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Kostbar wie ein Tag mit dir - Roman

Titel: Kostbar wie ein Tag mit dir - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Fraser
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Belle Ile gebraust waren, hatten wir Billy Idol immer in voller Lautstärke gehört. Er war unser Lieblingssänger.
    Aber an jenem Abend bei beattie hatte Marc mich mit einem Achselzucken abgewiesen. Ich würde ja schon lallen, hatte er gemeint, und ich sollte mich vielleicht mit dem Wein ein bisschen zurückhalten. Und das vor allen Leuten.
    Beattie hatte gelacht und gesagt: »Also, du hast dich auch kein bisschen verändert, Annie - jedenfalls nicht in dem Punkt.«
    Da hatte ich mich gekränkt abgewandt und Pierre zugeschaut, der solo durch das Wohnzimmer tanzte, tapsig wie ein Grizzlybär. Er war total besoffen, und die Kinder lachten über ihn.

32
 
    W enn ich darüber lachen könnte, würde ich das tun. Denn das ist der Witz an der Sache - was da zwischen Marc und Beattie passiert ist, ist eigentlich gar nicht passiert. Jedenfalls noch nicht.
    Aber das hat Marc nicht bedacht.
    Genau genommen geht dieser Spaß also auf seine Kosten, das ist mir klar. Er ist der Angeschmierte, denn er hätte es gar nicht beichten müssen. Aber gerechterweise muss man wohl sagen, dass er als Mann überhaupt nicht auf den Gedanken kam, mit dem geheimnisvollen Liebhaber könne jemand anders gemeint sein als er. Weil Marc eben Marc ist, nahm er einfach an, dass er der Einzige sei, der es mit meiner besten Freundin getrieben hatte.
 
    Er erzählt es mir.
    Still, ganz still sitze ich am Küchentisch. Die Worte sprudeln nur so aus Marc heraus, als seien die Schuldgefühle wegen dieses schmutzigen Geheimnisses, das er mir so lange verschwiegen hat, eine schwere Last, die er jetzt endlich abschütteln kann.
    Und ich bin sein Beichtvater. Mich kann nichts mehr verletzen - inzwischen stehe ich über allem.
    Es ist eine Geschichte aus einer anderen Welt, einer anderen Zeit - wie eine Sage, denn schließlich hat es gar nicht stattgefunden. Was Marc mir erzählt, ist einfach der fehlende Teil einer Geschichte, die ich schon gehört habe. Die herausgerissenen Seiten sind endlich gefunden. Ich kenne die Wörter alle - wie Charlie, wenn er als kleiner Junge seine Lieblingsgeschichte aufsagte, Bananas in Pyjamas. ich kenne alle Anfänge und Übergänge. Ich erinnere mich, wie es war - wie Marc damals gewesen war, als er in Sydney in diese düstere Depression und Sprachlosigkeit verfiel, sich von einem fröhlichen jungen Mann in einen völlig anderen Menschen verwandelte. »Er trauert«, hatte Beattie damals zu mir gesagt. Und ich selbst hatte mir das auch eingeredet, ja, er trauerte.
    Beattie war auf der Beerdigung seines Vaters.
    Ich bin sprachlos - ich erinnere mich an das verlegene Schweigen der beiden in den folgenden Jahren, an das bemühte Lächeln, wenn sie zusammen waren. »Warum ist sie denn bloß zum Begräbnis gekommen, Marc?«, frage ich tonlos. »Warum nur? Ihr mochtet euch doch nicht mal besonders.«
    Er schaut mich an. Und da wird es mir klar, natürlich: Sie ist katholisch. Beide sind katholisch. Beatties Glaube war stärker als alles andere. Sie ist aus alter Freundschaft da gewesen, denke ich. Sie ist zum Begräbnis des Schwiegervaters ihrer besten Freundin gegangen - das war richtig, das gehörte sich so.
    »Du warst ja nicht da. Sie wollte an deiner -«
    Ich hebe die Hände, spreche leise, aber mein Herz hämmert laut gegen die Rippen. »Verschon mich damit, bitte!«
    Beattie rief ihn an und teilte ihm mit, sie werde kommen. Er holte sie vom Bahnhof ab. Sie ging mit in die Kirche in Ozouer, sie stand Marc auf dem Friedhof gegenüber und kehrte dann mit seinen Verwandten und Freunden in sein Elternhaus zurück. Und danach, als alle Gäste schließlich fort waren, brachte Marc sie wieder zum Bahnhof.
    Aber Beattie verpasste ihren Zug.
    Sie wurden am Bahnübergang aufgehalten. Das rote Licht blinkte, die Schranke ging herunter, und der Zug nach Paris donnerte an ihnen vorbei. Sie saßen im Auto auf dem Parkplatz, als die Sonne über Gretz unterging - über demselben Bahnhof, erinnere ich mich, vor dem Maurice einst Rosa ihre Einkäufe überreicht hatte, vor dem sie die ersten, verlegenen Worte wechselten, bevor er dann um sie warb.
    Dort weinte Marc endlich, auf dem Fahrersitz des geparkten Wagens. Und ich denke zurück an den Mann, der neben mir in unserem Bett lag und sich von mir abwandte, als ich schwanger war und ihn berühren wollte - als ich ihm zu sagen versuchte, dass ich ihn verstand. Ich denke an den Mann zurück, den ich geliebt hatte. »Gar nichts verstehst du.« Das waren damals seine Worte gewesen. Aber jetzt ist

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