Korsar meiner Träume
Oberfläche.
»Claire, Claire!«
Sie antwortete nicht. Er legte eine Hand auf ihre nackte Brust und kniff die Augen zusammen, als er keinen Herzschlag spürte. Eine Hand um ihre Schultern gelegt, ihr Kinn durch seinen Unterarm gestützt und ihren Körper an seine Brust gedrückt, kämpfte sich Nate ans Ufer. Obwohl sein Atem abgehackt ging, redete er auf sie ein.
»Verlass mich nicht, Claire. Wir müssen doch einen Schatz finden, erinnerst du dich?«
Die Zeit schien schier endlos langsam zu verstreichen. Als er schließlich den Meeresboden spürte, kämpfte er sich fluchend weiter durchs Wasser, das seine Bewegungen hemmte und entschlossen schien, sein Fortkommen zu behindern. Als das Wasser ihm nur noch bis zur Taille reichte, legte er sich Claire über die Schulter, sodass sich diese in ihren Magen bohrte. Er hoffte bei Gott, dass dies helfen würde.
Ihr Körper versteifte sich, als Wasser und Luft aus ihren Lungen sprudelten. Nates Knie gaben unter ihm nach, und er stolperte, während er versuchte, sie beide aufrechtzuhalten. Er hatte sie nicht verloren! Claire schnappte heftig nach Luft, und das war das schönste Geräusch, das Nate je gehört hatte. Er rannte an den Strand, fiel in den Sand, kuschelte sie in seine Arme und hielt sie so fest, wie er es nur wagte. Er schloss die Augen, presste seine Lippen auf ihre kalte Stirn. Sein Körper begann ebenso zu zittern wie ihrer. Sie war am Leben.
Sie hustete weiter, ein heftiges, tiefes Husten, das ihren ganzen Körper erschütterte. Nate rieb seine Hände über ihren Rücken und verfluchte das kühle Gefühl ihrer Haut. Sie war so verdammt kalt.
»Lass mich dich wärmen.«
Er legte sie sanft auf ihren Rücken und strich ihr das Haar aus der Stirn. Das Husten wurde schlimmer. Weil er Angst hatte, sie würde sich erbrechen und daran ersticken, rollte er sie auf die Seite, während er zu den Kleidern rannte, die verstreut im Sand lagen.
Gänsehaut bedeckte sie von Kopf bis Fuß. Ihre Hautfarbe war bläulich getönt. Claire zitterte so sehr, dass Nate Angst hatte, sie hätte sich verletzt. Er bedeckte sie mit den Kleidungsstücken, die er gesammelt hatte und stopfte die Bekleidung um ihren Körper herum fest. Ihre Zähne klapperten. Er musste sie ins Warme bringen.
Nate hob Claire und die willkürliche Abdeckung hoch und ging Richtung Lager.
»Ich werde dich ins Warme bringen, Liebling. Alles wird gut werden.«
»Mir ist so k-kalt.«
Und ihre Stimme war so verdammt schwach. Dies hier war nicht die feurige Frau, die er kannte, und das zerbrechliche Wesen in seinen Armen erschreckte ihn zu Tode.
»Ich weiß.«
Er beugte sich nach vorn und gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn und wünschte, er könnte seine Körperwärme auf sie übergehen lassen.
»Bald wird dir wieder warm sein, ich verspreche es.«
Er half ihr, sich anzuziehen, und die Schwäche ihrer Bewegungen ließ ihn schaudern. Er hätte sie beinahe verloren. Warum zum Teufel war er nicht früher losgezogen und hatte sie gesucht? Und was wäre passiert, wenn er nicht als Erstes den Strand überprüft hätte? Seine Hände waren ungeschickt, als er ihr das Hemd über die Schulter streifte. Er lehnte seinen Kopf an ihren.
»Erschrecke mich bloß nie wieder so.«
Nate sah zu, wie Claire schlief und war dankbar, dass das Husten endlich aufgehört hatte. Obwohl die Sonne hoch am Himmel stand und die Hitze in ihrem Lager Nate das Gefühl gab, als ob ihm die Haut von den Knochen schmolz, hatte er Claire mit beiden Decken zugedeckt. Sie hatte wieder Farbe, und für den Fall, dass sich irgendetwas änderte, saß er nahe genug, um das sanfte, gleichmäßige Heben und Senken ihres Brustkorbs zu sehen.
Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Es hatte immer noch die Macht, ihm den Atem zu rauben, wenn er daran dachte, dass er sie um Haaresbreite verloren hätte. Nicht bloß an einen anderen Mann, sondern für immer. Er schauderte wieder und erinnerte sich, wie kalt und still sie gewesen war. Wie leblos. Er ließ die Hände sinken, sah sie an. Sein Herz war voller Aufregung. Da gab es Dinge, die er ihr sagen wollte, Dinge, die er besser nicht zu einer verheirateten Frau sagte.
Claire regte sich, und Nate beugte sich vor, bereit ihr zu geben, was auch immer sie brauchte, aber sie drehte ganz einfach nur den Kopf vom Feuer weg und schlief weiter. Er hatte nicht gewagt, sie zu verlassen, aber nun konnte er ein körperliches Bedürfnis nicht länger unterdrücken. Er stand auf und zögerte einen Moment.
Weitere Kostenlose Bücher