Korsar meiner Träume

und kräftige Kästen, hölzerne Kisten, um die fransige Seile gebunden waren, und wohl hunderte wulstiger Lederbeutel. Und es gab Fässer. Fuhren voller Fässer gefüllt mit glitzernden Münzen.
    Und was noch besser war – es hatte keinen Ärger mit Nate und dem Jungen gegeben.
    James atmete einmal tief und zufrieden durch. Was zum Teufel war das? Als er sich umdrehte, sah er den Rauch und das Glühen der Flammen, das den ganzen Strand einzunehmen schien, auf dem sie die anderen drei Truhen gefunden hatten. Es war nicht die Morgenröte, die den Himmel erhellte, sondern ein Feuer.
    »Heiliger Himmel«, murmelte er.
    »Kapitän!« Horace rannte zu ihm, die schmutzigen Hände deuteten gen Strand.
    »Ich habe es gesehen.«
    »Sie geben ihrem Schiff ein Signal, Sir.«
    James betrachtete das orangefarbene Glühen.
    »Ja, aber mit welcher Absicht, Horace? Um ihr Schiff zu diesem Strand zu führen oder um es davon fernzuhalten?«
    »Kapitän?«
    James holte tief und nachdenklich Luft.
    »Das Feuer könnte eine Falle sein. Falls wir in Panik geraten und unser Schiff lossegelt, wird Nate uns dann angreifen? Wir wissen, sein Schiff ist nicht hier, wir sind schließlich um die Insel gesegelt, um sicher zu sein, aber es gibt noch andere Inseln in der Nähe. Sie könnten hier ganz in der Nähe sein. Andererseits, falls wir zu dem Feuer rennen, könnten seine Männer möglicherweise bereits gelandet sein und dort auf uns warten.«
    Er schaute auf die Schatzreihen, auf die Behälter und Fässer, und fluchte. Schließlich war er – James – es gewesen, der gedacht hatte, Nate würde ihn zu dem Schatz führen. Er hatte sich vorgestellt, Nate würde all die Arbeit machen, sodass er bloß noch kommen und ihn abholen musste. Aber was, wenn es Nates Plan gewesen war, James denken zu lassen, er habe gewonnen, während er ihn die ganze Zeit lang in eine Falle gelockt hatte?
    Schließlich war es nicht Nate, der vom nächtlichen Ausgraben erschöpft war, sondern James und seine Mannschaft. Wieder fluchte er. Etwas von dem Schatz würde mit Hilfe eines Schleppgestells transportiert werden müssen, welches zu bauen sie aber keine Zeit hatten. Und falls sie, wie durch ein Wunder, den Schatz aufladen konnten, bevor Nates Schiff ankam, dann hatten sie keine Chance, diesem davonzusegeln, jedenfalls nicht mit dem zusätzlichen Gewicht, das ihre Geschwindigkeit hemmte.
    Falls James seine Mannschaft zum Feuer führte, würde Nate dann nicht einfach zur gegenüberliegenden Bucht wechseln und sein Schiff in die Luft jagen, welches nicht schwer bewacht war? Oder versteckte sich seine Mannschaft bereits in den Bäumen und wartete darauf, James und seine Männer in dem Moment zu erledigen, wenn sie in Sicht kamen? Nate hatte bereits vier von James’ Männern getötet. Noch mehr umzubringen würde ihm nichts ausmachen.
    Aber wenn James das Feuer ignorierte und versuchte, den Schatz zu verladen, dann gab es auch noch die Möglichkeit, dass Nate ihnen dort auflauerte, oder kurz danach ankam, und sie mit vollen Händen überraschte, sodass sie das Feuer nicht erwidern konnten. Doch wenn James seine Männer aufteilte, ein paar Richtung Feuer schickte, während die Restlichen sich um das Gold kümmerten, würde er lediglich seine Feuerkraft halbieren und so die Wahrscheinlichkeit erhöhen, letztlich zu gewinnen. Wenn James jedoch all seine Männer auf sein Schiff brachte, um dort zu warten, konnte Nate einfach hingehen, den Schatz vom anderen Strand aufladen, und James wäre so klug wie zuvor.
    James war verdammt, welchen Weg auch immer er einschlug. Gott verdammt, er wünschte, er wüsste, was dieser Mann vorhatte!
    »Sir? Sie sind aus demselben Grund hier wie wir.«
    »Dessen bin ich mir verdammt noch mal bewusst«, knurrte James und wünschte sich, ihm würde eine vernünftige Lösung einfallen.
    »Würde es dann nicht Sinn ergeben, hierzubleiben? Sie werden ebenso wenig ohne den Schatz wegfahren wie wir. Und wenn wir darauf warten, dass sie kommen …«
    »Dann haben wir die Kontrolle wieder auf unserer Seite.«
    Ja, das gefiel James viel besser. Lass Nate auf diese Lichtung marschieren, während James und seine Männer strategisch platziert waren. Lass zur Abwechslung mal Nate sich fragen, was James vorhatte.
    »Ich denke aber immer noch, dass wir in Erfahrung bringen müssen, womit wir es zu tun haben. Wir werden zwei Mann dort drüben hinschicken. Ich will nicht, dass sie gesehen werden, aber ich will hier auch nicht völlig unvorbereitet