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Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau

Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau

Titel: Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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sich vielleicht erinnern kann.
      »Do you remember the name Lefteris from somewhere?«
      Er schüttelt den Kopf. »No, I heard itfor the first time.«
      »Wir müssen herausfinden, wer dieser Lefteris ist, und da gibt es nur eine einzige Hoffnung.«
      »Und welche?«
      »Noch einmal nach Baloukli zu fahren. Diese beiden Alten könnten ihn kennen oder zumindest seinen Namen schon mal gehört haben. Sie wissen über so gut wie alle Istanbuler Griechen Bescheid.«
      Kommentarlos startet er den Streifenwagen und schaltet das Martinshorn ein. Er biegt nach rechts in eine enge, abschüssige Gasse ein, durch die nur mit Mühe ein Wagen passt. Gleichzeitig kurbelt er die Fensterscheibe herunter und ruft Fahrzeuglenkern und Fußgängern zu, Platz zu machen. Die Fahrzeuge fahren auf den Bürgersteig hoch, während die Fußgänger aufgeschreckt zur Seite springen. Die Straße ist nunmehr frei, und mir bleibt nichts anderes übrig, als neidisch festzustellen, dass man die Polizisten hier mit Samthandschuhen anfasst, während man sie bei uns mit Boxhandschuhen traktiert. Kurz darauf liegt das Goldene Horn vor uns, und wir gelangen wieder in die mir bestens bekannten Gefilde, was sich sogleich durch die Anfahrt der Atatürk-Brücke bestätigt.
      »Sagen Sie mal, muss man, egal wohin man möchte, eigentlich immer diese Brücke nehmen?«, frage ich.
      Er lacht auf. »Fast immer. Wir folgen jetzt der Küstenstraße am Goldenen Horn entlang bis zur Ringstraße. Das ist zwar ein kleiner Umweg, aber dafür fahren wir auf den großen Boulevards und meiden die kleinen Straßen und den Verkehrsstau.«
      Sein Ansatz erweist sich als richtig, denn der Verkehr auf der Küstenstraße verläuft in kontrollierten Bahnen. Und mit unserem Martinshorn und dem Blinklicht sind wir in null Komma nichts am Ziel. Es fällt ein sanfter Nieselregen, der Istanbul in einen Dunstschleier versinken lässt.
      Wir parken vor dem Altersheim, finden die Tür jedoch verschlossen vor. Murat überlässt mir diskret die Initiative, und das vermittelt mir ein gutes Gefühl, denn ich spüre, dass wir endlich einen Modus der Koexistenz finden, ohne einander ständig mit einem Generalverdacht zu belegen. Ich klingle, und ein dunkelhäutiger Portier, der mir von meinem letzten Besuch her nicht bekannt ist, öffnet mir.
      »Bitte sehr«, sagt er mit einem starken Akzent.
      »Ich möchte gerne die Herren Keremoglou und Sefertzidis sprechen.«
      »Jetzt keine Besuch«, sagt er in gebrochenem Griechisch. »Kommst du morgen nach Mittagessen.«
      »Ich bin Kriminalkommissar aus Athen und möchte einige Fragen stellen.«
      »Nach Mittagessen«, meint er erneut und will mir schon die Tür vor der Nase zuschlagen, doch ich kann gerade noch meinen Fuß in den Türspalt zwängen.
      »Hol mir deinen Vorgesetzten her«, beharre ich, während ich mich frage, ob er das Wort »Vorgesetzter« überhaupt versteht.
      »Nach Mittagessen, wie gesagt. Du taub?«
      Da baut sich Murat vor ihm auf und beginnt in türkischer Sprache auf ihn einzureden. Sein heftiger Tonfall führt dazu, dass der Portier ein ganz erschrecktes Gesicht macht und endlich zu den Worten greift, die ich seit meiner Ankunft in Istanbul unzählige Male gehört habe: »Bir daka.« Mit dem mir angeborenen Fremdsprachentalent erahne ich, dass es unserem »Einen Moment« entsprechen muss.
      »Was haben Sie ihm gesagt?«, frage ich Murat, als der Portier verschwindet.
      »Dass ich ihn im Streifenwagen ins Polizeipräsidium bringen und Nachforschungen über ihn anstellen werde. Und dass er sich auf ein paar Tage Arrest gefasst machen kann, bis ich alles geprüft habe, und sollte ich auf Ungereimtheiten stoßen, er mit dem Schlimmsten rechnen kann.«
      Wer nun an der Tür erscheint, ist nicht der Portier, sondern der Sekretär, den ich vom letzten Mal her kenne.
      »Guten Tag, Herr Kommissar«, sagt er, gleich darauf begrüßt er Murat auf Türkisch. Ich frage ihn, ob ich mit Keremoglou und Sefertzidis sprechen könne, und er erwidert, die beiden seien bestimmt im Aufenthaltsraum. »Zu dieser Tageszeit spielen sie immer Tavli miteinander. Kommen Sie, ich führe Sie hin.«
      »Hallo, so läuft das aber nicht! Zwei Viererpasch hintereinander, das gibt's ja gar nicht!« Keremoglous aufgebrachte Stimme ist bereits auf dem Flur vor dem Aufenthaltsraum zu hören. Als wir eintreten, sehen wir, wie er aufspringt und heftig gestikuliert. »So spiele ich nicht, also

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