Kosakensklavin
das Dach einer Behausung zu sehen, ein verfallener Zaun, dann wieder Buschwerk, das alles überwucherte. Der Boden wurde morastig, bleiche, tote Stämme - von Überschwemmungen und Stürmen entwurzelt - lagen von Farnen überwachsen im Weg. Mückenschwärme belästigten Reiter und Pferde, immer wieder ritt man im Galopp durch das seichte Uferwasser, um die Plagegeister wenigstens für kurze Zeit loszuwerden. Wenn einer der größeren Seitenarme des Flusses überquert werden musste, versanken die Pferde bis zu den Bäuchen in der Flut, und die Beine der Reiter wurden nass.
Sonja saß steif zu Pferd, bemüht, sich keinesfalls an den hinter ihr sitzenden Mann anzulehnen. Immer wieder drückte sie seine warmen Hände mit ihren Ellenbogen zur Seite, denn seine Berührung erinnerte sie an jenen verwirrenden, erregenden Traum, dessen sie sich unendlich schämte. Wie war es nur möglich, dass sie sich - wenn auch unbewusst - solch schrecklichen, im höchsten Grade peinlichen Gefühlen hingegeben hatte? Ein Satz fiel ihr ein, den sie einmal belauscht hatte, als ihre Mutter mit einer Freundin Tee trank, und die Damen sie in der Obhut der Kinderfrau glaubten. „Nur eine schmutzige Hure kann daran Vergnügen haben, meine Liebe“, hatte die Mutter gesagt. „Eine Ehefrau lässt diese Dinge geschehen und bemüht sich, nichts dabei zu empfinden.“ Sie hatte damals lange gerätselt, was ihre Mutter wohl gemeint haben könnte, jetzt ahnte sie, wovon die Rede gewesen war. Es war niederschmetternd: Sie war nicht nur im Begriff ihre Würde zu verlieren - sie hatte auch Empfindungen zugelassen, die zutiefst verachtenswert waren, denn nur ganz und gar verkommene Frauenzimmer gaben sich ihnen hin.
Andrej spürte ihre Abwehr und dachte sich seinen Teil. Es war nicht gerade einfach, dieses verführerische Wesen so dicht vor sich zu spüren und dabei doch gleichmütig dreinzuschauen, denn er hatte nicht die Absicht, den anderen Kosaken das Geheimnis seines Gefangenen mitzuteilen. Nein, diese süße Beute würde er ganz für sich allein behalten. Es würde unendliches Vergnügen machen, den Panzer ihrer steifen Wohlerzogenheit zu durchdringen und das Feuer der Leidenschaft zu entfachen, das dahinter unweigerlich schlummerte. Wie heftig sie auf seine Liebkosungen reagiert hatte, als er in der Nacht zu ihr unter die Decke kroch und ihr ganz vorsichtig die Kleider löste. Schließlich war sie bis auf den ledernen Gürtel um ihre Taille völlig nackt unter seinen Händen gewesen, und er hatte sie so heftig erregt, dass er sich über sie werfen und ihr den Mund zuhalten musste, damit nicht die schlafenden Kameraden von ihrem Stöhnen geweckt wurden. Es war ihm verflucht schwer gefallen, nicht ganz und gar in sie einzudringen, denn ihre Sinnlichkeit hatte ihn so aufgepeitscht, dass er sich anschließend selbst befriedigen musste. Auch jetzt stand sein Glied hart wie ein Prügel in seiner Hose, und jede ihrer zufälligen Berührungen während des Rittes brachte ihn in Schwierigkeiten. Es war nur gut, dass sie sich krampfhaft bemühte, so steif und kerzengerade wie möglich vor ihm zu sitzen.
Die Mittagshitze lag mit drückender Schwüle auf der feuchten Flusslandschaft, so dass sogar die zähen Kosakenpferde die Köpfe hängen ließen und nur missmutig vorantrabten. Ihre dunklen Leiber glänzten, auch den Reitern lief der Schweiß vom Körper, und Sonja verfluchte ein ums andere Mal die elende, dicke Filzkappe, unter der sie ihr Haar verbergen musste. Kein Lüftchen bot Erleichterung, träge und gelblich floss das Wasser des breiten Flusses dahin, grünliche Libellen schwebten über den sumpfigen Ufern, leuchtende Käfer eilten über den Boden, graue und braune Vögel flatterten schreiend auf, wenn die Reiterschar sich näherte.
Gegen Nachmittag blieb Andrej ein wenig hinter den anderen zurück, ließ die Stute ins sumpfige Wasser hineinreiten und gestattete ihr zu trinken.
„Hör zu“, raunte er ihr ins Ohr. „Ich werde dich Grigorij nennen. Du wirst heute Abend die Stute absatteln und mein Lager bereiten. Und hüte dich, den anderen zu nahe zu kommen.“
Sie gab keine Antwort, biss sich nur zornig auf die Lippen. Einen Knecht wollte er aus ihr machen. Wären nicht diese vielen Männer gewesen und die beständige Angst, man könnte sie wie Pelageja behandeln - sie hätte ihm schon ihre Meinung gesagt. Aber er war der Einzige, der ihr Geheimnis kannte, und damit hatte er sie ganz und gar in der Hand.
„Wohin reiten wir?“
„Das wirst
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