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Korsar meiner Träume

Korsar meiner Träume

Titel: Korsar meiner Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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zwang sich, die Wahrheit zu offenbaren.
    »Es gehörte meiner Mutter«, flüsterte sie.
    Nate runzelte die Stirn.
    »Wie ist das möglich?«
    Claire schloss die Augen.
    »Mein Vater gab es ihr, als ich geboren wurde, und sie trug es bis zum Tage ihres Todes. An jenem Tag …« Ihr Atem stockte, und sie musste kurz innehalten, bevor sie fortfahren konnte, »am Tage ihres Todes waren wir alle zusammen in ihrem Zimmer und sie nahm es ab und legte es in seine Hände. Sie wies ihn an, es zu tragen, bis sie wieder beisammen sein konnten.«
    Ihre Stimme brach, als sie sich daran erinnerte, so deutlich, als ob es erst gestern gewesen wäre. Ihr Vater hatte geweint, als er sich die Kette um den Hals legte. Und Claire wusste ganz genau, dass er sie an dem Tag getragen hatte, als er sie verließ, um nach dem Schatz zu suchen.
    Was bedeutete …
    »Mein Vater muss hier sein.«
    Mit dem Kreuz sicher in ihrer Handfläche kletterte Claire dorthin, wo die Wand zusammengebrochen war.
    »Falls die Kette dahinter war, muss er auch dort sein.«
    Ein weiterer kleiner Steinrutsch löste sich, als sie ein paar der größeren Felsbrocken wegräumte.
    Nates Hand lag fest auf ihrer Schulter.
    »Claire, da ist nichts.«
    »Geh, wenn du willst. Ich halte dich nicht auf«, fauchte sie.
    »Was hoffst du dort zu finden, Claire? Er wird wahrscheinlich nicht mehr am Leben sein und sich hinter diesen Felsen verstecken.«
    Sie wirbelte herum.
    »Das ist mir klar! Aber ich kann nicht mit dem Gedanken weiterleben, dass mein Vater einen Schatz mehr liebte als mich.«
    »Du weißt, dass das nicht wahr ist«, antwortete er.
    »Ach ja? Warum hat er dann nicht aufgegeben, als er ihn nicht fand, und kam zu mir zurück? Und wenn er ihn fand, warum hat er mich dann in diesem Waisenhaus gelassen? Warum ist er nicht zurückgekommen, um sein einziges Kind zu holen?« Tränen flossen jetzt, schnell und heiß.
    Er wischte sie ihr von den Wangen.
    »Dafür könnte es viele Gründe geben.«
    »Aber ich werde es nie mit Sicherheit wissen, nicht wahr?« Sie wedelte mit dem Kreuz vor ihm herum.
    »So nahe bin ich ihm nicht gekommen, seit er mich im Waisenhaus ließ. Falls hier Antworten liegen, dann werde ich nicht ohne sie von hier weggehen!«
    Nate seufzte und ließ den Blick schweifen. Dann erstarrte sein Körper. Sofort stellte er sich vor sie, die langen Arme weit ausgestreckt.
    Das Herz rutschte ihr in die Hose.
    »Er ist es, nicht wahr?«
    Das Mitleid in seinen Augen war ihr Antwort genug.
    »Schau nicht hin, Claire. Ich weiß nicht, ob es dein Vater ist oder nicht, aber du musst dir das hier nicht ansehen.«
    »Dort könnte sehr wohl das letzte Mitglied meiner Familie liegen. Lass mich sehen.«
    Sein Gesichtsausdruck zeigte ihr, dass es ihm nicht gefiel, aber er gab nach, trat beiseite und gab ihr den uneingeschränkten Blick auf einen Schädel frei, der auf dem Wasser trieb.
    Die Übelkeit kam schnell und schoss ihr wie ein Blitz die Kehle hinauf. Es gab keine Haare, keine Haut oder charakteristische Merkmale mehr, um zu beweisen, wer es war.
    »Die Kette beweist nicht, dass dies dein Vater ist«, flüsterte Nate neben ihr.
    Vielleicht tat es das nicht, aber Claire wusste es dennoch genau.
    Sie drückte sich die Kette an die Lippen, beugte den Kopf und schloss ihre Augen. Es gab keine Möglichkeit herauszufinden, wie lange ihr Vater dort gewesen war, ob er allein gestorben oder ob er ermordet worden war. Hatte er den echten Schatz gefunden, nur um dann dafür umgebracht zu werden? So viele Fragen, auf die sie niemals Antworten bekommen würde.
    »Es gab Zeiten, da habe ich ihn gehasst, weil er mich verlassen hatte. Zu anderen Zeiten hat mein Herz geblutet, weil ich ihn so sehr vermisst habe. Manchmal wurde ich vor Sorge um ihn ganz krank. Ich habe zwischen Zorn und Sorge geschwankt, aber Nate, ich habe nie aufgehört, ihn zu lieben. Niemals.«
    »Ich bin sicher, er wusste das.«
    Sie öffnete die Augen und sah Nate an.
    »Jetzt gibt es kein Rätselraten oder Grübeln mehr. Er wird niemals zurückkommen.«
    Nate zog sie in seine Arme. Wieder presste er seine Lippen auf ihre Stirn, und seine Hände breiteten sich schützend über ihren Rücken. Für einige Momente blieben sie in der Höhle stehen, die zunächst so verheißungsvoll gewesen war. Sie hätten sich nie träumen lassen, dass es in solcher Hoffnungslosigkeit enden würde.
    »Ist das ein Zeichen, Nate? Werden wir auch für immer nach dem Schatz suchen, ohne ihn jemals zu finden? Werden wir auch dafür

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