die Kerzen an. Seine Kajüte erwachte flackernd zum Leben.
Anders als Blake, der seine Kajüte immer makellos sauber gehalten hatte, war Nate nicht besonders ordentlich. Er sorgte dafür, dass sein Schiff sauber und funktionsfähig blieb. Die Planken wurden geschrubbt, die Segel repariert, wenn es nötig war. Und die Kombüse blieb sauber und aufgeräumt. Die Frachträume waren präzise organisiert, und die Fässer fest verzurrt, damit die Ladung nicht hin- und herrutschte.
Doch seine Kajüte war da ganz anders, da er dort wirklich nicht viel mehr machte, als zu schlafen und seine Seereisen zu planen. Der Tisch, der ein gutes Drittel des Raumes einnahm und auf dem ein Teller mit halb heruntergebrannten, flackernden Kerzen stand, war immer unordentlich. Im Augenblick beherbergte er neben dem Haufen von Kerzen auch noch genügend schmutziges Geschirr, sodass der Koch schon bald danach schreien würde. Außerdem gab es noch Tinte und einen originellen Metallanker, der sowohl das Pergament als auch die Karte festhielt.
Blakes Frau Alicia hatten den Anker gemacht, nachdem ihr erstes Kind geboren worden war und Nate zugestimmt hatte, der Taufpate des Jungen zu werden. Er hob ihn auf, legte seine langen Finger um den Stahl und erinnerte sich an einen Tag, den er niemals vergessen würde. Er war nach Port Royal gekommen und hatte erwartet, seine Freunde besuchen zu können, bevor deren erstes Kind geboren wurde. Sie hatten gerade gefrühstückt, als Blake weggerufen wurde, um eine Tagestour auf See zu machen, um ein paar Waren auszuliefern. Nate und Vincent hatten ihn überredet zu gehen und ihm versichert, Alicia würde ja nicht alleine zurückbleiben. Blake war gegangen, und Nate wollte verflucht sein, wenn
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