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Kräuter-Code: Zehn Kurzgeschichten aus dem schwulen Leben (German Edition)

Kräuter-Code: Zehn Kurzgeschichten aus dem schwulen Leben (German Edition)

Titel: Kräuter-Code: Zehn Kurzgeschichten aus dem schwulen Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad , Jannis Plastargias , C. Dewi , Gerry Stratmann
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von Torbens Schulter.
    „Doch aphrodisisch …“, murmelte er und musste plötzlich lachen.
    „Auf jeden Fall“, antwortete Torben, ohne die Augen zu öffnen. „Wir brauchen unbedingt mehr davon.“
    * * *
    Was am Ende den Ausschlag gab, getrennt in den Urlaub zu fahren, vermochte Dirk nicht mehr zu sagen.
    Torben hatte sich in der Firma nicht freimachen können, und von spontan ausgewürfelten Reisezielen hielt er nicht viel. Schließlich sammelte er keine Überstunden, um dann zu
buchen, was zufällig noch frei war. Die Steuererklärung wollte erledigt sein, sie brauchten dringend einen Handwerkertermin für die defekte Mischbatterie im Bad, es fand sich
niemand, der sich um den Briefkasten und die Pflanzen kümmern würde - all das und tausend andere Kleinigkeiten hatten sich kumuliert.
    So war er gekommen - Dirks erster Urlaub als Strohwitwer.
    „Tut uns vielleicht sogar ganz gut, wenn wir mal eigene Wege gehen“, hatte Torben argumentiert und von Wiedersehensfreude und schmutzigen Begrüßungsritualen
fantasiert.
    Dirk hatte gelacht und Listen geschrieben. Listen, auf denen stand, was er einpacken wollte, was Torben möglichst erledigen und keinesfalls vergessen sollte.
    Die erste Woche am Meer war wie im Flug vergangen. Als würde der Seewind den Kopf freipusten, hatten sich Sorgen, Zweifel und unterschwellige Ängste aus Dirks Gedanken gelöst.
    Zu Hause waren sie ein Teil des Alltags gewesen - das leise Misstrauen, wenn Torben später als geplant von der Arbeit kam. Die Streitereien um Kleinigkeiten, bei denen ein
nervöser Geist ernst zu nehmende Hintergründe gewittert hätte. Die subtile Unzufriedenheit, die ihnen manchmal ins Gesicht geschrieben stand.
    Nach ein paar Tagen norddeutscher Sonne und jodhaltiger Luft fiel es Dirk leicht, die Gespenster zu verjagen und sich voller Verlangen und Optimismus auf die Heimkehr zu freuen. Ihre abendlichen
Telefonate waren zärtlich, und wäre ihnen kein Lachkrampf dazwischen gekommen, hätte die Sache mit dem Telefonsex funktioniert.
    Scheinbar sollte Torben recht behalten - Tapetenwechsel und räumliche Distanz würden neuen Schwung in ihre Beziehung bringen. Zuversichtlich stieg Dirk einen Tag vor der geplanten
Abreise in den Zug, beflügelt von der Überraschung, die er Torben bereiten würde.
    Sie gestaltete sich anders als geplant.
     
    „Hallo? Jemand zu Hause?“
    Ein kleines Schmunzeln huschte über Dirks Gesicht angesichts seiner wenig intelligenten Begrüßung. Natürlich war jemand zu Hause - schon unten auf der Straße
hatte er die gedimmte Beleuchtung hinter den Wohnzimmervorhängen und im Bad gesehen. Vor der Wohnungstür hatte sein Herz wie wild im Hals geklopft, was bestimmt nicht auf die vier
Altbautreppen zurückzuführen war.
    Wie konnte man sich nur so vermissen, nach sechs langen Beziehungsjahren? Und wie fantastisch fühlte es sich an, heimzukehren. Zu dem Mann, den man liebte.
    Zu dem Mann, der einen Knaben auf der Couch vögelte, der scheinbar nur knapp die Grenzen der Volljährigkeit passiert hatte.
    Dirks Reisetasche knallte auf das Flurparkett. Dieses Geräusch - nicht etwa sein Erscheinen - unterbrach das Treiben auf der Sofalandschaft.
    Ohne eine Reaktion oder gar ein Wort abzuwarten, drehte Dirk sich um. Noch nie hatte er die Strecke bis zur Küche in so kurzer Zeit zurückgelegt. Erst, als er mit dem Rücken gegen
das Türblatt stand, fragte er sich, warum er nicht einfach wieder gegangen war. Raus, auf die Straße und dann irgendwo hin.
    Falls es eine Antwort in ihm gab, versteckte sie sich gut.
    Nebenan rumorte es - vermutlich suchten die zwei Ertappten ihre Sachen zusammen.
    Dirk schloss die Augen. Sein Herz pochte immer noch laut, aber nun in einer finsteren Tonart.
    Torben - nicht etwa er - hatte immer auf Exklusivität gedrängt. Nicht, dass Dirk ein notorischer Seitenspringer gewesen wäre, aber Flirts und bedeutungsloses Gefummel
außer Haus fand er von Zeit zu Zeit vertretbar - ohne es darauf anzulegen.
    Und nun war es ausgerechnet Torben, der klammheimlich ein dahergelaufenes Bengelchen in ihrem Wohnzimmer bestieg. Wenn er gestern am Telefon einen einzigen Ton über diese Form der
Abendgestaltung gesagt hätte - Dirk hätte ihm viel Spaß gewünscht und wäre einen Tag länger an der See geblieben. Aber so?
    Mit einem Schlag waren alle Verdachtsmomente akut.
    Wer wusste, wie lange das mit dem anderen schon ging? Vielleicht war es keine einmalige Angelegenheit? Vielleicht tauschte Torben ihn ja

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