Kräuterkunde
mit gelben, spinnenartigen Blüten geträumt, und wenn man dann am selben Februarmorgen im Park seinen Spaziergang macht, sieht man plötzlich einen im Schnee blühenden Zaubernußstrauch (Hamamelis) und erinnert sich daran, daß das genau das Heilmittel für die Hämorrhoiden oder Krampfadern ist, die einen Freund plagen.
Schamanen und Yogis sind jene wachen Geister, die die Botschaften aus den Devawelten unverfälscht zurückbringen können. Sie sind in der Askese geübt, so daß sie dem dringenden Verlangen widerstehen können, aus dem Fluß des Vergessens, der Grenze zwischen Hier und Dort, zu trinken.
Egotod und Einweihungskrankheit
Schamane ist nicht gleich Schamane. Es sollte klar sein, daß es, je nach Macht und Tiefe der Einsicht, Abstufungen unter ihnen gibt. Einige sind schlicht Sensitive, die die Schwingungen der Pflanzen mit denen der Kranken in Zusammenhang bringen können. Andere gehen in leichte tranceartige Zustände oder empfangen die Devabotschaften im Traum. Viele haben Elementarwesen, Familiare oder auch Totengeister als Helfer beim Heilen und beim Suchen der Heilpflanzen. Andere wiederum wandern weit in die geistige Welt hinaus und kommunizieren unmittelbar mit den Devas.
Diese Abstufungen haben nichts mit den Einweihungsgraden vieler esoterischer Logen zu tun. Sondern der mit karmisch bedingter geistiger Kraft. Es kommt darauf an, wie weit der Schamane ins »Jenseits« eindringen kann, wie hoch er in Vogelgestalt den Weltenbaum hinaufflattern kann. Bei den sibirischen Naturvölkern heißt es, daß ein großer Schamane in einem Nest hoch oben im Wipfel des Weltenbaumes von der Vogelmutter ausgebrütet wird, ein weniger begabter Schamane dagegen nistet in den unteren Zweigen.
Ähnliche Einweihungsgrade findet man überall, wo es um das Heilen mit Pflanzen geht. Die Kraft des Heilers, des Pflanzenschamanen hängt davon ab, wie offen er für die lebendige Geistigkeit der Natur ist. Um die Hinweise hilfreicher Tiere verstehen und den Pflanzen zuhören zu können, um also empfänglich und fruchtbar zu werden, müssen alte Konditionierungen und Programmierungen abgelegt werden. Das bedeutet, daß die alltägliche egozentrische Persönlichkeit mit ihren festen Vorstellungen davon, wie die Dinge zu sein haben, abdankt. Erst dann kann ein höheres Bewußtsein ihren Platz einnehmen.
Das ist nicht leicht, denn das beschränkte Ego hat Angst um sein Dasein, um seinen Platz am Futtertrog, um sein Ansehen, um seinen Besitz. Damit sich die Tore zu den transpersonellen Dimensionen, in denen die Geister und Devas verkehren, auftun, müssen alle Schlauheiten und Gemeinheiten, mit denen sich das niedere Ego schützt, abgestreift werden. Dies empfindet das defensive Ego als tödliche Bedrohung. Es fürchtet sich davor, wehrt ab und blockiert. Auch die psychoanalytische Couch, der LSD Trip oder ein paar teure esoterische Wochenenden helfen da nicht viel, denn auch mit diesen Dingen versucht sich meist nur das sterbliche Ego zu profilieren.
Was hier geschehen muß, wird von außen, aus höheren Dimensionen an den geeigneten Menschen herangetragen. Deshalb sind es immer die Geister, die Götter, die Ahnen, die Gottesmutter oder Gott, welche durch Krankheit und schwere Schicksalsschläge das Ego töten, damit sich der Mensch der göttlichen Gnade, der Ewigkeit, der transzendenten Dimensionen, seiner wahren Berufung, der Quelle des Heils bewußt werden kann. Dann kann er mit wahrer Autorität, die aus geistigen Quellen gespeist wird, die heilenden Kräfte der Devas vermitteln.
In Indien wird die traditionelle Kräuterheilkunde nicht nur von ayurvedischen Ärzten, sondern vor allem von wandernden Sadhus ausgeübt. Sadhus sind keine Menschen im gewöhnlichen Sinne mehr. Sie haben Beruf, Familie, Kastenzugehörigkeit, sämtlichen Besitz, ja sogar ihren Namen hinter sich gelassen und sich ganz Gott hingegeben. Ihre Weihe findet um Mitternacht auf einem Leichenverbrennungsplatz statt. Einst gingen sie splitternackt, weil sie keinen irdischen Besitz mehr ihr eigen nennen; heute tragen sie ein rotes Gewand, welches das alles verzehrende Feuer des Scheiterhaufens symbolisiert. Die Sadhus weihen sich meistens
Shiva
(»der Gütige«), dem Zerstörer der Illusionen und Uryogi, aus dessen Meditation das Universum hervorgeht. Shiva wird ausdrücklich als
Aushadhishvara
, Herr der Kräuter und Pflanzen, verehrt. Weil den Sadhus, die selbst schon wie Geister sind, die jenseitigen Welten offenstehen, können sie mit den
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