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Kosakensklavin

Kosakensklavin

Titel: Kosakensklavin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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den sie sich immer noch schämte. War sie vielleicht gar auf dem Weg eine Hure zu werden? Ihre Mutter wäre ganz sicher dieser Meinung gewesen, wenn sie von diesen Gefühlen gewusst hätte.
    Leise setzte sie sich auf. Die Männer lagen in tiefem Schlaf, auch das Feuer war jetzt heruntergebrannt, nur einige Äste glommen noch ein wenig. Tiefe Schnarchtöne waren zu hören, leises Schmatzen, manchmal hustete jemand. Ein dunkler Nachtvogel schwebte über die Lichtung und verschwand im Gesträuch, gleich darauf ertönte das Piepsen einer Maus und verstummte wieder. Sonja spürte eine Gänsehaut.
    Es gab nur eine Hoffnung für sie, ihre Ehre zu retten und nicht zur Hure zu werden. Sie musste diesen Männern entkommen, vor allem diesem einen, den sie hasste, und der sie doch gleichzeitig fesselte und verwirrte.
    Sie zog die Beine an den Körper und stand leise auf. Ihre Chancen waren nicht groß, doch sie würde es wagen. Vielleicht würde sie sich in den Wäldern verirren und verhungern. Vielleicht aber stieß sie auch auf ein Fischerdorf oder wenigstens auf einen Meiler, in dem man ihr weiterhelfen würde. Hier am Fluss musste ganz sicher irgendwo eine Siedlung sein - hatte sie nicht vorhin auch einige kleine Boote auf dem Wasser entdeckt?
    Der Mond stieß wieder durch die Wolken, sein Licht fiel auf das Messer, das neben Andrej auf dem Lager lag. Ja, eine Waffe könnte ihr nützlich sein. Leise beugte sie sich zu dem Schlafenden herab, horchte auf seinen gleichmäßigen Atem, während ihre Finger sich um den Griff des Messers schlossen. Als sie es in den Gürtel steckte, beschien das Mondlicht sein Gesicht, das seltsam blass und friedlich wirkte. Das feuchte, lockige Haar klebte an seiner Stirn, hart zeichneten sich die geschwungenen Bögen seiner dunklen Augenbrauen ab, die Nase war schmal und ein wenig gebogen, Kinn und Wangen bedeckte ein kurzer dunkler Bart.
    Er schien ihr so schutzlos in seinem tiefen Schlaf, und sie spürte das Verlangen, sein Gesicht zu berühren, mit dem Finger über seine Lippen zu streichen, die sicher ungeheuer weich und ein wenig feucht waren.
    Hure, dachte sie. Nur eine Hure kann solche Gedanken haben. Eben noch hat dieser lasterhafte Kerl mit Pelageja Abscheuliches getrieben.
    Der eifersüchtige Zorn half ihr über den Abschied hinweg. Leise bewegte sie sich durch das hohe Gras, blieb erschrocken stehen, wenn ihr Fuß einen dürren Zweig zerknackte oder eines der Pferde schnaubte. Bald hatte sie die ersten Baumstämme erreicht, und sie atmete auf, denn nun konnte sie sich leichter verbergen.
    Dafür war es viel schwieriger, durch das Dickicht des Unterholzes zu schlüpfen. Je weiter sie sich von der Lichtung entfernte, desto dunkler wurde es um sie herum. Das dichte Laubdach des Waldes ließ nur wenige blasse Mondstrahlen bis auf den Waldboden eindringen. Wenn der Mond gar von Wolken verdeckt wurde, stand sie vollkommen im Finstern und konnte sich nur tastend fortbewegen. Immer wieder stießen ihre vorgestreckten Hände an die knotigen Stämme, ihre nackten Füße versanken im feuchten Waldboden, verletzten sich an spitzen Pflanzen und vorstehenden Wurzeln. Dazu umgaben sie die unheimlichen Geräusche des nächtlichen Waldes, das Ächzen der hohen Bäume, das Huschen kleiner Tiere im Gebüsch, das leise Vorüberstreichen unbekannter Wesen, die sie sehen und riechen konnten, ihr jedoch auswichen. Sie dachte daran, dass es Bären im Wald gab, und sie erschauerte bei dem Gedanken, dass dicht vor ihr solch ein Ungeheuer stehen und auf ihre Bewegungen lauern könnte. Wenn die Wolkendecke aufriss und das bläuliche Mondlicht den Wald erhellte, sah sie die düsteren Umrisse der Stämme, das schwarze Gespinst der Büsche und dazwischen immer wieder dunkle, unförmige Gebilde, die sowohl Steine oder tote Baumstämme sein konnten - genau so gut aber auch am Boden kauernde Tiere.
    Ihr Herz raste. Bei jedem fremden Geräusch glaubte sie, vor Schrecken sterben zu müssen. Doch es war längst zu spät, zurück zum Lager zu gehen, denn der Wald umschloss sie, und sie hatte keine Ahnung mehr, in welcher Richtung sich das Lager befand.
    Urplötzlich erkannte sie dicht vor sich eine Masse dunkler Leiber, es knackte im Gezweig, Hufe trafen auf Steine und Baumwurzeln, dann war der Spuk vorbei. Halb ohnmächtig vor Entsetzen hatte sie sich gegen den Stamm einer Eiche gedrückt, dann begriff sie, dass sie ein Rudel Rehe aufgeschreckt hatte.
    Haltung! Sie hätte gern gewusst, wie ihre Mutter in einer solchen

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