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KR165 - Ich gewann das tödliche Spiel

KR165 - Ich gewann das tödliche Spiel

Titel: KR165 - Ich gewann das tödliche Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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sah. Die Kugel ging gegen die Decke. Der Kalk stäubte herunter.
    Während dieser Film noch lief, hatte mir der andere die Schlinge schon über den Kopf geworfen. Wenn es ihm gelang, sie zuzuziehen, war ich fertig -begräbnisreif.
    Ich schlang beide Arme um ihn. Ich spürte die Bewegung in seinem Körper, mit der er sich zurückwerfen wollte, aber ich preßte ihn an mich, daß er sich nicht rühren konnte.
    Er versuchte, an der Schlinge zu ziehen, aber seine Arme lagen eingequetscht zwischen seiner und meiner Brust. Die Schlinge wurde enger und würgte mich, aber er hatte nicht genügend Spielraum, um mir die Luft endgültig abzudrehen.
    Das alles spielte sich in Dauer von Zwei Herzschlägen ab.
    Beim dritten hatte ich den Burschen, der zum Glück viel kleiner war als ich, vom Boden hochgehoben und rannte, ihn wie einen Schild gegen meinen Körper pressend, gegen den zweiten Mann an, der inzwischen die Schußrichtung seiner Pistole korrigiert haben mochte, aber das konnte ich nicht sehen, denn ich hielt den Kopf eingezogen und rannte darauf los wie ein blindwütiger Stier.
    Wir prallten zusammen. Ein Stuhl stand hinter ihm. Er fiel rücklings darüber und landete auf der Erde.
    Der Bursche, den ich umschlungen hielt, gab gute Deckung. Allzuviel lebenswichtige Teile von mir sahen nicht hinter ihm hervor, aber jetzt zappelte er wütend mit den Beinen und stieß mit dem Kopf um sich, und wenn die beiden anderen nur eine Sekunde hatten, um zur Besinnung zu kommen, dann war es eine Kleinigkeit für sie, mir in den Rücken zu gelangen.
    Sie erinnerten sich vielleicht, daß an der Rückfront des Hauses, in dem Mrs. Myer ihre Zimmer vermietete, die Subway vorbeilief. New Yorks Untergrundbahn fährt teils über, teils unter der Erde. Hier fuhr sie über einen Damm.
    Die Anlagen waren ziemlich weiträumig, denn ganz in der Nähe befand sich ein Verteilerbahnhof. Ich pflege bei offenem Fenster zu schlafen, und das Subway-Gelände hob sich so hoch vom Straßenniveau, daß es höchstens ein Sprung von vier oder fünf Yards Tiefe war, immer noch genug, wenn der Grund nicht Wasser, sondern Bahnschotter und Schienen sind.
    Doch ich hatte keine Wahl.
    Ich wußte genau, daß mein Überraschungserfolg kein Sieg war, und daß es nur noch zwei Sekunden dauern konnte, bis ich so voll Blei gepumpt wurde, daß ich das Atmen vergaß.
    Mit meinem Zappelphilipp im Arm ging ich rückwärts auf das Fenster zu.
    Und da geschah es.
    Es bellte viermal auf. Der Mann vor mir schrie und schnellte sich wie ein Aal. Ich spürte die Schläge, die sein Körper empfing und dachte schon, es hätte mich selbst erwischt. Dann wurde der Mann ganz schlaff und schwer. Sein Kopf fiel nach vorn.
    Es ging alles rasend schnell, und doch – vielleicht noch während der vierte Schuß durch den Raum peitschte, trafen sich meine und die Blicke des Chefs, des Mannes, der da breitbeinig im Raum stand, dessen Pistole rauchte und der noch einmal durchzog.
    Kaltblütig erschoß er einen seiner Leute in meinen Armen in der Hoffnung, daß eine Kugel genug Durchschlagskraft besitzen möge, um auch mich zu erledigen.
    Die Zeitspanne war nicht meßbar, in der wir uns in die Augen sahen. Ich hob den Toten hoch und schleuderte ihn dem Chef entgegen. Noch während ich ihn durch den Raum warf, empfing er die fünfte mir zugedachte Kugel.
    Ich aber hechtete in einem wilden Satz durch das Fenster. Ich bin oft vom höchsten Brett in der Badeanstalt gesprungen. Als Junge schon war mir kein Brückenbogen hoch genug, und wenn ich Ferien am Meer machte, suchte ich mir die höchsten Klippen aus, um kopfüber in die Wellen zu setzen. Es waren oft vier, fünf Sekunden herrlichen Fluges, bis das Wasser mich empfing, aber nie in meinem Leben hat ein Sprung so lange gedauert wie die paar Yards bis auf das Bahngelände. Ich sprang nicht gerade ins Dunkle. Die Bogenlampen, die das Gelände Tag und Nacht erhellten, gaben nicht genügend Licht, um Einzelheiten zu erkennen.
    Immer wieder, während dieses schier endlos scheinenden Falles, dachte ich wie unter einer Zwangsvorstellung: Jetzt brichst du dir ein Bein, dann kriechst du unten im Kreis herum, und während du unten im Kreise herumkriechst, erscheint »er« am Fenster und knallt dich ab.
    Da war der Schotter! Ich hatte mich während des Fallens nach vorn geworfen. Die Steine stießen in meine nackten Sohlen wie Messerspitzen. Ich fing das Gewicht meines Körpers so gut es gehen wollte mit den Knien ab, warf mich nach vorn, zerschrammte mir die

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