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Kosmologie für Fußgänger

Kosmologie für Fußgänger

Titel: Kosmologie für Fußgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Lesch
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Raumzeit. Diese Theorien sind jedoch so komplex, dass wir hier nicht näher darauf eingehen können. Lassen wir stattdessen den »Alten aus Königsberg« zu Wort kommen:
    In der Tat, wenn man mit solchen Betrachtungen und mit den vorhergehenden
sein Gemüt erfüllt hat, so gibt der Anblick eines gestirnten
Himmels bei einer heiteren Nacht eine Art des Vergnügens,
welches nur edle Seelen empfinden.
Bei der allgemeinen Stille der Natur und der Ruhe der Sinne redet das
verborgene Erkenntnisvermögen des unsterblichen Geistes eine unnennbare
Sprache und gibt unausgewickelte Begriffe, die sich wohl
empfinden, aber nicht beschreiben lassen.
     
    Immanuel Kant

Schwarze Löcher
    Wär’ nicht das Auge sonnenhaft,
Die Sonne könnt’ es nie erblicken;
Läg’ nicht in uns des Gottes eigne Kraft,
Wie könnt’ uns Göttliches entzücken?
     
    Johann Wolfgang von Goethe: »Zahme Xenien III«
    Ein Auge zum Betrachten der Sterne haben wir, da hat Goethe völlig Recht, doch was ist unser Organ für Dinge, die nicht sichtbar sind, die nur einfach schwer sind? Welche Sinnesorgane braucht der Mensch, wenn er sich dem Reich des ewig Unsichtbaren nähert? Vergehen da alle Sinne, oder ist unser gesunder Menschenverstand auch hier der Götterfunke, dem wir vertrauen können? An der Grenze der erkennbaren Wirklichkeit spielen sich Dinge ab, die so ungeheuerlich sind, dass man schon einen sehr gesunden Verstand braucht, um ihn nicht zu verlieren. Wir sprechen von Schwarzen Löchern!
    Kaum eine Klasse von Himmelsobjekten fasziniert sowohl Laien als auch Fachleute auf ähnliche Weise wie die so genannten Schwarzen Löcher. Offenbar hat die Kombination von Schwarz und Loch eine ganz besondere Anziehungskraft auf alle, die sich mit Himmelsangelegenheiten beschäftigen. Schwarze Löcher gelten als das ultimative Ende der Materie, sie sind Teil des dunklen Teils des Universums. Die merkwürdigsten Eigenschaften werden mit ihnen in Verbindung gebracht. Selbst als Tore für Zeittunnel sind sie im Gespräch, vielleicht sogar als Portale in andere Universen. Einige Physiker denken sogar darüber nach, ob die Entstehung von Schwarzen Löchern nicht gleichzeitig die Geburt eines neuen Universums nach sich zieht. Doch bevor wir das Pferd vom Schweif her aufzäumen, wollen wir erst einmal klären, was Schwarze Löcher eigentlich sind und wie sie entstehen.

Die Geburt Schwarzer Löcher
    Im Rahmen der Entwicklung der Sterne sind Schwarze Löcher eigentlich etwas sehr Normales. Sie stehen am Ende des Lebens massereicher Sterne und sind praktisch Sternleichen, also tote, ausgebrannte Sterne. Dabei handelt es sich jedoch um Leichen ganz besonderer Art, denn man sieht sie nicht, man spürt sie nur, von ihnen kann nichts entweichen, und es gibt keine Nachrichten, keine Informationen aus dem Inneren eines Schwarzen Loches. Noch nicht mal Licht kann diese merkwürdigen Dinger verlassen, deshalb bezeichnet man sie auch als schwarz. Diese Objekte entstehen, wenn Sterne am Ende ihres Lebens keine Energie mehr durch Kernfusion freisetzen und nur noch ihr eigenes Gewicht spüren. Schwarze Löcher sind die Leichen von Sternen, die so schwer sind, dass die Materie ihrem eigenen Gewicht keine stabilisierende Kraft entgegenstellen kann. Es ist die eigene Schwerkraft, die die Sternmaterie zusammenfallen lässt.
    Um dem Wesen der Schwarzen Löcher etwas näher zu kommen, müssen wir zunächst die Wirkung der Schwerkraft verstehen. Ein schwerer Körper, zum Beispiel die Erde, zieht alles zu sich heran. Ein Ball, nach oben geworfen, fällt wieder herunter. Er fliegt umso höher, je heftiger wir ihn werfen. Für jeden Körper gibt es eine bestimmte Geschwindigkeit, ab der er das Schwerkraftfeld des anziehenden Körpers verlassen kann – die Entweichgeschwindigkeit. Stellen wir uns vor, dass die Schwerkraft des Planeten auf den Ball wirkt wie Gummifäden, die am Ball ziehen. Der Ball kann die Gummistreifen nur zerreißen, und erst wenn er genügend Geschwindigkeit hat, entkommt er der Zugkraft. Genauso muss der Ball die Zugkraft der Schwerkraft überwinden, soll er den Planeten ganz verlassen. Die Entweichgeschwindigkeit hängt ab vom Verhältnis der Masse des Körpers zu seinem Radius. Je kleiner ein schwerer Körper ist, desto größer ist die Entweichgeschwindigkeit. Stellen wir eine einfache Frage: Auf welchen Durchmesser muss ein schweres Objekt, etwa ein Stern, schrumpfen, damit ein Körper auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt werden muss, um von dem

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