Korsar meiner Träume
hervorragte. Interessiert erhöhte Claire ihr Tempo.
Es war weder ein langes Stückchen Land, noch sonderlich breit. Es hatte vielleicht die Breite von Nates Schiff und zweimal dessen Länge. Claire ging darauf zu, dann quer rüber zur Spitze. Aus dem Augenwinkel sah sie Nate im Wasser tauchen und in ihre Richtung schwimmen. Sie lächelte traurig. So sehr sie es auch wollte, sie hatte nicht die Absicht, ihn um die Schwimmstunde zu bitten, die er ihr vorgeschlagen hatte.
Claire stoppte, als der Sand ins Meer mündete. Vor ihr war nichts außer Wasser, und in der Ferne lagen einige Inseln. Claire schaute von rechts, von wo Nate auf sie zuschwamm, nach links hinüber.
Felsen, hunderte von ihnen türmten sich hoch auf, stiegen aus dem Meer, als ob ein Riese sie als Spielwürfel benutzt und sie wahllos auf den Boden hätte fallen lassen. Und dort, zwischen diesen Felsen, sah sie es.
»Eine Höhle!«, brüllte sie. Ihr Magen machte einen Satz, und sie sprang ebenfalls in die Luft.
»Nate!«, rief sie und wedelte mit den Armen, als sein Kopf aus dem Wasser auftauchte, »Nate! Ich habe eine Höhle gefunden!«
Er zögerte nur eine Sekunde, dann wurde sein Grinsen breiter, und er tauchte wieder unter. Bald war er zurück an der Oberfläche und schloss den Abstand zwischen ihnen mit langen Schwimmzügen. Beim Anblick solcher Anmut und Stärke flatterte Claires Magen ein wenig vor Aufregung.
In wenigen Minuten war er an ihrer Seite.
»Zeig sie mir.«
Sie nahm seine Hand und deutete mit ihrer anderen Hand auf die Felsen.
»Dort drüben. Siehst du sie?«
Man konnte Claires Aufregung beinahe mit Händen greifen. Nate spürte, wie sich die Energie von ihrer Hand über seine Hand hinauf auf seinen Arm übertrug. Dennoch hatte er mit der Zeit gelernt, vorsichtig zu sein, und deshalb bezwang er seine eigene Aufregung.
»Ich sehe sie. Und es ist ein guter Platz, um einen Schatz zu verstecken, aber handele jetzt nicht vorschnell, Claire. Ich sehe keine markante Wasserlinie, du etwa?«
Sie ließ seine Hand los.
»Du hast selbst gesagt, die Markierungen könnten seitdem verblasst sein.«
»Ja, dass könnten sie, das bestreite ich ja gar nicht.«
»Nun dann, möchtest du die unterschiedlichen Möglichkeiten diskutieren, oder willst du nicht lieber nachsehen, ob der Schatz dort ist?«
Wider Willen musste er grinsen.
»Also dann los.«
Bevor er seinen Satz überhaupt beenden konnte, war sie schon losgestürmt. Sie kletterte auf die Felsen, ging dabei tief in die Hocke und benutzte ihre Hände, um das Gleichgewicht zu halten. Nate sah hinunter auf seine nackten Füße und wünschte, er hätte seine Stiefel bei sich. Nicht, dass er sich die Zeit nehmen würde, um sie zu holen, jedenfalls nicht, wenn es da eine echte Chance gab, dass sie endlich den Schatz finden konnten.
Er folgte ihr über die glitschigen Felsen und versuchte, die scharfkantigeren Klippen zu vermeiden, an denen er sich die Füße aufschlitzen konnte. Beide rutschten ein paar Mal aus, und jeder bekam ein paar Kratzer an den Unterarmen ab, die ihre Schwierigkeiten beim Klettern belegten. Nate wusste, Claire spürte ihre Kratzer ebenso wenig, wie er seine bemerkte.
Sie schafften es bis zum Eingang der Höhle.
»Zum Glück ist gerade Ebbe«, sagte Nate und strich über die schmale, leicht ausgehöhlte Linie in den Felsen über seinem Kopf, »sonst hätten wir sie gar nicht gesehen, geschweige denn hineingelangen können.«
»Nate!«, antwortete Claire und packte seinen Arm, »es ist eine markante Wasserlinie!«
Sein Herz raste, aber er nahm sich einen Augenblick Zeit, Claire anzusehen, deren Augen leuchteten und deren Lächeln beinahe ebenso blendend war wie die Sonne. Ungeachtet ihrer Vergangenheit oder der Zukunft gab es niemanden, mit dem er diesen Moment lieber geteilt hätte.
»Bereit?«
»Auf geht’s.« Sie lachte und gab ihm einen Schubs auf den Rücken.
»Ich kann nicht länger warten!«
Es gab genügend Lücken zwischen den Felsen, um Licht in die Höhle zu werfen. Es war nicht hell, aber wenigstens mussten sie sich nicht in völliger Dunkelheit bewegen. Es war keine hohe Höhle, selbst Claire musste sich ducken. Nate musste sich beinahe mit dem ganzen Oberkörper vorbeugen.
Die Höhle selbst war ziemlich lang, und wenn das Licht irgendeinen Hinweis gab, dann bog sie am Ende nach rechts ab.
»Bleib in meiner Nähe«, sagte Nate, als er losging. Das Wasser bedeckte gerade mal seine Füße.
»Vielleicht gibt es hier irgendwo steile
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