Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
Vom Netzwerk:
auf.
      Dieses »Gleich« dauert bis in die Nähe von Malakassa an, also etwa eine halbe Stunde, gerade als ich an einem Parthenon vorbeifahre, den ein größenwahnsinniger Neugrieche auf der linken Seite der Nationalstraße errichtet hat - mit Säulen, Pfeilern und einem Säulengang, der in der Mitte noch Platz für das Erechtheion läßt. Die Flucht des Neugriechen aus der Armut beginnt mit dem Bau eines Einfamilienhauses und gipfelt in einer originalgetreuen Kopie der Akropolis.
      »Ich fasse mich kurz, weil ich zurück zur Vernehmung muß«, sagt Gikas. »Obwohl ich nicht glaube, daß wir noch mehr in Erfahrung bringen werden. Keiner konnte uns sagen, welcher Nationalität die Terroristen sind oder welche Sprache sie sprechen. Sie tragen stets Masken, sprechen überhaupt nicht, und wenn sie eine Anweisung geben müssen, dann nur kurz und auf englisch. Wir können uns nicht einmal ein Bild über ihre Aussprache machen. Sie haben nur Griechen und keine Ausländer freigelassen. Die Frauen halten sie im Salon der ersten Klasse fest, die Männer im Salon der Economy Class. Der einzige Kontakt zwischen den Gruppen wird durch einen Arzt aufrechterhalten, der sich um die Kranken kümmert und von einer jungen Frau namens Katerina begleitet wird. Könnte das Ihre Tochter sein?«
      »Ja, und der Arzt ist ihr Verlobter. Sie wollten nach Katerinas Prüfung kurz Ferien auf Kreta machen.«
      Obwohl Katerina vor vier Tagen angekündigt hatte, daß sie mit Fanis ohne Trauschein zusammenziehen wolle, um zu sehen, ob sie überhaupt zusammenpaßten, präsentieren wir die beiden nach wie vor als verlobtes Paar und betrachten Fanis' Eltern als Katerinas Schwiegereltern. So geht es immer, stelle ich ergeben fest: Tragische Ereignisse beschleunigen die Familienzusammenführung.
      »Jedenfalls haben sie bislang keiner Geisel und keinem Besatzungsmitglied etwas zuleide getan«, höre ich wieder Gikas' Stimme. »Und das ist prinzipiell positiv.«
      »Außer, es sind Tschetschenen, die zunächst die erste Stufe ihres Plans umsetzen, wie Schaljapin meinte.«
      Er denkt kurz nach, bevor er antwortet. »Aber wieso haben sie dann drei ganze Tage bis zur Freilassung gewartet?«
      »Ich weiß es nicht. Vielleicht, weil sie mit Schiffen keine Erfahrung haben und sie länger gebraucht haben als geplant, um die Fähre mit Sprengstoff zu präparieren.«
      »Kann ich nicht ausschließen, aber das scheint mir übertrieben. Ich glaube, daß sie den Plan verfolgen, uns permanent zu verwirren.«
      »Aus welchem Grund?«
      »Nur eine Ahnung. Aber ich rechne damit, auch die Kehrseite der Medaille zu sehen: ihr grausames Gesicht. Es ist eine Frage der Zeit.« Seine Meinung klingt überzeugend. Es ist unwahrscheinlich, daß ihr grausames Gesicht lange im Verborgenen bleibt. Ich rufe Adriani an und melde ihr die Neuigkeiten, ohne ein Wort über die weniger erfreulichen Szenarien zu verlieren. Als ich nun auch das zweite kurze Telefonat beendet habe, passiere ich gerade die Abfahrt nach Ajios Stefanos und lasse Adriani im siebten Himmel schweben.
     
     

* 13
     
    Der Architekt, der Stelios Ifantidis' Apartment in der Plapouta-Straße entworfen hat, muß betrunken gewesen sein. Denn die Verhältnisse stimmen nicht: Die Dachgeschoßwohnung mißt gerade mal vierzig, doch die mit Bäumchen, Blumentöpfen und Balkonkästen vollgestellte Veranda mehr als siebzig Quadratmeter. Eigentlich hätte er zwecks besserer Wohnraumverteilung die Veranda bewohnen und das Apartment als Treibhaus für seine Pflanzen nutzen müssen.
      Es besteht aus einem sichtbaren Wohnzimmer und einem unsichtbaren Schlafzimmer, das sich in einem Bettsofa verbirgt. Die Kochnische bietet kaum Platz für einen Kühlschrank, einen kleinen Herd und eine Spüle und der Bewohner mußte wohl ständig aufpassen, sich nicht den Kopf an den Küchenkästen zu stoßen.
      Ich bleibe vor der Verandatür stehen, um den Technikern der Spurensicherung nicht im Weg zu sein. Der Einrichtung nach zu schließen muß ich Ifantidis' Schwester zustimmen. Dieses Mauseloch ist geschmackvoll eingerichtet. Ifantidis muß mit großer Geduld verschiedenen, durchaus wertvollen Kleinkram und Stoffe mit hellen, leuchtenden Farben zusammengetragen haben. Wo er Nullachtfünfzehn-Ware nicht vermeiden konnte, wie beim Bettsofa etwa, verbarg er deren Häßlichkeit unter hübsch gewebten Überwürfen.
      Ich erwarte mir keine besonderen Erkenntnisse aus Ifantidis' Wohnung. Was sollte sich in

Weitere Kostenlose Bücher