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Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau

Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau

Titel: Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Einkäufe türmen sich auf den Sesseln, und die Rezeption erinnert an Gikas' Vorzimmer am 23. Dezember, wenn sich die Weihnachtsgeschenke stapeln. Nur dass hier die Teilnehmer der Reisegruppe einander ihre Schnäppchen präsentieren und das Bild nicht an die Weihnachtszeit, sondern eher an einen Flohmarkt oder an einen Wohnungsumzug erinnert. Der Unterschied ist, dass in Gikas' Vorzimmer Weinkartons vorherrschen, vielleicht ist auch noch eine Vase oder ein Büroartikelset dabei. Hier hingegen beherrschen Lederwaren das Bild, gefolgt von Goldschmuck und verschiedenen Stoffschals, aber auch Nippes wie Aschenbecher, schmiedeeiserne Laternen und Wandteller werden herumgezeigt. Die beiden jungen Angestellten an der Rezeption beobachten das Ganze mit einem spöttischen Lächeln, während uns die anderen ausländischen Hotelgäste mit demselben Gesichtsausdruck betrachten wie wir die repatriierten Pontusgriechen auf den Wochenmärkten.
      Murats Stimme, die aus meinem Handy klingt, reißt mich aus der Flohmarktatmosphäre. »What newsf«, fragt er.
      Ich gebe ihm eine kurze Zusammenfassung meines Gesprächs mit der Lazaridou, ohne irgendetwas zu verheimlichen.
      »Der Chief will uns sehen. Ich lasse Sie von einem Streifenwagen abholen.«
      Ich suche nach Adriani und erblicke sie ein Stück weiter, sie sitzt zusammen mit der Mouratoglou und einer anderen Dame mittleren Alters, die ich zum ersten Mal sehe, an einem Tischchen. Die Mouratoglou beugt sich gerade über ein Stück Papier und macht sich verschiedene Notizen, offenbar das Ergebnis des mit gesenkter Stimme erfolgten Meinungsaustausches.
      »Das hier ist Frau Kourtidou«, stellt mir Adriani die unbekannte Frau mittleren Alters vor. »Sie ist eine gute Freundin von Frau Mouratoglou und hat sich bereit erklärt, uns jetzt, da wir allein zurückbleiben, ein wenig die Stadt zu zeigen.«
      Ich werfe ein »Angenehm, sehr freundlich von Ihnen« in die Runde, während ich versuche zu begreifen, wozu wir in den wenigen Tagen, die uns in Istanbul verbleiben, noch eine Stadtführerin brauchen. Ich komme zum Schluss, dass Adriani in weiser Voraussicht ihre Schäfchen ins Trockene gebracht hat, um sich nicht zu langweilen, wenn ich aufgrund von Ermittlungen unterwegs sein sollte.
      Despotopoulos steht mit den Händen in den Jackentaschen da und beaufsichtigt das Schauspiel aus einigem Abstand.
      »Wie ich sehe, verfolgen Sie die Sache mit Interesse, Herr General«, sage ich, um ihn ein wenig zu piesacken.
      »Der Anblick ruft in mir alte Erinnerungen wach, Kommissar.«
      »An frühere Reisen?«
      »Nein. An meine Dienstzeit als Militärattache in unserer Botschaft in London, zu Karamanlis' zweiter Regierungsperiode. Jeden Morgen verließ ich zusammen mit meiner Frau das Haus. Ich ging in die Botschaft und sie zum Einkaufen. Wenn ich dann am Abend nach Hause kam, sah ich mich einer ähnlichen Warenansammlung gegenüber wie hier, nur kleineren Ausmaßes.«
      »Und es ist Ihnen nicht gelungen, die Sache einzudämmen?«
      »Wenn man keine Kinder hat, tut man sich in manchen Dingen schwer, mein Lieber. Du kannst dich nicht auf das Studium des Sohnes berufen oder auf die Wohnung, die du der Tochter zur Hochzeit schenken willst. Du bist wohlsituiert, gut besoldet und mit einer sicheren Rente, dein Alter ist gesichert... Wie sollst du also der Verschwendung Einhalt gebieten, wenn die Gemahlin ohne Mutterpflichten in London unter Einsamkeit leidet? Unglücklicherweise ist bei Frauen das wirksamste Mittel gegen Einsamkeit der Einkaufsbummel.«
      Er blickt mich mit einer Miene an, als zögere er fortzufahren. »Ich höre, dass Sie Ihren Aufenthalt in Konstantinopel verlängert haben«, meint er schließlich.
      »Ja, für ein paar Tage.«
      »Dienstlich?«
      »Zum Teil.«
      Er schaut um sich und beobachtet, wie der Kellner der Stefanakou einen Kaffee serviert und die beiden Angestellten an der Rezeption miteinander plaudern.
      »Gehen wir nach draußen, damit ich Sie aufklären kann«, meint er.
      Ich weiß zwar nicht, wieso er die höchste Geheimhaltungsstufe für angebracht hält, aber ich folge ihm ohne Widerrede vor das Hotel. Außerdem scheint die Sonne, das Hotel liegt in der Fußgängerzone, und ein kleiner Spaziergang kommt mir durchaus gelegen.
      »Arbeiten Sie mit einem türkischen Polizeibeamten zusammen?«, fragt mich der Feldherr außer Dienst.
      »Ja, mit einem Kriminalobermeister. Das heißt, Zusammenarbeit kann

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