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Korsar meiner Träume

Korsar meiner Träume

Titel: Korsar meiner Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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Kälte zu tun hatte, begann sie zu zittern.
    Nate zog ein Hemd aus einer Truhe.
    »Es ist zwar nichts Besonderes, aber es ist trocken.«
    Claire war einen Augenblick lang völlig sprachlos, dann gelang es ihr, zu antworten.
    »Ich habe noch ein paar trockene Anziehsachen«, sagte sie und hielt die Tasche hoch, die sie als Kissen benutzt hatte.
    Nate warf der Tasche einen zweifelnden Blick zu, und nun hörte auch Claire das konstante Tropfen des Wassers, das aus dem Boden der Tasche tröpfelte.
    »Du hängst die Kleider besser auf, bevor sie da drinnen noch zu schimmeln anfangen.«
    Er legte das Hemd auf die Koje und lächelte plötzlich.
    »Erinnerst du dich noch an die Zeit, als wir loszogen, um Obst zu sammeln und in den Sturm geraten sind?« Er strahlte sie mit seinen blendend weißen Zähnen an.
    »Er kam aus dem Nichts. Erinnerst du dich?«
    Sie hatten sich gerade erst auf den Rückweg gemacht, die Körbe voller Früchte, als der Himmel sich geöffnet hatte und ihnen, so schien es, einen halben Ozean über die Schultern kippte. Claires durchnässtes Kleid hatte sie behindert und den langen Weg zurück schwierig gemacht. Sie war auf nassen Blättern ausgerutscht, und ihre Schuhe blieben im Schlamm stecken der plötzlich überall gewesen war.
    Trotzdem hatten sie eine großartige Zeit verbracht. Sie hatten gelacht, als Claire hinfiel und voller Dreck war, und dann noch mehr gelacht, als Nate, der geglaubt hatte, er könne das Gleichgewicht besser halten, auf dem Allerwertesten einen kleinen Hügel hinunterrutschte, nachdem er den Halt verloren hatte. Als er sie vom Fuß des Hügels herausgefordert hatte, sie würde sich nicht trauen, ihm dort hinunter zu folgen, da hatte sie augenblicklich ihren Korb abgesetzt, ihre Röcke um die Beine gerafft und war zu ihm hinuntergerutscht.
    »Ich erinnere mich daran, dass du wie ein Verrückter gelacht hast«, antwortete sie mit einem Lächeln.
    Er lehnte sich gegen einen Pfosten und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Es war damals doch nicht alles schlecht, nicht wahr?«
    Ganz gleich, wie ihre Beziehung auch geendet hatte, Claire konnte seine Worte nicht bestreiten. Ein Waisenhaus konnte ein Ort großer Einsamkeit sein, aber größtenteils dank Nates Anwesenheit war es auch ein Ort großer Freude gewesen.
    »Nein«, gab sie zu, plötzlich unfähig, seinem Blick zu begegnen.
    »Das war es nicht.«
    »Trockne dich ab und ruh dich ein wenig aus.« Sanft strich er ihr mit den Fingern über die Wange.
    »Ich nehme an, wir werden morgen am späten Nachmittag auf der Isla de Hueso ankommen.«
    Ähnlich wie das Meer anschwoll, so schwoll auch Claires Herz an, und es verschlug ihr die Sprache. Schon viel zu lange hatte niemand sie mehr zärtlich berührt. Obwohl Nate versucht hatte, sie auf der Straße in Nevis zu küssen, war das nicht wirklich gewesen, nicht vergleichbar mit dem, was sie jetzt fühlte. Von dieser Wende der Ereignisse aus dem Gleichgewicht gebracht, erwiderte Claire nichts. Stattdessen beobachtete sie ihn ganz einfach, wie er die Leiter hinaufkletterte und wartete, bis die Luke sich hinter ihm schloss.
    Claire atmete tief ein und dann langsam wieder aus. Nun, jedenfalls war ihr nicht mehr kalt. Sie trat ans Bett heran, schaute auf sein Hemd hinab und fragte sich, ob es klug war, es anzuziehen. Er hatte sich Sorgen gemacht, dass sie krank werden könne, und bot ihr die Privatsphäre seiner Kajüte. Sie hatten eine Erinnerung geteilt, die die Mauer, hinter der sie sich sicher gefühlt hatte, weiter ins Schwanken gebracht hatte, und nun wollte er, dass sie seine Kleider anzog? Claire presste sich eine Hand auf ihr unregelmäßig pochendes Herz. Falls sie nicht vorsichtig war, dann wäre sie wieder dort, wo sie vor all diesen Jahren schon einmal gewesen war. Würde auf einen Mann hereinfallen, auf den sie besser nicht hereinfallen sollte.
    Dennoch wusste sie, es war unklug, die ganze Nacht lang nass zu bleiben. Ja, sie hatte es zwar schon früher so gemacht, aber bloß gezwungenermaßen, und genau wie Nate sie gewarnt hatte, war sie gewöhnlich ein paar Tage später krank geworden.
    Sie fing mit der Tasche an, zog ihre Ersatzkleidung heraus und hängte sie über die Lehnen der Stühle, die um den Tisch herumstanden. Dann warf sie das, was von ihrer Tasche noch übrig war, auf das Stück vom Tisch, das Nate für sie freigeräumt hatte. Zuletzt pellte sie sich aus ihren nassen Kleidungsstücken.
    Da es ihr unangenehm war, nackt zu sein, besonders weil sie wusste,

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