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Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau

Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau

Titel: Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Bestimmtem besonders interessiert sind, Frau Charitou«, lautet Kourtidous Rat an Adriani. »Tun Sie einfach so, als seien Sie auf einem Spaziergang rein zufällig hereingeraten und wollten nur einen Blick auf die Sachen hier werfen. Und geben Sie dem Händler das Gefühl, Sie wollten Ihre Zeit nicht mit dem Trödel vergeuden, den er im Angebot hat. Dann geht er sofort von sich aus mit dem Preis runter, und Sie können mit dem Feilschen beim heruntergesetzten Preis ansetzen.«
      Die Händlergasse ist so eng und steil wie eine Gasse in der Athener Innenstadt. Anstelle des gewohnten Anblicks von links und rechts geparkten Autos, die kaum eine Fahrspur in der Mitte frei lassen, sind hier Stoffballen, Schuhwerk und Wasserpfeifen abgestellt und geben nur einen schmalen Durchgang frei, durch den wir uns nun schlängeln. Die beiden Damen übernehmen die Führung, bleiben vor den Läden stehen, begutachten ein paar Kleidungsstücke, handeln um den Preis und lassen dann die Ladeninhaber einfach stehen, um zum nächsten weiterzuziehen. Was mich betrifft, so habe ich das Gefühl, im Bermudadreieck verschollen zu sein, einerseits weil ich mich im Menschenmeer ganz verloren fühle, andererseits weil die beiden Damen mich überhaupt nicht beachten. Ich versuche, mir einzureden, dass ich Katerina zuliebe mitgegangen bin, dass auch ich mir diese kirchliche Hochzeit sehr gewünscht habe und dass ich nicht jammern sollte. Doch das Gefühl, ein überflüssiges Anhängsel zu sein, werde ich nicht los.
      Meine Gegenwart wird erst wieder erforderlich, als Fanis' Lederjacke aufs Tapet kommt. »Die guten Ledergeschäfte liegen nicht auf dieser Seite. Wir müssen den Basar verlassen und einen anderen Eingang wählen«, gibt die Kourtidou die Marschrichtung vor.
      Um ehrlich zu sein, sehe ich keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Eingängen, mir kommt es vielmehr so vor, als gingen wir im Kreis und würden wieder durch denselben Eingang in die Markthalle zurückkehren, die Läden und die engen Gassen mit dem stets feuchten Straßenpflaster sehen für mich haargenau so aus wie vorhin. Ein kleiner Angriff aus dem Hinterhalt überzeugt mich schließlich, dass wir tatsächlich auf einen anderen Eingang zusteuern: Ein paar Schritte vor der großen Kuppel, die wieder in den Basar führt, springt plötzlich eine Horde Kinder aus den Sackgassen, umringt uns und beginnt uns in eine bestimmte Richtung zu drängen, weg von der großen Kuppel und hin zu einer Steintreppe links davon.
      »Come, mister! Nice leather jacket!«
      Eines der Kinder muss wohl deutsch sprechen, denn ich schnappe Wörter wie »Herr« und »Komm!« auf. Bevor wir wissen, wie uns geschieht, haben sie uns schon ausgetrickst und lotsen uns die enge Treppe hoch, wobei sie ständig »leather, leather« wiederholen, als wollten sie uns damit den langen Weg zur erquickenden Quelle verkürzen.
      »Die kleinen Biester!«, ruft die Kourtidou aufgebracht und lässt eine türkische Schimpftirade los, doch zu spät, wie sich zeigt, denn inzwischen sind wir bereits in einem Innenhof angekommen, der voll mit Geschäften ist, die Lederwaren jeglicher Art auf Lager haben. Wir blicken uns um, doch die Dreikäsehochs sind verschwunden.
      »Aber wo sind sie denn hin?«, fragt Adriani.
      »Sie sind bloß die Lockvögel«, erläutert die Kourtidou. »Haben uns die Kinder einmal hierhergelotst, übernehmen die Ladenbesitzer das Kommando, indem sie versuchen, uns in ihr Geschäft zu locken.«
      Und tatsächlich sind alle Verkäufer an den Eingang ihrer Läden geeilt und begrüßen uns. Die Kourtidou und Adriani defilieren an ausnahmslos allen Schaufenstern vorbei, werfen ein paar flüchtige Blicke hinein und gehen weiter, wobei sie sich von den Verbeugungen der Ladenbesitzer nicht beeindrucken lassen, deren Stirn jeweils fast den Boden berührt.
      Ich stehe in der Mitte des Innenhofs und versuche, meinen Überdruss und meine Genervtheit zu zügeln. Lederwaren und Schaufensterbummel sind nun mal nicht meine Sache, und die Gebäude in diesem Innenhof gehören auch nicht gerade zu den Sehenswürdigkeiten dieser Stadt.
      Adriani und die Kourtidou beschließen endlich, welchem Geschäft sie ihre Gunst erweisen wollen, und treten ein, um die Lederwaren - diesmal mit den Fingerspitzen - genauer zu begutachten. Ich stehe noch immer wie festgenagelt in der Mitte des Hofs und überlege mir, ob ich die beiden hier zurücklassen und eine kleine Runde drehen soll, doch ich

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