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Kottenforst

Kottenforst

Titel: Kottenforst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Thiesmeyer
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Felder und Wiesen, sie war sehr klein gewesen.
    »Heute Nacht hätte ich nicht schlafen können, Pilar, ich war nicht mal im Bett. Mir ging so viel durch den Kopf. Ich habe auch an Nadja denken müssen. Sie ist so lieb, und trotzdem hält es keiner bei ihr aus.«
    »Warum nicht?«
    »Sie erstickt ihre Männer.«
    »Wie bitte?«
    »Mit Liebe. Oder mit dem, was sie dafür hält.«
    Holzbeisser blieb vor einem Mehrfamilienhaus stehen. »Wir sind da.«
    Links von der Tür aus Metall und Glas glänzten die dunklen Blätter eines Kirschlorbeerbusches, rechts stand ein Mülltonnenverschlag aus Waschbeton. Eine Lampe schaltete sich ein und beleuchtete acht paarweise angeordnete Klingelschilder. Pilar fand den Namen Fischmann und drückte auf den flachen Klingelknopf.
    »Pilar, mir ist die Sache peinlich.«
    »Ich nehme alle Schuld auf mich.«
    Im Haus rührte sich nichts. Pilar drückte noch einmal auf die Klingel.
    Nichts.
    »Siehst du, sie schläft«, sagte Holzbeisser. »Sie hört das Klingeln nicht.«
    Pilar legte den Finger mehrere Sekunden lang auf den Knopf. Gelbliches Licht überzog die Sträucher des Vorgartens und die Platten des Bürgersteigs. Im zweiten Stock war Licht angegangen. Es rumorte in der Sprechanlage.
    »Wer ist da?«
    Pilar warf Dirk Holzbeisser einen auffordernden Blick zu. Er seufzte und trat an die Sprechanlage heran.
    »Ich bin’s, Dirk.«
    »Oh, Dirk …«
    Pilar erstarrte – in den zwei Silben lagen Sehnsucht, Verlangen, Freude.
    »Kannst du aufmachen, Nadja?«
    »Oh ja, natürlich.«
    Ein Summen ertönte. Dirk drückte die Tür auf. Während er eintrat, beugte er sich zu Pilar hinunter. »Sei behutsam«, raunte er ihr ins Ohr. »Auch wenn es ihr in letzter Zeit anscheinend gut geht.«
    Vorbei an acht gleichen Briefkästen stiegen sie die graue Steintreppe in den zweiten Stock empor. Pilar hielt sich dicht hinter Holzbeissers breitem Rücken und hoffte, dass sie von oben erst im letzten Moment zu sehen wäre. Als sie an den Türen der ersten Etage vorbeigingen, nahm sie ein schwaches Geräusch und den Dufthauch von Seife wahr, die sie sich rosa vorstellte. Während sie weiterging, wandte sie sich um. Die Wohnungstür hinter ihr hatte sich einen Spalt breit geöffnet.
    »Habe ich dich geweckt, Nadja?«, hörte sie weiter oben Holzbeisser fragen.
    »Was – was soll das?« Frau Fischmann hatte Pilar erblickt. Ihre Stirn kräuselte sich, das Gesicht über dem weißen Negligé wirkte verzerrt und faltig. Sie schaute Holzbeisser an. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Frau Scholz- ähm … will nur fühlen, ob deine Schuhsohlen nass sind.« Holzbeisser lachte verlegen und zwinkerte mit einem Auge.
    Frau Fischmanns Gesicht glättete sich in Sekundenschnelle. Ihre Mundwinkel schwankten zwischen Abwärts und Aufwärts, aber dann lächelte sie Pilar kaum weniger herzlich an, als wenn sie beide im Laden ständen und Pilar nach einem ausgefallenen Geschenkartikel gefragt hätte.
    »Ist das ein Spiel, eine Art Wette?«
    »Die Sache ist die …«, begann Pilar und bemühte sich um die gleiche Art von Lächeln. Ich kann es ihr unmöglich sagen, durchfuhr es sie.
    Frau Fischmann trat einen Schritt zurück. Dirk Holzbeisser nahm Pilars Hand und zog sie in den kleinen Flur hinein. »Muss ja nicht das ganze Haus mithören«, murmelte er und schloss die Wohnungstür hinter ihnen.
    »Ich habe Sie eben an unserer Haustür gesehen und mir Sorgen gemacht«, fuhr Pilar fort. »Geht es Ihnen nicht gut? Brauchen Sie Hilfe?« Es klang nicht sonderlich überzeugend.
    »Mich wollen Sie gesehen haben? Ich war im Bett!« Frau Fischmann schüttelte den Kopf. »Ich würde Sie niemals mitten in der Nacht stören.«
    »Völlig klar, Nadja«, sagte Dirk Holzbeisser.
    Pilars Blick fiel durch die offene Badezimmertüre. Im selben Moment griff ein seidiger Ärmel an ihr vorbei nach der Klinke und zog die Tür zu.
    »Verzeihen Sie. Ich mag es nicht, wenn man bis zur Kloschüssel schauen kann«, sagte Frau Fischmann. »Wenn ich allein bin, vergesse ich manchmal, die Tür zu schließen.«
    Die Toilette hatte Pilar nicht wahrgenommen, ihr Blick war vorher hängen geblieben, am Badewannenrand, an einem Paar grauer Wollsocken, deren Unterseiten eine Schattierung dunkler waren als das Übrige. Pilar glaubte, sich zu erinnern, dass sie vorhin keine Schritte gehört hatte, als sich die Gestalt von ihrer Haustür entfernt hatte. Die Socken schienen groß genug, um sie über die Schuhe zu ziehen.
    »Siehst du ein, dass du dich geirrt hast,

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