Korsar meiner Träume
erfasst. Sie war in ihrem Leben schon oft genug in unangenehme Situationen gezwungen worden. Sie würde sich nicht noch in eine weitere drängen lassen.
»Ich will gar nicht behaupten, ich wüsste, was du denkst und fühlst, aber ebenso wenig will ich dies hier weiter diskutieren. Es ist in der Vergangenheit passiert, Nate, und da will ich es auch lassen.«
Seine Augen glitzerten.
»Eine Sache aus der Vergangenheit scheinst du aber nicht hinter dir lassen zu können, und zwar deinen Mangel an Vertrauen in mich.«
Er drehte sich um und packte die Schaufeln. Bald verschwand er im Dschungel aus ihrem Blickfeld. Claire nahm sich einen Moment lang Zeit, um sich zu sammeln, bevor sie ihm folgte.
Sie arbeiteten nach einem Muster, bei dem sie nichts weiter als höfliches Nicken und wortkarge Sätze miteinander austauschten. Jeder Zoll der Küstenlinie, jeder Felsvorsprung wurde nach einer markanten Wasserlinie untersucht.
Claire protestierte nicht, als Nate vorschlug, derjenige zu sein, der hinaus zu den einzeln stehenden Felsen schwamm, und dafür war er dankbar. Es ersparte ihm nicht nur zu streiten, auch war er immer noch so zornig auf sie, dass er nicht unbedingt in ihrer Nähe sein wollte.
Nate schnappte nach Luft und tauchte unter Wasser und sah durch die Luftblasen hindurch, die sein Eindringen verursachte. Fische in den schönsten Farben schwammen an ihm vorbei. Gelb, blau, einige mit etwas Rot. Sie waren frech und schwammen neben ihm her, während er mit den Händen über die Felsen strich und im Sand grub, auf dem die Felsen ruhten.
Unter Wasser war es ruhig und wunderschön, aber dennoch empfand er ein Gefühl von Bedauern, da er diesen Anblick nicht mit Claire teilen konnte. Verärgert tauchte er an die Oberfläche und füllte seine Lungen erneut, bevor er wieder nach unten verschwand. Dieses Mal konzentrierte er sich stärker auf seine Aufgabe, aber das Einzige, was er von seinen Anstrengungen davontrug, war ein Kratzer auf seiner Handfläche von einem scharfen Stück Koralle. Das einzig Glänzende, was er entdeckte, waren ein oder zwei Muscheln.
Er tauchte wieder auf und schüttelte den Kopf, sodass Wassertropfen aus seinem Haar flogen und winzige kleine Wellen in der smaragdgrünen See auslösten.
»Nichts?«
Nate trottete ans Ufer, wo er sein Hemd und seine Stiefel zurückgelassen hatte. Seine Hose war zwar bis zu den Knien hochgerollt, zog ihm aber an der Taille, während er ging. Er setzte sich in den Sand und legte seine Unterarme auf den gebeugten Knien ab. Die Sonne ließ ihn blinzeln, und er konnte bereits fühlen, wie schnell die Hitze das Wasser von seinen Schultern trocknete.
»Ich kann mir nicht helfen, aber ich glaube, wir vergeuden unsere Zeit, wenn wir uns jeden Felsen anschauen, der uns begegnet.«
»Ich habe das Ufer abgesucht, aber ich kann keine markante Wasserlinie entdecken.« Sie setzte sich neben Nate, doch nicht zu nahe, wie er bemerkte.
»Kann sie von der Zeit ausradiert worden sein?«
Nate zuckte die Achseln.
»Alles ist möglich.«
Er sah zum Horizont hin, auf das sich endlos ausstreckende Meer, und hoffte, Vincent erginge es besser als ihnen.
»Es ist keine große Insel. Selbst wenn wir jedes bisschen Küstenlinie absuchen, werden wir in ein oder zwei Tagen ganz herumgegangen sein.«
Er stand auf und wischte sich den Sand vom Po.
»Dann lass uns hoffen, dass wir vorher etwas finden.«
Schweiß tropfte Claire auf den Rücken. Ihre Füße juckten von der Hitze, aber sie wagte nicht, ihre Stiefel auszuziehen, da sonst ihre Füße verbrennen würden. Der Sand glänzte weiß, und die Wellen schlugen träge an den Strand. Feuchtigkeit hing in der Luft, dick wie Melasse und genauso klebrig. Ihre Augen brannten von der Suche nach irgendeiner Art von Markierung. Sie war sich nicht mal sicher, wonach sie eigentlich suchen sollte. Eine Gravur in einem Stein, einem Felshaufen? Es konnte auch ganz einfach eine Handvoll Steine sein, die man in den Sand gelegt hatte und die seitdem ins Meer geschwemmt worden waren.
Sie konnte sich nicht erinnern, in all den Jahren der Suche nach dem Schatz jemals so frustriert gewesen zu sein. Oder so entmutigt.
Gewiss, das konnte ebenso gut mit Nate zu tun haben wie mit dem Schatz. In diesem Moment tauchte er aus dem Wasser auf, schaute zu ihr herüber und schüttelte den Kopf. Er hatte nichts gefunden.
Seufzend ging Claire weiter. Sie näherten sich einem felsigen Punkt der Insel, wo eine kleine Landzunge aus Sand aus den Felsen
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