Kosmische Kreuzfahrt
Pilotensitz des Kontrollraumes, alle Reluxblenden waren geschlossen, nichts deutete darauf hin, ob der „Pionier“ stillstand oder sich schneller als das Licht durch den Weltraum bewegte. Mechanisch hob Arcot den Arm, drückte den Knopf, der die Blenden zurückgleiten ließ.
Sie befanden sich im Hyperraum, die beiden Geisterschiffe fuhren mit ihnen. Arcot erblickte sie, versuchte zu überlegen, was getan werden müsse, aber die Gedanken gehorchten dem Befehl noch nicht. Eine unendliche Müdigkeit, Sehnsucht nach einem erfrischenden Schlaf überkam ihn. Er überließ sich diesem Verlangen, schloß die Augen und schlief sofort wieder ein.
Stunden später rüttelte Morey ihn wach und atmete auf, als Arcot sich bewegte. „Dem Himmel sei Dank! Ich wüßte nicht, ob Sie noch leben oder nicht. Kommen Sie, ich habe eine Mahlzeit bereitet, Sie müssen etwas zu sich nehmen!“
Vor Müdigkeit schwankend, folgte ihm Arcot in den Aufenthaltsraum. Die anderen saßen bereits am Tisch und ließen es sich schmecken.
„Wo, zum Henker, befinden wir uns eigentlich?“ fragte Arcot und griff nach dem Besteck.
„Gerade das war es, was wir Sie fragen wollten“, erwiderte Morey. „Niemand hat eine Ahnung, wie unsere Position ist. Wir haben ohne Ausnahme zwei volle Tage in einem Schlaf verbracht, der an Bewußtlosigkeit grenzte. In dieser Zeit haben wir uns so weit von allen Inseln im Universum entfernt, daß wir eine nicht mehr von der anderen unterscheiden können. Ich habe den Antrieb daher abgeschaltet, wir schweben im Augenblick.“
Arcot hieb ein, als habe er seit Wochen keinen Bissen über die Zunge gebracht. „Erst essen“, murmelte er, mit vollen Backen kauend. „Im Augenblick gibt es keine wichtigere Beschäftigung. Über alles andere können wir uns später unterhalten.“
Als er endlich das Gedeck zurückschob, hatte sich seine Stimmung wesentlich gebessert. „Machen wir zuerst einen Rundgang durch das Schiff“, schlug er vor. „Es scheint zwar, daß wir nicht mehr Gefangene eines Sterns sind, aber ich bin erst dann völlig beruhigt, wenn ich weiß, daß unser braver „Pionier“ das Abenteuer ebenso gut wie wir überstanden hat.“
Sie kehrten in den Kontrollraum zurück und blickten sich aufmerksam um. Was sie sahen, war wenig erfreulich. Alle Gyroskope waren durch die gewaltigen Anziehungskräfte, denen das Schiff ausgesetzt war, außer Funktion geraten. Durch das automatische Einschalten des Raumverzerrers, dessen Abschaltung infolge ihrer Bewußtlosigkeit unterblieben war, hatten sich die Energien der Spulen erschöpft. Sie luden sich zwar langsam wieder auf, und es würde bald möglich sein, das Schiff wieder mit höchster Geschwindigkeit durch den Weltraum zu steuern, aber was nutzte das, solange sie sich über ihre Position völlig im unklaren waren! „Hm“, machte Arcot und fuhr mutlos fort: „was bleibt uns übrig, als den Rest unseres Lebens in einer dieser Milchstraßen zu verbringen. Irgendwo werden wir auch einen Planeten finden, auf dem wir landen können.“
„Mir gefällt aber die Erde besser“, protestierte Wade empört. „Ich habe nicht die Absicht, mich damit abzufinden, sie nie wiederzusehen. Warum mußten wir auch alle bewußtlos werden! Hätte nicht wenigstens einer von uns den Kurs beobachten können?“
„Niemand weiß, welchen Anforderungen das menschliche Gehirn gewachsen ist“, sagte Arcot ruhig. „Wahrscheinlich waren die Spannungen in den Schwerkraftfeldern der beiden Sterne, vermehrt um das von uns selbst erzeugte Feld, zu stark. Über dieses Problem sollen sich die Raumfahrtmediziner nach unserer Rückkehr die Köpfe zerbrechen. Nach unserer Rückkehr! Wie sieht es nun damit aus? Gibt es bestimmte Kennzeichen, um unser eigenes Universum eindeutig zu bestimmen?“
„Natürlich, ein ganz charakteristisches sogar“, schaltete sich Morey ein, „Die Milchstraße unseres Universums hat zwei Satelliten, die Große und die Kleine Magellanische Wolke. Wenn wir uns zehn Jahre Zeit nehmen, um Aufnahmen zu machen und diese mit den bereits vorhandenen zu vergleichen, besteht Aussicht auf Erfolg. Aber wir haben nicht zehn Jahre Zeit. Was also tun?“
„Weitersuchen“, sagte Arcot trocken, „Alle Milchstraßen in der Nähe beobachten. Einen Planeten aufsuchen, der’ von intelligenten Lebewesen bewohnt wird. Ihnen die Aufnahmen zeigen und fragen, ob sie eine Milchstraße mit zwei Satelliten kennen, Dort vor uns liegt ein großer Milchstraßennebel. Steuern wir ihn doch an!
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