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Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau

Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau

Titel: Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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geizig und geldgierig, die hätten nicht einmal ihrem Schutzheiligen Weihrauch spendiert. Ich war mit ihnen verwandt, väterlicherseits durch die Lazaridis-Sippe, aber wir hatten keinen engen Kontakt. >Die schwarzen Schafe<. so nannte sie meine selige Mutter. In allen Familien gibt es ein schwarzes Schaf, bei uns gab's sogar zwei.« Sie seufzt auf und schüttelt den Kopf. »Obwohl sie umgebracht wurde, kann ich ihre Mörderin nicht verfluchen.« Sie wendet sich mir zu und blickt mich an. »Sie wissen nicht, was sie Maria alles angetan haben.« Ich weiß es zwar, doch ich lasse sie fortfahren, in der Hoffnung, dass vielleicht etwas Neues zutage tritt. »Sie haben sie arbeiten geschickt, obwohl sie es nicht nötig hatten, sie waren schließlich eine wohlhabende Familie. Und sie sind sogar zu ihren Dienstherren gegangen und haben ihren Lohn einkassiert. Ab und zu kam Maria zu mir und hat mir ihr Leid geklagt. Mich mochte sie gern, weil ich ihr zuhörte und versuchte, sie zu trösten. Die Tante hat sie nicht mehr lebend erwischt, aber an der Tochter hat sie sich gerächt.«
      »Ihr Nachname ist Lazaridou, der von Kalliopi war Adamoglou. Woher stammt der Name Chambou?«
      »Von ihrem Mann.«
      »Sie war verheiratet?«
      »Ja, wussten Sie das nicht?«
      »Nein.« Wie sollte ich auch, da ich keine Akteneinsicht nehmen konnte.
      »Noch so eine schlimme Geschichte. Damals hat sie bei einer katholischen Familie gearbeitet, den Kalomeri. Anastassis Chambos hatte dort Reparaturen zu erledigen, und so hat sie ihn kennengelernt. Sie war ganz verrückt nach ihm. Immer wenn er an dem Haus vorbeiging, hat sie ihm von oben leere Konservenbüchsen nachgeworfen, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Alle haben ihr von einer Ehe mit ihm abgeraten, aber sie war blind vor Liebe und hat ihn geheiratet. Anastassis war zwar ein guter Handwerker, aber ein Nichtsnutz und ein Trinker. Jeden Abend war er besoffen. Und jeden Morgen, wenn er den Rausch ausgeschlafen hatte, heulte er und versprach, nie wieder einen Tropfen anzurühren, doch schon am Abend kam er wieder sturzbetrunken heim. Am Schluss bekam er ein Leberleiden, aber nicht einmal das hielt ihn vom Trinken ab. Maria hat schließlich jeden Abend mit ihm getrunken, um seinen Weinkonsum zu kontrollieren. Dann ist Anastassis Chambos gestorben, ohne ihr auch nur einen roten Heller zu hinterlassen. Da hat Maria wieder bei neuen Herrschaften Arbeit angenommen. Was ihr dabei zugutekam, waren ihre Kochkünste und ihr Fleiß, mit dem sie sich im Haushalt zu schaffen machte, und so wollte jeder sie einstellen.«
      »Hatte ihr Mann Verwandte?«
      »Anastassis hatte eine Schwester, Safo. Mit ihr ist Maria gar nicht gut ausgekommen.«
      Ich nehme an, dass >Safo< für den aus der Antike stammenden Namen Sappho steht. »Die üblichen Spannungen zwischen Schwägerinnen oder mehr als das?«, frage ich sie.
      »Ganz im Gegenteil«, meint sie lachend. »Maria hasste sie, weil Safo kein gutes Haar an ihrem Bruder ließ. Faulpelz und Taugenichts hat sie ihn genannt. Sie hat auch ihrer Schwägerin reinen Wein eingeschenkt: >Was willst du mit dieser verkrachten Existenz?<, hat sie ihr gesagt. >Du arbeitest, nur damit er dir deinen Lohn wegnimmt und alles versäuft. Gib ihm einen Tritt in den Hintern und schick ihn zum Teufel.< Ihre Schwägerin hatte recht, aber Maria war so verblendet, dass sie nichts hören wollte. Stellen Sie sich vor, als Anastassis starb, wollte Safo zu seinem Begräbnis kommen, doch Maria hat sie nicht in die Kirche gelassen.«
      »Wissen Sie, ob diese Safo noch am Leben ist?«
      Sie blickt mich an, als hätte sie mit einem Schlag die Nase voll von mir. »Sie verlangen aber eine ganze Menge, Herr Kommissar. Wir sind zweitausend Leute und leben in allen Ecken Istanbuls verstreut. Und Sie meinen, ich wüsste, ob Safo noch lebt? Ich bin schon froh, dass ich selber noch am Leben bin.«
      »Wissen Sie vielleicht, wo sie gewohnt hat?«, beharre ich, ohne mich ins Bockshorn jagen zu lassen.
      »Irgendwo in Hamalbasi. Wenden Sie sich an die Marienkirche in Pera, dort wird sie bestimmt in den Registern eingetragen sein.«
      Ich erhebe mich, um mich bei ihr zu bedanken. Sie reicht mir die Hand und sagt: »Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein, Herr Kommissar.«
      Dasselbe hat mir auch die Iliadi gesagt, aber über die Adamoglous. Wie es scheint, ist dieser Spruch unter den Istanbuler Griechen gang und gäbe.
     
     

* 14
     
    Ihre

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