KR068 - Ich suchte den Gangster-Chef
konnte sein Gesicht sehen. Es war hart und scharf.
Er schlug einmal mit der Hand durch die Luft. »Morgen mache ich Schluß mit ihnen. Wir heben die ganze Bande in der Starlight Bar aus.«
»Warten Sie noch einen Tag, Chef«, bat ich. »Auf diese Weise bekommen wir Pickford nicht. Ich werde hingehen, gleich morgen werde ich hingehen und werde das Haus nicht eher verlassen, bis ich weiß, wo Pickford steckt.«
Mr. High blieb stehen und sah mich lange an.
»Ich kann es kaum noch verantworten«, sagte er, »aber ich weiß, daß Sie recht haben. Also morgen noch.« Er legte mir die Hand auf die Schulter. »Und Phil wird Sie keinen Augenblick aus den Augen lassen.«
»Ist Pickfords Bande so groß? Nach Libberts Aussage muß es wenigstens ein Dutzend gewesen sein«, sagte Phil.
»Ich kenne nur sieben«, antwortete ich. »Grannock und Brerrik eingeschlossen.«
»Die sieben in der Starlight Bar gehören zu Pickfords Leibwache«, sagte Mr. High. »Außerdem verfügt er aber wenigstens noch über zwölf oder fünfzehn Männer. Er wird sie zu dem Überfall auf uns zusammengetrommelt haben. Zwanzig Leute ist seine Gang sicherlich stark.« Es war nicht mehr viel zu besprechen. Außerdem waren wir jetzt schon bald im Distriktgebäude.
Ich legte mir einen Schlachtplan zurecht.
»Ich gehe morgen früh zu Grannock«, sagte ich, »ungefähr um zehn Uhr. Du wirst mit dem Wagen folgen und parkst näher an dem Haus als gestern. Ich werde Grannock auf die Straße bringen. Wir packen ihn in das Auto und bringen ihn an einen Ort, an dem wir ungestört sind. Dort wird er uns erzählen, wo sich Pickford aufhält.«
»Und wenn er schweigt?«
»Er wird reden, verlaß dich drauf.«
Phil sah mich beunruhigt an. »Was hast du mit ihm vor?«
»Ihm so lange die Hölle heiß zu machen, bis er zu singen anfängt, gleichgültig, wie hart ich ihn anfassen muß.«
»Einverstanden«, sagte Phil grimmig, »aber wirst du ihn herausbekommen ?«
»Ich werde es anders versuchen, sozusagen auf friedlichem Wege. Ich werde ihm ein verlockendes Angebot machen, aber ich werde darauf bestehen, mein Wissen nur Pickford persönlich anzuvertrauen. Geht er darauf ein, und nach den Ereignissen von heute nacht besteht kein Grund, warum er nicht darauf eingehen sollte, lasse ich mich von ihm zu Pickford bringen. Weigert er sich dennoch, wende ich Gewalt an.«
***
Am anderen Morgen konnte ich mich kaum bezähmen, bis endlich die Zeit gekommen war, Grannock aufzusuchen. Phil riet mir, bis elf Uhr zu warten und es mir nicht anmerken zu lassen, wie wütend ich war.
Alles war genau wie vierundzwanzig Stunden vorher. Das Gitter war halb hochgezogen, das ganze Haus sah grau und trübe aus, nur hatte ich eine Stinkwut im Leib, als ich die Eingangstür aufstieß, die Treppen hinaufhetzte und geradewegs auf die Tür von Grannocks Büro zusteuerte.
Ohne anzuklopfen, drehte ich den Knopf, die Tür öffnete sich, und siehe da, Mr. Grannock saß bereits hinter seinem Schreibtisch.
Ich hatte eher damit gerechnet, ihn im Schlafanzug zu finden, aber er trug doch tatsächlich wieder denselben Smoking. Der Kerl mußte eine enorme Vorliebe für dieses Kleidungsstück haben.
Er schien ausgezeichneter Laune zu sein, ein Zustand, den ich bisher noch nicht an ihm beobachtet hatte. Freundlich winkte er mir mit der Hand und rief: »Hallo, G-man, ich warte schon auf dich, wie du siehst, denn ich dachte mir, daß du heute kommen würdest. Setz dich, mein Freund.« Er deutete auf den Sessel gegenüber dem Schreibtisch.
So gut ich konnte, brachte ich meine Gesichtszüge in ihre normale Stellung, damit Grannock nicht zu schnell meine Stimmung erkannte, sonst würde es mit seiner Freundlichkeit zu Ende sein.
Er verspürte offenbar Lust zu einem Plauderstündchen.
»Feines Ding, das wir euch gestern gedreht haben«, er grinste mich an. »Deine Informationen waren tipptopp. War ne Idee von mir, euch ein warmes Willkommen zu bereiten, und es war eine prima Idee, das mußt du doch zugeben.«
Ich erstickte fast vor Wut und würgte mit Mühe ein »Ausgezeichnet!« heraus.
»Das Ding war so gut, daß du dir ’ne Extrabelohnung verdient hast«, sagte Grannock.
Mir schoß das Blut in den Kopf, aber ich beherrschte mich. Ich mußte seine gute Laune ausnutzen.
»Hören Sie, Grannock«, sagte ich daher, »ich habe Informationen über eine ganz große Sache, eine Sache, die eine runde Million wert ist. Sind Sie interessiert?«
In seinem Gesicht erschien ein Ausdruck höchster Spannung.
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