Kräuterkunde
ersinnen können.
Die ätherischen Öle, dieses flüssig gewordene kosmische Feuer, werden in besonderen Drüsenzellen vor allem in den Blüten ausgebildet. Diese Zellen sind reich an Plasma, Dietosomen und Mitochondrien. Mitochondrien wirken übrigens als Resonanzkörper, die die feinsten Klangschwingungen – etwa Vogelgezwitscher, das Summen von Insekten und das Singen von Mantren – registieren. Diese Öle sind keineswegs nur Abfallprodukte oder Ballaststoffe des pflanzlichen Stoffwechsels, wie früher geglaubt wurde. Sie spielen bei der Frucht- und Samenbildung der Pflanze eine hormonähnliche Rolle und ermöglichen zudem eine leichtere Ausscheidung von Giftstoffen, weil sie sich verflüchtigen und schädliche Toxine mit ausschwemmen. Auch schrecken sie viele hungrige Käfer, Raupen und Weidetiere ab, obwohl das nicht ihre primäre Aufgabe, sondern eher eine Nebenwirkung ist. Sie dienen als Sexuallockstoffe für bestäubende Insekten und als Mittel zur Kommunikation mit Nachbarpflanzen und Bodenlebewesen, bei welchen sie wachstumsfördernd oder -hemmend wirken. (
Henglein 1994:99
)
Diese feinen Öle sind aber nicht nur für die Pflanze da, sondern auch für alle anderen Lebewesen. Sie sind sozusagen das endokrine System Gaias. Aber sie sind noch mehr als das! Durch sie spricht, wie wir gleich sehen werden, die Weltenseele zu den Tier- und Menschenseelen.
Wie stark die ätherischen Öle mit kosmischen Faktoren zusammenhängen, kann man daran erkennen, daß sich, je nach Mondstand und Konstellation, die Menge und Zusammensetzung des essentiellen Öls verändert. Auch die Tatsache, daß die Blumen zu verschiedenen Zeiten duften, daß es so etwas wie eine Duftuhr gibt, deutet darauf hin. Um halb fünf verströmt die Drachenwurz ihren Duft, bei Sonnenuntergang die Linde, etwas später das Geißblatt, noch später in der Nacht kann man die schweren, betäubenden Düfte des Stechapfels oder der Tollkirsche wahrnehmen. Die Nachtkerze entläßt ihren lieblichen, an Vanillepudding erinnernden Duft genau eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang.
Der Geruch der Weltenseele
Das Blühen ist so etwas wie ein Wendepunkt in der Inkarnation der Pflanze. In der Blüte erreicht die Pflanze die Grenze ihres physischen Daseins, sie wendet sich wieder nach »innen«, der kosmischen Seinsweise zu. Ätherische Öle begleiten ihren Rückzug in die geistige Welt, ihre Heimkehr in die Planetensphären. Sie haben mit dem Verströmen, mit Entmaterialisierung, mit Auflösung zu tun. Die Bildung der ätherischen Öle im pflanzlichen Metabolismus ist, wie Rudolf Steiner andeutet, eine Art »gestauter Verbrennungsprozeß«, der verströmende Duft eine Art »Rauch«. Die duftende Blüte ist – um es indisch zu sagen – die Feuerbestattung der verkörperten Pflanze, die Samen sind das künftige Erdenkarma. Die ätherischen Öle begleiten die Pflanze auf ihrem Weg zurück zu den Sternen.
Eigentlich gehören die herrlichen Aromen kaum mehr zur materiellen Welt. Sie sind feinstofflicher Natur, ganz und gar vom Seelenhaften durchdrungen. Weil das so ist, haben sie eine starke Wirkung auf unseren Astralleib. In dem wir sie riechen, nehmen wir teil am außertellurisch Astralischen. Wir riechen förmlich die Weltseele. Das Riechen ist die Brücke zu den astralischen Regionen des Kosmos. (
Steiner 1961:161
) In der duftenden Lindenallee riechen wir förmlich die Venus. Im Geruch des Stinkasants nehmen wir auf, was Saturn ausströmt, im Veilchen, was Merkur ausströmt. (
Schmidt 1981:106
) Mit anderen Worten, in den Pflanzendüften kommuniziert das Universum, die Weltenseele mit uns und anderen Geschöpfen.
Mit seiner feinen Nase spürt das Tier jenen kosmischen Kräften nach, die es in seiner Nahrung braucht. So weiß der Hase, die Kuh, das Reh, daß es dieses Kraut fressen soll und nicht das. Und wenn es krank ist, sagt ihm die kosmische Seele – ebenfalls durch den Geruch –, welcher Heilpflanze es bedarf. Instinkt nennen wir das und meinen damit die Verbundenheit der Tiere mit der Weltenseele.
Gerüche sind immer Ausdruck des Seelenhaften. Tiere haben einen Artengeruch, der ihr sozialinstinktives Verhalten steuert. Er hält Herden, Rudel und Schwärme zusammen und offenbart die Gruppenseele. Diese Gruppenseele steht mit dem Archetypus der Art in Verbindung und ist transsinnlich, ist in der »Anderswelt«, in den Planetensphären zu Hause. Nur in Trance, in der Ekstase, wenn er selbst in die jenseitige Welt reist, kann der Schamane mit diesen
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