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KR068 - Ich suchte den Gangster-Chef

KR068 - Ich suchte den Gangster-Chef

Titel: KR068 - Ich suchte den Gangster-Chef Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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unter schwerer Bewachung zu einem Gefängniswagen geführt, um zum Untersuchungsgefängnis gebracht zu werden. Er erblickte mich und spuckte voller Wut aus.
    »Harter Bursche«, sagte Mr. High zu uns, als wir sein Büro betraten. »Er will nicht reden. Seine Verurteilung steht fest, aber wenn wir ihn zum Sprechen bringen, können wir seine ganze Bande in Bausch und Bogen verurteilen, vorausgesetzt, wir fassen sie.«
    Ich verzichtete darauf, meiner ehemaligen Arbeitsstätte einen Besuch abzustatten. Brerrik war doch längst über alle Berge.
    »Wo suchen wir?« fragte Phil. Wir standen vor dem Distriktgebäude. Ich zündete mir hinter der hohlen Hand eine Zigarette an; das Streichholz wollte nicht brennen.
    »Diese Seite unseres Berufes kennst du noch nicht«, sagte Phil. »Wir werden uns jetzt Nacht für Nacht in Harlem in allen Kneipen herumtreiben, die Bilder der Gesuchten in den Taschen, werden diese Bilder den Wirten und den Gästen vorlegen, werden versuchen, Informationen und Hinweise zu bekommen, und müssen auf unser Glück vertrauen, daß eines Nachts einer der Brüder uns über den Weg läuft.«
    Endlich brannte die Zigarette. »In Ordnung«, entgegnete ich. »Nachtarbeit bin ich inzwischen gewohnt.«
    »Und noch was, Jerry. In Connecticut mag es wohl zutreffen, daß man Respekt und Achtung vor Polizei und FBI hat. In der Gegend, in die wir jetzt kommen, spuckt man aus, wenn du dich vorstellst. Der Mann auf der Straße steht dort auf der Seite des Verbrechers, in dem er den Gejagten sieht, und die meisten tun nichts, um dir zu helfen.«
    Wir gingen zu der Stelle, wo Phil sein Auto geparkt hatte.
    »Peng!« Es knallte wie eine Fehlzündung. Irgend etwas sirrte wie eine Mücke an mir vorbei, klatschte gegen die Mauer und wimmerte als Querschläger durch die Luft. Noch vor dem zweiten Knall lag ich schon auf dem Bauch und hatte Phil mit heruntergerissen.
    Es blieb bei den beiden Schüssen. Leute, die auf der Straße gingen, sahen uns beide verwundert an. Ich stand auf und klopfte mir den Anzug ab. An der Hausmauer hinter uns war an zwei Stellen der Verputz angeschrammt.
    »Der Umgang mit mir wird gefährlich, Phil«, sagte ich.
    Er sah auf die vorbeiflutenden Autos. »Aus irgendeinem Wagen hat er geschossen, im Vorbeifahren. Was kann man da unternehmen? Einfach nichts. Du siehst eben, die anderen Leute auf der Straße haben es nicht einmal gemerkt, daß geschossen wurde.«
    Ich schob den Hut ins Genick. »Ich fürchte, Ähnliches wird sich noch öfter wiederholen«, sagte ich.
    ***
    Die nächsten acht Tage lebten wir fast nur noch nachts. Abends um acht Uhr ging ich zu Phil, und dann trieben wir uns bis zum Morgengrauen in Harlem und den anderen verrufenen Bezirken New Yorks herum. Wir erlebten muntere Sachen dabei. Einmal versuchte ein betrunkener Chinese, mir ein Messer in den Bauch zu rammen. Ich schlug ihm mit einer Bierflasche über den Schädel. Zwei junge Burschen von achtzehn Jahren hielten uns für erlebnishungrige Lebemänner mit viel Geld in der Tasche und wollten es uns abnehmen. Wir rückten ihnen die Köpfe zurecht, allerdings wurden ihre Gesichter durch unsere Erziehungsmethoden etwas schief und geschwollen.
    In der vierten Nacht hatte ich ein besonders hübsches Erlebnis. Wir betraten eine Kneipe in der Nähe des Hudson. An einem Tisch saß meine erste Bekanntschaft, die ich in New York gemacht hatte, und pokerte mit einem Seemann, der so betrunken war, daß er kaum die Karten halten konnte und nicht merkte, daß sein Partner ihn nach Strich und Faden betrog.
    Ich schlug meinem Kopf-Adler-Schwindler, der die gesamte Heuer des Matrosen vor sich liegen hatte, auf die Schulter.
    »New York ist doch ein Dorf!« rief ich erfreut.
    Er sah mich unsicher an, aber er erkannte mich nicht.
    »Kennen wir uns, Mister? Ich weiß wirklich nicht…«
    »Du schuldest mit noch zweiundvierzig Dollar und vierzig Cent, mein Bester. Kann ich die jetzt haben?«
    Ihm ging ein Licht auf. Wie damals im Park wollte er sich auf seine Schnelligkeit verlassen. Ruhig strich er sein Geld ein, aber diesmal hatte ich damit gerechnet.
    In der richtigen Sekunde schob ich ihm einen Stuhl in die Quere, er stolperte darüber und überschlug sich. Ich stellte ihn an der Krawatte auf die Beine. Gern hätte ich ihm eins versetzt, aber er schlotterte so erbärmlich, daß ich es nicht übers Herz brachte.
    Phil und ich räumten ihm die Taschen leer, zerrissen seine gezinkten Karten und zwangen ihn, dem betrunkenen Seemann das Geld

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