Kosakensklavin
und nach Schweiß - und da war noch etwas, ein seltsam strenger Duft, der sie so irritierte, dass sich die feinen Härchen in ihrem Nacken sträubten. Etwas Erregendes ging von diesem Geruch aus, und sie spürte, wie ihre Nasenflügel zitterten, als sie ihn einatmete.
Sie griff nach dem Brot und knabberte daran. Es war hart und knackte unter ihren Zähnen, doch sie kaute darauf herum und schluckte. Als der erste Bissen unten war, merkte sie, dass sie tatsächlich sehr hungrig war, und aß weiter.
„Brav“, lobte er und grinste zufrieden. „Du wirst dich schon an die Küche der Kosaken gewöhnen.“
Sein Grinsen schien ihr allzu selbstzufrieden, und sie ärgerte sich, so rasch nachgegeben zu haben. Er hatte gesagt, dass sie ihm gehörte. Was auch immer er mit ihr tun wollte - sie nahm sich vor, ihre Würde nicht zu verlieren. Das war sie sich und ihrer Familie schuldig. Lieber würde sie sterben, als sich von ihm demütigen zu lassen.
Aber lohnte es sich, für seine Würde freiwillig zu verhungern? Eigentlich nicht. Als er sich wieder aufgerichtet hatte - und ohne sie weiter zu beachten - zu seinen Kameraden zurückgekehrt war, machte sie sich sogar über das Fleisch her. Es war ungewürzt und schmeckte nicht gut, doch der Hunger trieb es hinein.
Sie hatte geglaubt, dass die Männer nach dem ausgiebigen Wodkagenuss jetzt ganz sicher einschlafen würden, doch sie täuschte sich. Andrej rief einige kurze Worte in die Runde, und man packte zusammen, um aufzubrechen. Keiner der Männer schwankte oder zeigte sonstige Anzeichen von Trunkenheit - sie schienen das Trinken gewohnt zu sein.
Andrej führte sein Pferd zu ihr und nickte ihr auffordernd zu.
„Steig auf!“
Fast war sie gerührt. Er wollte sie reiten lassen und selbst zu Fuß gehen! Das war für einen Kosaken doch sehr anständig, geradezu ritterlich.
Sie setzte den Fuß in den Steigbügel und schwang sich auf das Tier, rückte sich im Sattel zurecht und war froh, dass sie als kleines Mädchen schon reiten gelernt hatte. Allerdings war es ungewohnt wie ein Mann zu sitzen, denn seit sie vierzehn Jahre alt war, hatten ihre Eltern streng darauf gesehen, dass sie mit einem Damensattel ritt.
Er reichte ihr die Zügel, die sie huldvoll entgegennahm. Sie wollte das Tier schon antreiben, als Andrej ihren Fuß ergriff und ihn aus dem Steigbügel zog.
„Rück hinter den Sattel. Nun mach schon!“
Sonja war verwirrt. „Aber . was soll das werden?“
„Tu, was ich sage - ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!“
Sein Ton war ungeduldig und herrisch. Er wartete nicht, bis sie sich bequemte seinen Befehl auszuführen, sondern schwang sich auf den Pferderücken, so dass sie kaum Zeit hatte, ihm Platz zu machen.
„Es wird ein langer Ritt - halte dich gut an mir fest, damit du nicht vom Pferd fällst!“
Es klang boshaft und spöttisch in ihren Ohren. Oh, wie hatte sie nur glauben können, dass dieser ungehobelte Kosak ihr ritterlich sein Pferd überlassen würde! Und sich an ihm gar festhalten! Er wusste scheinbar nicht, dass sie reiten konnte.
Die Gruppe setzte sich in Bewegung. Man ritt südwärts, bald tauchten immer häufiger Waldstücke auf, die ohne Rücksicht auf das Dickicht der Zweige durchritten wurden. Die kleinen Pferde schienen keine Müdigkeit zu kennen. Mal ritt man im Trab, dann wieder ein kurzes Stück im raschen Galopp, um danach für eine Weile eine ruhigere Gangart anzuschlagen. Sonja merkte bald, dass es keineswegs einfach war, sich auf dem ungewohnten Sitz zu halten. Immer wieder warf eine Bewegung des Pferdes sie gegen den vor ihr sitzenden Reiter, und sie erschrak bei der Berührung. Andrejs nackter Rücken war von breiten Muskeln überzogen, deren Spiel sie unglaublich dicht vor ihren Augen hatte. Wie stark er war. Wie leicht es ihm fallen würde, ihr Gewalt anzutun. Und doch war seine Haut zart und weich, der feine Schweißüberzug glänzte in der Sonne. Sie ertappte sich bei dem irrwitzigen Wunsch, diese Haut berühren zu dürfen, mit ihren Händen über diese schwellenden Muskelpartien zu gleiten und fühlen, wie sie sich bewegten. Ja, sie spürte sogar das seltsame Verlangen, ihren Mund auf diese seidenglatte, schimmernde Haut zu drücken, mit der Zunge zu lecken, um den salzigen Geschmack zu schmecken, seine helle, ungeschützte Haut zwischen den Zähnen zu spüren.
Ich muss verrückt sein, dachte sie und biss sich auf die Lippen. Er ist ein schmutziger Kosak, ein Verbrecher und Aufrührer, ein Feind Ihrer Majestät der Zarin. Er
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