Kräuterkunde
Intelligenzentwicklung. Frühmenschen (Australopithecinen), die den Wiederkäuerherden nach pirschten, haben sicherlich von den Pilzen, die auf dem Dung dieser Herdentiere wachsen, gekostet. Geringe Dosen schärfen die Sinne für Jäger durchaus ein Überlebensvorteil; höhere Dosierungen regen sexuell an, führen zu erhöhter Koitusbereitschaft und vermehrter Fruchtbarkeit – wiederum eine
survival advantage
; bei noch höheren Dosierungen kommt es zu Visionen – das führte zu Religion und zu einem von Symbolen getragenen kulturellen Verhalten. Diese Hypothese mag überzogen sein, aber sie enthält möglicherweise ein Körnchen Wahrheit. (
McKenna 1992
)
In diesem Zusammenhang ist interessant, daß Rudolf Steiner den Erdboden samt seiner Pilzwelt als »Sinnes Nervenpol« des archetypischen Pflanzenwesens beschreibt. Das Wurzelwerk und der lebendige Boden sind also der »Kopf« der Pflanzen. Die Atmosphäre unter dem Einfluß der erdnahen Planeten (Mond, Merkur, Venus) bilden das »rhythmische System« (Atmung, Kreislauf) der Pflanzen. Die Sonne, die den Pflanzen ihren Lebenspuls gibt, ist das Herz. Die Kräfte der erdfernen Planeten (Mars, Jupiter, Saturn) kommen vor allem im »Sexual- und Fortpflanzungsleben« der Pflanzen zum Ausdruck. In diesem Sinne ist die Pflanze dreigegliedert, genau wie ein Mensch.
Die Pflanze ist ein umgekehrter, makrokosmischer »Mensch«
.
Dieses recht kühne Bild ist eigentlich nichts Neues. Schon Aristoteles erkannte, daß Pflanzen mit dem »Kopf« im Boden verankert sind und ihre Extremitäten und Fortpflanzungsorgane in die Luft strecken. Auch die alten Alchimisten sahen in den Planeten die makrokosmischen »Organe« der Pflanzen. Und in der volkstümlichen Kräuterkunde spielen die planetarischen »Signaturen« noch immer eine große Rolle. Doch schauen wir uns dieses makrokosmische »Sinnes-Nervensystem« der Pflanzen zunächst etwas näher an.
Nach Steiner ernähren sich die Nerven »parasitärisch«. Sie verbrauchen die im Stoffwechsel, in der Verdauung erzeugte Energie. Die Bewußtseinsaktivität des Kopfes wirkt »abbauend«, kräftezehrend. Das gleiche kann man auch von den Pilzen sagen. Als Saprophyten bauen sie die Energie wieder ab, die die grüne Pflanze durch die Photosynthese gewonnen hat. (
Pelikan II 1977:15
)
Nicht nur Wurzeln und Pilze bilden den lebendigen Humusboden, den »Kopf« des Pflanzenwesens. Dazu gehören auch unzählige atmende, assimilierende, stoffwechselnde, ausscheidende, sich vermehrende und sterbende Bakterien, Fadenwürmer, Regenwürmer, Aktynomyzeten, Algen und andere Organismen, deren Gewicht pro Hektar einer Herde von 25 Kühen entspricht. Eine Tasse Erde enthält zahlenmäßig mehr dieser Organismen, als es Menschen auf der Erde gibt. Dieses unaufhörliche Gären und Brodeln ist den wechselnden makrokosmischen Einflüssen und Zyklen unterworfen, den Tag/Nacht-, Sonnen-, Mond- und Planetenrhythmen sowie den damit verbundenen Wasser- und Luftkreisläufen, dem Wetter und dem Klima. Das alles nimmt die Pflanze mittels ihrer »nervlichen Sensoren«, den Mykorrhizen und den sensiblen, tastenden Würzelchen wahr.
Himmel und Phyllosphäre
Ebensowenig wie sich die Pflanze nach unten hin abkapselt, verschließt sie sich nach oben. Das grüne Blatt – Goethe nennt es das Urorgan des Pflanzlichen – gibt sich ganz dem Licht des Himmels hin. Das Pflanzengrün ist höchst photosensibel. Die Chloroplasten ähneln den Stäbchen der Netzhaut, und die Breite der Wellenlängen (zwischen 300 und 800 Nanometer), die das Blatt absorbiert, deckt sich mit der des menschlichen Auges. Zu Recht hat der Botaniker G. Grohmann die grüne Vegetation als das »Lichtsinnesorgan der Erde« bezeichnet, denn die Pflanzen registrieren und reagieren auf jede extraterrestrische Lichtquelle, auf Sonnen- und Mondschein sowie auf das Leuchten und Funkeln der Planeten und Sterne (
Grohmann 1962
). Wir sehen diese zwar als gewöhnliche Lichtstrahlen, aber in Wirklichkeit sind sie Energieströme, die ordnend und energetisierend auf die chaotische, amorphe Erdenmaterie einwirken. Das grüne Blatt ist also ein auf den Kosmos gerichteter Empfänger dieser einstrahlenden Gestaltungskräfte.
Was wir Menschen mit unseren Augen aufnehmen, setzen wir in innere Bilder und Gedankenmuster um. Die Pflanze hingegen übersetzt das von ihr »Gesehene« nicht in innere, subjektive Formen und Gedanken (sie hat ja kein Innenleben wie mikrokosmische Geschöpfe), sondern vielmehr in geometrische
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