KR068 - Ich suchte den Gangster-Chef
Garten. Wir ließen die Wagen eine gute Viertelstunde vor dem Haus stehen und verteilten uns im Gelände, um den Bau zu umstellen.
Mr. High, Phil und ich marschierten geradewegs auf die Gartenpforte zu, öffneten sie und schlenderten wie die Spaziergänger den Kiesweg entlang zum Haus, das von oben bis unten dunkel war, alle Fensterläden geschlossen, die Tür verrammelt. Mr. High schellte, und wir donnerten pro forma mit den Fäusten gegen die Tür.
»Klar, daß niemand zu Hause ist«, flüsterte ich meinem Chef zu. »Aber warum treten Sie nicht einfach die Tür ein und stellen den Fuchsbau ein wenig auf den Kopf? Dann war der Aufwand wenigstens nicht ganz umsonst.«
»Darf ich nicht«, flüsterte er zurück. Auch seine Stimme hatte einen Unterton von Heiterkeit. »Ich habe weder einen Haft- noch einen Durchsuchungsbefehl. Ich kann gar nicht mit Gewalt eindringen.«
Er faßte meinen Arm. »Sehen Sie mal, Jerry«, sagte er leise, »da ist doch jemand zu Hause.«
Phil und ich tasteten unwillkürlich nach den Revolvern, die wir bis jetzt unbesorgt in den Futteralen gelassen hatten. Man hörte deutlich ein Schlurfen hinter der Tür. Dann sagte eine weinerliche Frauenstimme: »O Gott, was sein? Wer sein da?«
Sie hätten unsere erleichterten Mienen sehen sollen!
Mr. High sagte streng dienstlich: »Öffnen Sie! Hier ist das FBI.«
Das Wesen hinter der Tür hob ein wildes Geschrei an. »Oh Gott, ich nichts gemacht, nichts. Ich mal getrunken von Herrn seine Flasche ein Gläschen, sonst nichts. Mir nicht verhaften, Sir…«
»Wer sind Sie?« rief Phil.
»Ich Köchin von diese Haus, sonst nichts…«
Unter ständigem Lamentieren hörten wir, wie sie den Schlüssel drehte, und dann stand sie vor uns, entzückend anzusehen, eine zehn Zentner schwere schwarze Mami mit ängstlichen Kulleraugen und in einem langen blütenweißen Nachthemd.
»Wir möchten gern Mr. Craigh sprechen«, eröffnete ihr unser Chef.
Sie rief ein Dutzend Heilige an und beteuerte, der Herr sei nicht anwesend. Wir glaubten es ihr, hielten es aber doch für nötig, die eifrigen Polizisten zu spielen, damit uns unsere Lässigkeit nicht verriet, wenn Craigh später seine Köchin ausfragte. Also betraten wir das Haus.
Wir hatten kaum den Fuß über die Schwelle gesetzt, als auf der Straße ein mörderisches Geknalle losging. Vier oder fünf Maschinenpistolen spuckten ihre Streifen aus, sechs oder sieben Revolver peitschten die Trommeln leer. Jemand schrie wild und anhaltend, noch zwei, drei vereinzelte Schüsse, dann heulten Automotoren auf.
Aus. Stille. Der Spuk war so schnell vorbei, daß wir keinen Finger hatten rühren können. Jetzt erst warfen wir uns herum und rannten auf die Straße. Aus allen Ecken kamen die G-men und Cops zusammen. Wir standen ziemlich ratlos und konnten uns kaum einigen, wo das Schießen überhaupt gewesen war, aber dann wurde uns doch klar, daß es bei den Autos gewesen sein mußte.
Wir rannten hin, Phil, ich und Mr. High an der Spitze. Auf dem halben Weg kam uns jemand entgegengewankt. Es war Anthony Libbert, einer von unseren Fahrern, die alle bei ihren Wagen geblieben waren. Er hielt die Kanone noch in der Hand, über sein Gesicht sickerte Blut, sein linker Arm hing schlaff herunter. Atemlos schleppte er sich zu Mr. High.
»Sie haben die Wagen überfallen«, keuchte er. »Die ganze Sache muß verpfiffen worden sein.«
Ich sah, wie der Chef zusammenzuckte. Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Das also war die Idee, die in Grannocks Gehirn aufgezuckt war, als ich ihn geheimnisvoll grinsen sah.
Mr. High zernagte sich fast die Unterlippe. Ihm, der sonst nie fluchte, entfuhr ein leises: »Verdammt, daß ich daran nicht gedacht habe.«
Wir rannten zu unserem Wagen. Glücklicherweise hatte es keine Toten gegeben. Aber vier Autos wiesen Einschußlöcher auf. Nur der Geistesgegenwart der Fahrer war es zu verdanken, daß der tückische Überfall ohne ernste Folgen blieb.
Der Chef sagte lange nichts. Ich konnte es schließlich nicht mehr aushalten und sprach ihn an: »Hören Sie, Mr. High, ich könnte mich ohrfeigen, daß ich auf diese Rindviehidee gekommen bin, mich Pickford als Spitzel anzubieten.«
Mr. High winkte ab. »Lassen Sie, Jerry. Ihre Idee war schon gut, nur ich hätte daran denken müssen, daß Pickford und seine Leute diese Gelegenheit benutzen würden, um uns eins auszuwischen. Und niemand kann leugnen, daß sie das hervorragend geschafft haben.«
Wir kamen an einer Laterne vorbei. Ich
Weitere Kostenlose Bücher