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Krabat (German Edition)

Krabat (German Edition)

Titel: Krabat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otfried Preußler
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Freitreppe zum Portal hinauf.
    Oben stellte sich ihnen ein Offizier in den Weg, baumlang, mit breiter Seidenschärpe, auf seinem Brustschild spiegelte sich der Mond.
    »Parole?«
    Der Meister, statt ihm zu antworten, schob ihn beiseite. Der Offizier griff zum Degen, er wollte blankziehen – es gelang ihm nicht. Mit einem Fingerschnalzen hatte der Meister ihn festgebannt: starr und steif stand er da, der Lange, die Augen weit aufgerissen, die Rechte am Degenknauf.
    »Komm!«, rief der Meister. »Der Kerl muss hier neu sein!«
    Sie hasteten eine marmorne Innentreppe hinauf, durch Gänge und Säle, an Spiegelwänden entlang und an Fensterfronten mit schweren, goldgemusterten Vorhängen. Den Türstehern und Lakaien, denen sie unterwegs begegneten, schien der Meister bekannt zu sein. Keiner vertrat ihm den Weg, keiner hielt ihn mit Fragen auf. Stumm traten alle zur Seite, verbeugten sich, ließen Krabat und ihn passieren.
    Seit sie im Schloss waren, glaubte Krabat zu träumen. Er war überwältigt von all der Pracht hier, von Glanz und Herrlichkeit – und er kam sich in seinem Mühlenkittel unsagbar schäbig vor.
    »Ob die Lakaien mich auslachen?«, dachte er. »Ob die Türsteher hinter meinem Rücken die Nase rümpfen?«
    Er fühlte sich unsicher werden, er kam ins Stolpern. Was denn – das war ja ein Degen, der ihm da zwischen die Füße geraten war  … Wessen Degen, zum Kuckuck! Ein Blick in den nächsten Spiegel machte ihn stutzen, es ging über seinen Verstand: Er trug einen schwarzen, mit Silberknöpfen besetzten Waffenrock, hohe Lederstiefel dazu und, wahrhaftig, ein Wehrgehänge mit einem Stoßdegen! War das ein Dreispitz auf seinem Kopf? Seit wann trug er eine Perücke, weiß gepudert, mit einem Haarbeutel hinten dran?
    »Meister!«, wollte er rufen. »Was soll das?«
    Er kam nicht dazu, weil sie plötzlich in einen von Kerzen erleuchteten Vorsaal gelangten, wo mehrere Herren herumstanden, Hauptleute und Obristen, auch Hofbeamte dazwischen, mit Stern und Ordensband.
    Ein Kammerherr trat auf den Meister zu. »Dass Ihr nur endlich da seid, der Kurfürst erwartet Euch schon!« – und auf Krabat deutend: »Ihr seid nicht allein gekommen?«
    »Mein Junker«, sagte der Meister. »Er mag hier warten.«
    Der Kammerherr winkte einem der Hauptleute. »Nehmt Euch des Junkers an, Herr!«
    Der Hauptmann zog Krabat am Ärmel zu einem Tischchen in einer der Fensternischen. »Wein oder Schokolade, mein Lieber?«
    Krabat entschied sich für ein Glas Rotwein. Während er mit dem Hauptmann anstieß, begab sich der Meister in die Gemächer des Kurfürsten.
    »Hoffentlich«, meinte der Hauptmann, »gelingt es ihm!«
    »Was?«, fragte Krabat.
    »Das solltet Ihr wissen, Junker! Ist Euer Herr nicht seit vielen Wochen bemüht, seine Durchlaucht zu überzeugen, dass Dero Ratgeber, die zum Friedensschluss mit den Schweden mahnen, Schafsköpfe sind und zum Teufel gejagt gehören?«
    »Doch, doch«, sagte Krabat rasch, obgleich er von alledem keine Ahnung hatte.
    Die Herren Obristen und Hauptleute, die sie umstanden, lachten und tranken ihm zu. »Auf den Krieg mit den Schweden!«, riefen sie. »Dass der Kurfürst beschließen möge, ihn fortzuführen! Auf Sieg oder Niederlage – bloß fortführen muss er den Schwedenkrieg!«
     
    Gegen Mitternacht kam der Meister zurück. Der Kurfürst geleitete ihn zur Schwelle des Vorsaals. »Wir danken Euch«, sagte er.
    »Euer Rat ist Uns wert und teuer, das wisst Ihr – und wenn es auch eine Zeit lang gebraucht hat, bis wir Uns Euren Gründen und Argumenten nicht länger verschließen konnten: nun ist die Entscheidung gefallen, der Krieg geht weiter!«
    Die Herren im Vorsaal rasselten mit den Säbeln, sie schwenkten die Hüte. »Vivat Augustus!«, riefen sie. »Ruhm und Ehre dem Kurfürsten – Tod den Schweden!«
    Der Kurfürst von Sachsen, ein schwerer, fleischiger Mann von hünenhafter Gestalt mit dem Kreuz eines Grobschmieds und Fäusten, die jedem Schiffsknecht zur Ehre gereicht hätten, dankte den Herren mit einer Handbewegung. Dann wandte er sich dem Meister zu, sagte ihm ein paar Worte, die bei dem Lärm, der im Vorsaal herrschte, von niemand verstanden wurden und die wohl auch schwerlich für anderer Leute Ohren bestimmt waren – damit entließ er ihn.
    Während die Herren von Hof und Armee im Vorsaal zurückblieben, folgte Krabat dem Meister hinaus. Sie verließen das Schloss auf dem gleichen Wege, auf dem sie gekommen waren: an Fensterfronten und Spiegelwänden

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