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Krach der Kulturen um einen Fahrstuhl an der Piazza Vittorio - Roman

Krach der Kulturen um einen Fahrstuhl an der Piazza Vittorio - Roman

Titel: Krach der Kulturen um einen Fahrstuhl an der Piazza Vittorio - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Klaus Wagenbach
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Regisseur Fassbinder gewidmet war. Wir sahen den Film
Angst essen Seele auf
. Das ist die Geschichte des marokkanischen Einwanderers al-Hadi, genannt Ali, und seiner deutschen Frau, die so alt ist wie seine Mutter. Die beiden stehen unter ständigem Druck, weil die Menschen um sie herum feindselig und arrogant sind: Nachbarn, Arbeitskollegen und vor allem die Familie der Frau. Fassbinder beschreibt Alis Drama, den es zwischen seinem Heimweh nach Couscous und dem verzweifelten Bemühen, es den Deutschen Recht zu machen, fast zerreißt.
    Montag, 20 . April, 23 . 35 Uhr
    Heute Abend habe ich Johan getroffen. Er war ein bisschen niedergeschlagen wegen all der bürokratischen Hindernisse, die es ihm so schwermachen,
Krach der Kulturen um einen Fahrstuhl an der Piazza Vittorio
zu realisieren. Aber obwohl er sich so beschwert über das, was er als »Catenaccio-Mentalität« definiert, hat Johan seinen Enthusiasmus nicht verloren. »Der Film«, sagte er, »wird ein Riesenerfolg. Ich werde das Ganze eher theatralisch angehen, in nur einem einzigen Ambiente, nämlich dem Hauseingang, der sich genau vor dem Fahrstuhl befindet. Ich werde alle Hausbewohner dazu bringen, ihre Rollen so zu spielen, wie man das zu Zeiten des Neorealismus gemacht hat. Und Benedetta wird eine so berühmte Schauspielerin wie Anna Magnani!«
    Freitag, 30 . November, 23 . 16 Uhr
    Der blonde Johan ist wild entschlossen, weiter an der Realisierung seines Films über die Hausbewohner und deren krankhafte Beziehung zum Aufzug zu arbeiten. Mich soll er, darum habe ich ihn gebeten, außen vor lassen, einfach deshalb, weil ich den Aufzug nie benutze. Meine Alpträume spielen immer in einem Aufzug: ein enger Sarg ohne Fenster.

Die Wahrheit des Sandro Dandini
    Ich bin der Inhaber der Dandini-Bar, die auf die Parkanlagen der Piazza Vittorio hinausgeht. Die meisten meiner Kunden sind Ausländer. Ich kenne sie sehr gut und kann problemlos zwischen einem Bengalen und einem Inder, einem Albaner und einem Polen, einem Tunesier und einem Ägypter unterscheiden. Die Chinesen zum Beispiel sprechen anstelle eines R ein L: »Buongiolno signole, eine Olangenlimo, glazie!« Und die Ägypter sagen statt eines P ein B: »Ber favore, ein banino mit Bute.« Wie Sie also sehen, wird es nicht ganz leicht werden, mich davon zu überzeugen, dass Amede’ kein Italiener ist.
    Amede’ ist Amedeo. Hier in Rom lassen wir von Namen immer die ersten Buchstaben oder die mittleren oder die letzten weg. Ich heiße beispielsweise Sandro, aber mein richtiger Name ist Alessandro, meine Schwester heißt Giuseppina, aber wir rufen sie Giusy, meinen Neffen Giovanni nennen alle Gianni, mein Sohn heißt Filippo, aber wir nennen ihn immer bloß Pippo und so weiter und so fort.
    Ich habe ihn kennengelernt, nachdem er in eine Wohnung hier an der Piazza Vittorio eingezogen war. Ich erinnere mich noch an unsere erste Begegnung: Er bestellte einen Cappuccino und ein Croissant, setzte sich hin und begann im
Corriere della Sera
die Rubrik von Montanelli zu lesen. In meinem ganzen Leben habe ich keinen Chinesen, Marokkaner, Rumänen oder Zigeuner oder Ägypter den
Corriere della Sera
oder die
Repubblica
lesen sehen! Die Einwanderer lesen immer bloß die
Porta Portese
, wegen der Stellenanzeigen. Als er gerade am Gehen war, sagte ich ihm, dass ich Montanelli für seinen Mut, seine Ehrlichkeit und seine Aufrichtigkeit bewundere, weil er den Rotbrigadisten, die auf ihn geschossen haben, die Stirn geboten und sie angeschrien hat: »Seid ihr verrückt? Verdammte Hurensöhne!« Ich sagte auch, dass sich Montanelli meiner Ansicht nach geirrt hat, als er behauptete, dass »das italienische Volk kein historisches Gedächtnis hat«. Das stimmt zwar für ganz Italien, aber nicht für Rom, weil das tief verwurzelte Gedächtnis der Leute hier bis zu den alten Römern zurückreicht. Man braucht ja bloß durch die Straßen gehen und die historischen Überreste bestaunen oder einen Blick auf die Fahne unserer Fußballmannschaft werfen: Überall kann man sich am Bild der Wölfin erfreuen, die Romulus und Remus säugt. Und schließlich fiel mir ein, was mein Vater mir riet, um Kunden zu gewinnen:
    »Ich heiße Sandro, und du?«
    »Mein Name ist Amede’.«
    »Dann bist du also aus Rom?«
    »Ich bin aus dem Süden.«
    Als er ging, sagte ich: »Bis morgen, Amedeo!« Und er antwortete mit einem netten Lächeln.
    Amedeo hat gleich auf Anhieb einen sehr guten Eindruck auf mich gemacht. Nur dieses »ich bin aus dem Süden« hat

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