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Kräuter-Code: Zehn Kurzgeschichten aus dem schwulen Leben (German Edition)

Kräuter-Code: Zehn Kurzgeschichten aus dem schwulen Leben (German Edition)

Titel: Kräuter-Code: Zehn Kurzgeschichten aus dem schwulen Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad , Jannis Plastargias , C. Dewi , Gerry Stratmann
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Salbeitopf auf die Anrichte gestellt, um sich neben Dirk auf die Fensterbank zu quetschen und ihm wenigstens auf diese Weise etwas Beistand zu
leisten. Doch statt sich über die tröstende Nähe zu freuen, verließ Dirk seinen Platz und begann, den Kräuterbusch zu rupfen. Mindestens zwölf der ovalen
Blättchen landeten in einer Suppentasse, die kurz darauf mit kochendem Wasser aufgefüllt wurde.
    Mit einer Mischung aus Faszination und Hoffnung verfolgte Torben das Geschehen. Er hatte keine Ahnung, ob Salbeitee gegen Zahnschmerzen half, die Nerven beruhigte oder rauschbedingt ablenkende
Halluzinogene enthielt - aber sein Freund sah aus, als wüsste er, was er tat.
    Und wirklich, nachdem Dirk den gesamten Tasseninhalt - eine herb riechende, dunkelgrünbraune Brühe - für Mundspülungen verbraucht hatte, war das Übel fürs
Erste gebannt.
    Irgendwann schlief Dirk - den Kopf auf Torbens Brust gebettet - ein. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, streichelten Torbens Fingerspitzen wieder und wieder durch die kurzen blonden
Stoppeln an Dirks Hinterkopf. Er war mindestens ebenso erleichtert wie Dirk selbst, dass die Schmerzen endlich nachgelassen hatten.
    Wie gut, dass damals ein klinisch toter Salbei den Weg in ihren Haushalt gefunden hatte. Morgen würde er das Ding umtopfen und düngen, beschloss Torben.
    * * *
    „Sag mal, dein Salbei … Ist der zufällig auch aphrodisisch?“, witzelte Torben und lachte kokett.
    Das Zahndesaster hatte vor einigen Wochen ein Ende gefunden, indem der unrettbare Störenfried aus Dirks Mund entfernt und kunstvoll ersetzt worden war.
    Inzwischen neigte sich das Jahr dem Ende zu, und zwischen den Frühstücksutensilien auf dem Küchentisch stand ein selbstgebundener, reichlich zerzauster Adventskranz.
    Dirk machte ein hochmütiges Gesicht, reichte Torben das Pflaumenmus und entgegnete herablassend: „Wieso? Probleme auf dem Sektor?“
    Er klang so ernst und trocken, dass auf der anderen Seite des Tisches eine Kinnlade herunterklappte, bevor schallendes und vor allem ansteckendes Gelächter ertönte.
    „Ich glaube nicht“, erklärte Dirk, als sie sich beruhigt hatten. „Oder kommt es dir so vor, wenn wir damit kochen? Mir nicht. Und als Aufguss hat es eher den gegenteiligen
Effekt, würde ich sagen.“ Mit Schaudern dachte er an den beißend bitteren Geschmack seines Hausmittels. Das Honigbrötchen auf seinem Teller war ihm eindeutig lieber.
    Der Tagesbeginn gestaltete sich gemütlich wie schon lange nicht mehr. Beide Männer stellten heimlich für sich fest, wie sehr sie solche ungestört friedlichen Zeitinseln
innerhalb ihrer vollgestopften Arbeitswochen vermissten.
    Ein Hauch von Flirt verirrte sich zu ihnen, als Torben beim Abräumen einen vielblättrigen Salbeitrieb abbrach und damit beiläufig Dirks Nacken kitzelte. Die Berührung musste
sich gut anfühlen, da sie ein Schnurren auslöste. Zudem sorgte sie dafür, dass Dirk den Brotkorb Brotkorb sein ließ und erwartungsvoll stillstand - mitten im Raum.
    Inspiriert von dieser Reaktion schickte Torben das Büschel auf Wanderschaft über Ohr, Kiefer und Hals. Zu schnell stieß er auf textile Barrieren, aber Dirk ließ sich
bereitwillig von Pullover und Shirt befreien. Gänsehaut huschte über seinen Oberkörper, verschwand und kehrte zurück, als die rausamtigen Blattoberflächen um seine
Brustwarzen strichen. Sacht, aber fest genug um nicht zu kitzeln.
    Noch bevor diese Behandlung in Richtung Bauchnabel fortgesetzt werden konnte, packte Dirk Torbens Handgelenk und bremste ihn.
    „Nicht hier …“, bat er und schluckte.
    Diese Spielerei war zu aufregend, um in einer schnellen Nummer auf dem Tisch oder den Fliesen zu enden. Sie hatten schon lange nicht mehr experimentiert, und das hier fühlte
sich … spannend an. Nicht zwingend wegen der noch zu erforschenden Einsatzmöglichkeiten von Küchenkräutern - Dirk konnte sich nicht recht vorstellen, was Torben
konkret vorhatte. Vielmehr hatte Sex sich schon eine ganze Weile nicht so unbefangen zwischen ihnen ergeben. Oft waren sie zu müde gewesen, hatten es schnell und pragmatisch miteinander
getrieben, wenn Zeit war. Nicht unbefriedigend, nicht lieblos, aber auch nicht sonderlich verführerisch.
    Torbens Augen glitzerten, mit der Zungenspitze brachte er sein Lächeln zum Schimmern.
    „Na, dann komm …“, raunte er und zog seinen Liebsten mit sich.
    Wie oft hatte er sich vorgenommen, Dirk für all die einsamen Abende zu entschädigen. Für jeden freien

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